Immobilienmarkt : VDP: Dynamik hat bei Wohnimmobilien erheblich nachgelassen
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Neubau in Warnow: Die höheren Zinsen bremsen die Nachfrage nach Wohnimmobilien. Bild: dpa
Der Verband der wichtigsten Immobilienfinanzierer erwartet im laufenden Jahr erstmals seit 2009 wieder einen Rückgang im Neugeschäft. Eine wesentliche Ursache sind die höheren Zinsen.
Die Dynamik auf dem Wohnimmobilienmarkt hat angesichts der veränderten Rahmenbedingungen jüngst erheblich nachgelassen. Darauf wies Jens Tolckmitt,Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP), am Mittwoch hin. In dem Verband haben sich die wichtigsten Immobilienfinanzierer in Deutschland vereinigt. Tolckmitt nennt die höheren Zinsen als wesentliche Ursache für die größere Vorsicht: „Auf der Nachfrageseite haben die höheren Finanzierungskosten die Aktivitäten zahlreicher institutioneller Investoren gestoppt, so dass für das zweite Halbjahr 2022 keine spürbare Belebung des Transaktionsgeschehens zu erwarten ist.“ Bei selbst genutztem Wohneigentum führen die gestiegenen Zinsen dazu, dass der Erwerb insbesondere für Schwellenhaushalte bei dem bestehenden Preisniveau zunehmend schwieriger werde.
Vor dem Hintergrund der bisherigen Entwicklung im laufenden Jahr erwartet der VDP für 2022 erstmals seit 2009 einen leichten Rückgang des Finanzierungsneugeschäftes im Vergleich zum Vorjahr zu rechne. Auf dem Gewerbeimmobilienmarkt, der rascher auf konjunkturelle Veränderungen als der Wohnungsmarkt reagiert, sei die Stimmung insgesamt verhalten. Auf dem Büroimmobilienmarkt werden derzeit nach Angaben von Tolckmitt Bauprojekte und Investitionsentscheidungen auf den Prüfstand gestellt, sodass für das zweite Halbjahr 2022 kein Anstieg beim Vermietungs- und Transaktionsvolumen zu erwarten ist. Der stationäre Einzelhandel werde durch die Konsumzurückhaltung der Verbraucher belastet.
Dämpfende Wirkung
Auf die Kreditvergabe für Büro- und Einzelhandelsimmobilien hätten die aktuellen Rahmenbedingungen eine dämpfende Wirkung. Der sich vergleichsweise dynamisch entwickelnde Logistikbereich sei zu klein, um Rückgänge in anderen Segmenten auszugleichen. „Da bei Neubauvorhaben und auf dem Investmentmarkt für den weiteren Verlauf des Jahres 2022 keine wesentlichen Impulse zu erwarten sind, ist im Hinblick auf das Kreditneugeschäft im Bereich gewerblicher Immobilien für 2022 eine rückläufige Entwicklung im Vorjahresvergleich zu erwarten“, sagte Tolckmitt.
Das Auszahlungsvolumen für Wohnimmobilienfinanzierungen in Deutschland belief sich 2021 auf 278,6 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anstieg um 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie vom VDP durchgeführte Berechnungen auf Grundlage von Angaben der Kredit- und Versicherungswirtschaftsverbände und der Deutschen Bundesbank ergaben. Die Entwicklung der Wohnimmobilienfinanzierung entsprach somit fast dem Wachstum des Bau- und Transaktionsvolumens (plus 11,9 Prozent gegenüber 2020 auf 521,9 Milliarden Euro).
In den ersten sechs Monaten 2022 wurden nach Angaben des Verbands 140 Milliarden Euro zur Finanzierung von Wohnimmobilien zugesagt, was gegenüber der Vorjahresperiode nochmals einem Plus von 3 Prozent entspricht. Verglichen mit der Entwicklung in den beiden Vorjahren, die trotz COVID-19-Pandemie Steigerungsraten von 10 beziehungsweise 11 Prozent aufwiesen, habe die Dynamik - vor allem im zweiten Quartal 2022 - damit deutlich nachgelassen. Für diese Entwicklung verweist der VDP neben den gestiegenen Zinssätzen auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund des Ukrainekriegs, den massiven Anstieg der Energiepreise und auf die Inflation.