Bargeldlos bezahlen : Die Probleme der Girokarte
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In Deutschland unangefochtener Marktführer: Mehr als 100 Millionen Girokarten sind im Umlauf. Bild: obs
In Deutschland ist die Girokarte der glasklare Marktführer. Doch die deutsche Entwicklung hat eine große Flanke offengelassen - und bekommt nun zusehends Konkurrenz.
Hauptsache, sie funktioniert. So oder so ähnlich wird die Einstellung der meisten Deutschen zu den Plastikkärtchen ihrer Banken sein, mit denen sie etwa Geld ziehen können oder in Geschäften zahlen. Auf die Symbole darauf achten sie kaum. Doch darüber, welche Symbole auf der Karte prangen und dementsprechend auch welche großen Unternehmen dahinterstecken, ist ein harter Konkurrenzkampf ausgebrochen. Doch von vorn.
Wenn es um die ausgegebenen Plastikkärtchen in Deutschland geht, ist der glasklare Marktführer die Girokarte. Mehr als 100 Millionen von ihnen sind im Umlauf, dazu gibt es in Deutschland rund 800000 Kartenterminals, an denen mit ihr gezahlt werden kann. Kreditkarten sind dagegen immer noch der Herausforderer, aktuell soll es rund 36 Millionen Stück von ihnen geben.
Fit für den internationalen Einsatz?
Also unbesiegbare Girokarte? Nicht ganz. Sie hat eine große Flanke offengelassen. Die Girokarte ist eine rein deutsche Entwicklung. Zwar gibt es Vorläufermodelle seit den späten sechziger Jahren, doch die eigentliche ec-Karte, wie sie damals hieß, gab es erst seit dem Jahr 1990. Erst seitdem konnte so problemlos Geld abgehoben werden und direkt beim Händler gezahlt werden. Völlig ohne Not wurde der etablierte Name ec-Karte im Jahr 2007 durch den Namen „Girocard“ abgelöst, landläufig Girokarte.
Das Problem daran: Als deutsche Erfindung kann sie theoretisch auch nur im Inland eingesetzt werden. Doch halt: Jeder hat schon einmal seine Karte für Zahlungen im Ausland eingesetzt – wie kann das sein? Die Girokarte setzt dazu auf eine Partnerschaft mit einem zweiten Anbieter. Das sind in den meisten Fällen entweder Visa mit V-Pay oder Mastercard mit Maestro. Schon das war nur ein von den Banken ungeliebtes Vehikel, um die Girokarte überhaupt für den internationalen Einsatz fit zu machen. Doch es gibt ein weiteres Problem, das die Girokarte wohl so schnell nicht lösen wird: Mit ihr kann im Internet nicht bezahlt werden, das funktioniert nur über das Vehikel Lastschriftverfahren oder Rechnung. Doch ist das außerhalb der Europäischen Union vollkommen unüblich.
Im Kampf um den Kunden ist der Preis entscheidend
In den Vereinigten Staaten werden zum Beispiel im Regelfall nur Scheck, Kreditkarte und Bargeld eingesetzt. Das wird in dem Moment ein Problem, wenn man im Internet einkaufen möchte. Gerade junge Unternehmen wie Airbnb oder auch Uber bieten einfach keine Lastschrift an, ebenso ergeht es den Käufern von Tickets für diverse Fluglinien. Der Verkäufer muss entweder über Paypal gehen – was viele Unternehmen ob der hohen Gebühren ablehnen – oder sich eine Kreditkarte zulegen.
In diese Lücke stößt Mastercard mit einer Debit-Mastercard. Während der Betrag für die Kreditkarte erst am Monatsende abgebucht wird, wird bei ihr ähnlich wie bei der Girokarte das Konto sofort belastet. Gleichzeitig kann durch die Kreditkartennummer mit ihr auch online gezahlt werden. Für den einen Kunden mag die monatliche Abbuchung besser sein, für den anderen die sofortige. Der Kampf um den Kunden wird über den Preis entschieden: Während sie bei Internetbanken wie N26 kostenlos mit dazugegeben wird, kostet sie zum Beispiel bei der Deutschen Bank nach dem ersten Jahr Geld – was die Kunden wohl eher ungern bezahlen werden. Dem Handel ist wegen geringerer Gebühren die Debitkarte lieber, den Banken sowieso.
Was für ein Ziel verfolgt nun Mastercard? Der amerikanische Bezahlriese möchte wohl die Girokarte angreifen. Das macht er auch äußerst geschickt: Das Unternehmen ist im Besitz der Namensrechte des immer noch gebräuchlichen Namens „ec-Karte“ und verbindet mit der Debit-Mastercard die Vorteile des Online-Einkaufs über Kreditkarte mit denen der Debitkarte.
Spannend zu beobachten ist eher, wie sich die Mitbewerber positionieren: Die Girokarte ist eine Erfindung der Deutschen Kreditwirtschaft. In ihr sind quasi alle Banken organisiert. Mit einer Debit-Karte, die nicht die Girokarte ist, machen sie sich quasi selbst Konkurrenz. Umso interessanter, dass neben Commerzbank und Deutscher Bank mittlerweile auch die erste Sparkasse mit von der Partie ist.