Digitalwährung : Bitcoin knackt sein altes Rekordhoch
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Der Bitcoin-Kurs steigt und steigt. Bild: AFP
Die Kryptowährung steigt wie einst im Jahr 2017 - und doch ist die jetzige Rally ist ganz anders. Unterdessen nennt sich Facebooks Digitalwährung Libra in Diem um.
Am Montagnachmittag war es so weit: Die Digitalwährung Bitcoin erreichte ein neues Rekordhoch. Auf 19.857 Dollar stieg die Kryptodevise um kurz nach 16 Uhr deutscher Zeit. Die von einigen lang ersehnte 20.000-Dollar-Marke wurde dabei aber noch nicht geknackt. Damit setzt die Digitalwährung seinen Aufschwung fort, der in den Herbsttagen losging. Als Grund wurde gemeinhin das steigende Interesse institutioneller Anleger gesehen. Als starker Preistreiber gelten auch Pläne des Bezahldienstes Paypal, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren.
Und doch ist diese Rally der Digitalwährungen anders, als die vor drei Jahren. Zum einen steigt die Anzahl an Groß-Depots mit mehr als 1000 Bitcoin stark an: Heute gibt es mehr als 2200 von ihnen, zum Jahr 2018 entspricht das einem Plus von 37 Prozent. Noch auffälliger sieht man an der Marktkapitalisierung, dass dieses mal etwas anders ist: Damals stieg die Marktkapitalisierung aller Digitalwährungen auf rund 830 Milliarden Dollar. Heute sind es lediglich 580 Milliarden Dollar – also 250 Milliarden Dollar oder rund 30 Prozent weniger. Das heißt, dass die Rally überproportional von Bitcoin getragen wird und weniger von anderen Digitalwährungen.
Zur Erinnerung: Während der Rally im Jahr 2017 fiel die Bitcoin-Dominanz von über 80 Prozent auf zeitweise nur noch 33 Prozent im Januar 2018. Das heißt, dass nur ein Drittel der Marktkapitalisierung damals von Bitcoin getragen wurde, aber zwei Drittel von anderen Digitalwährungen. Und heute? Ganz konkret ist die älteste und bekannte Kryptodevise schon seit Monaten konstant dominant über 60 Prozent, mit wenigen Ausreißern nach unten. Das sieht man dann auch an den anderen Digitalwährungen.
Die Größten sind dabei die gleichen Spieler geblieben wie vor drei Jahren: Vorneweg sind Ethereum und Ripple zu nennen, seit Jahren die Nummern zwei und drei der Digitalwährungen. Allerdings ist ihre relative Bedeutung gesunken. Ethereum ist vom Höhepunkt mit einer Marktkapitalisierung von 32 Prozent heute auf 12 Prozent gefallen. Ripple sank von 18 Prozent auf 5 Prozent.Dafür sind viele kleine Digitalwährungen entstanden und wichtiger geworden. Insgesamt gibt es mittlerweile mehr als 7800 Kryptodevisen. In den Top 10 finden sich fünf Digitalwährungen, die es damals noch gar nicht gab. Kein Wunder, denn im Jahr 2017 existierten lediglich 1300 Kryptodevisen.
Aus Libra wird Diem
Die von Facebook maßgeblich unterstützte Kryptowährung firmiert ab sofort unter neuem Namen, um ihre Unabhängigkeit von dem amerikanischen Internetkonzern zu betonen. Die Umbenennung sei Teil eines Umbaus zu einer einfacheren Struktur, sagte der Vorstandschef der in Genf ansässigen Diem Assocation, Stuart Levey, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Diem, was auf Lateinisch „Tag“ bedeutet, solle zu einer an den Dollar gekoppelten digitalen Geldmünze werden. Einen Zeitplan für die Einführung nannte Levey nicht. Zunächst müsse die Genehmigung der Schweizer Aufsichtsbehörden erfolgen.
Facebook bleibe „wichtiges Mitglied der Vereinigung“, die insgesamt 27 Mitglieder zählt, sagte Levey. „Wir versuchen nicht, alle Verbindungen zu kappen, bei weitem nicht.“ Die Namensänderung solle aber unterstreichen, dass die Diem
Association „autonom und unabhängig arbeitet“, fügte er hinzu. Diem wolle sich von anderen Krypo-Anbietern unterscheiden, indem die für Regulierungsbehörden und westliche Regierungen wichtigen Belange berücksichtigt werden - einschließlich
Sanktionskontrollen und Finanzkriminalität, sagte Levey.
Facebook hatte mit seinen Plänen für ein eigenes Digitalgeld Regierungen, Aufseher und Zentralbanken weltweit auf den Plan gerufen. Im April stellte die für den Aufbau der Cyberdevise gegründete Libra Association in der Schweiz einen Antrag
für die Bewilligung als Zahlungsmittel. Viele Regierungen haben aber Vorbehalte, Facebook mit einer digitalen Währung in den Finanzsektor vordringen zu lassen.
Unterdessen berichtet die „Financial Times“ davon, dass die Internetwährung Libra schon im Januar 2021 starten könnte. Die Entwicklung unter der Federführung des sozialen Netzwerkes Facebook soll allerdings abgespeckt werden. So hat sich das Unternehmen von der Idee verabschiedet, den eigenen Token mit verschiedenen Währungen abzudecken. Stattdessen setzt Libra auf eine Eins-zu-eins-Deckung mit dem Dollar. Ob Libra dieses mal aber grünes Licht bekommt, ist immer noch fraglich. Auch Parallel dazu basteln Notenbanken bereits an eigenen Digitalwährungen. In Europa ist etwa der digitale Euro im Gespräch, der aber noch Jahre auf sich warten lässt.