Verspätete Veröffentlichung : Die Inflation in Deutschland steigt auf 8,7 Prozent
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Weiterhin hohe Inflation in Deutschland: Fürs gleiche Geld gibt es jetzt weniger. Bild: dpa
Ende Januar wurde keine Inflationsrate für Deutschland gemeldet. Die europäischen Behörden mussten mit Schätzungen arbeiten. Jetzt bereitet das Statistische Bundesamt dem Rätselraten ein Ende.
In der vergangenen Woche hatte es für einige Verwunderung gesorgt: Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hatte erstmals seit Menschengedenken am Ende des Monats Januar keine Inflationsrate für Deutschland veröffentlicht. Das ist sonst immer eine Zahl, die es mit unglaublicher Regelmäßigkeit gibt und die nicht nur von Börsianern und Geschäftsleuten mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird – erst recht, seit die Inflationsraten im vergangenen Jahr außergewöhnliche Höhen erreichten und zeitweise zweistellig wurden.
Er könne sich nicht erinnern, schrieb Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass es in der langen Zeit seiner Berufstätigkeit jemals vorgekommen sei, dass die deutsche Inflationsrate nicht veröffentlicht wurde.
Jetzt hat das Statistische Bundesamt das Geheimnis gelüftet: Am Donnerstagmorgen wurde die deutsche Inflationsrate bekannt gegeben, neun Tage nach dem ursprünglich vorgesehenen Termin. Und zwar zeitig, um 8 Uhr morgens, statt um 14 Uhr, wie es sonst in Deutschland üblich zu sein pflegt.
Die Inflationsrate in Deutschland lag demnach im Januar bei 8,7 Prozent. Im Dezember hatte sie noch 8,6 Prozent betragen, nach 10 Prozent im November und 10,4 Prozent im Oktober.
Selbst Lagarde sprach über Geheimnis der deutschen Inflation
Insbesondere staatliche Eingriffe hatten die Rate im Dezember in Deutschland künstlich gedrückt: Damals machte sich bemerkbar, dass der Staat den Dezemberabschlag auf die Gasrechnung für die Haushalte übernommen hatte. Die Statistiker hatten sich dafür entschieden, diesen Effekt recht weitgehend in die Inflationsrechnung mit einzubeziehen.
Das fiel jetzt im Januar aus der Berechnung heraus. Daneben sorgten aber auch rückläufige Energiepreise zuletzt für eine Dämpfung der Teuerung, während die Preise für viele Nahrungsmittel weiter zulegten. Der Verbraucherpreisindex wurde zudem turnusgemäß „rebasiert“, das heißt auf ein neues Basisjahr umgestellt.
Der Grund für die späte Veröffentlichung der Inflationsrate waren Softwareprobleme, wie man aus dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden hörte. Es habe keine inhaltlichen Gründe gegeben. Allen denkbaren Verschwörungstheorien, es könnte kein Zufall sein, dass die Behörden den Menschen in Deutschland über die wahre Höhe der Inflation zu diesem Zeitpunkt lieber keine Auskunft geben wollten, war damit die Grundlage entzogen.
Die Softwareprobleme sorgten schon dafür, dass die einzelnen Statistischen Landesämter ihre Daten zum Teil gar nicht erst nach Wiesbaden melden konnten.
Selbst bis in die Zinspressekonferenz im EZB-Hochhaus in Frankfurt am vergangenen Donnerstag hatte es das Geheimnis um die deutsche Inflation gebracht. Schließlich musste der EZB-Rat anhand aller verfügbaren Daten entscheiden, wie die Notenbank weiter gegen die Inflation vorgehen will.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde erwähnte dazu ausdrücklich den Rückgang der Inflationsrate für die gesamte Eurozone von 9,2 auf 8,5 Prozent im Januar. Sie deutete aber auch an, dass diese Rate vielleicht mit etwas Vorsicht zu genießen sei – schließlich fehle darin noch der genaue Wert für das gewichtige Euroland Deutschland.