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Goldpreisentwicklung : Mehrheit der Analysten setzt auf steigenden Goldpreis

  • -Aktualisiert am

Bild: dpa

Die Nachfrage nach dem Edelmetall befindet sich auf einem Vierjahrestief. Dennoch setzen Analysten auf einen steigenden Goldpreis. Die seit Mitte der Woche verzeichneten Gewinne konnte er großenteils verteidigen

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          In diesem Jahr befindet sich der Goldpreis im Begriff, den ersten Jahresverlust seit zwölf Jahren zu verbuchen. Das Minus von fast 23 Prozent seit Jahresbeginn noch abzuwenden wird schwierig. Dennoch setze laut einer Umfrage der amerikanischen Finanzagentur Bloomberg die Mehrheit der befragten Analysten auf einen steigenden Goldpreis. Sie sind so „bullish“ wie seit sechs Wochen nicht. 18 Analysten erwarten, dass die Preise in der nächsten Woche steigen werden, neun dass sie sinken, zwei sind neutral eingestellt. Eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) kostete am Freitag etwa 1.286 Dollar.

          Diese positive Einstellung steht im Gegensatz zur Nachricht, dass sich die Nachfrage nach Gold auf einem Vierjahrestief befindet. Nach einem Bericht des World Gold Council (WGC), der Interessenvertretung der Goldminenindustrie, setzte sich dabei das seit einiger Zeit bekannte Spiel fort: Westliche Investoren verkaufen Gold schneller, als es die wachsende Zahl von Schmuckkunden in Asien kaufen kann. Im dritten Quartal fiel die globale Goldnachfrage um 21 Prozent.

          Der Verkaufsdruck der westlichen Investoren lässt sich an den Zahlen für börsengehandelte Gold-Fonds ablesen. Während des dritten Quartals mussten mit dem Edelmetall abgesicherte Exchange Traded Funds (ETF) Nettoabflüsse von 119 Tonnen verkraften. Das war zwar nur noch halb so viel wie im Vorquartal. Doch im dritten Quartal des Jahres 2012 kauften Investoren noch 138 Tonnen Gold über ETF, bei denen die Geldanlage durch die Hinterlegung von physischem Gold gesichert ist.

          Anteile von umgerechnet 42,8 Tonnen verkauft

          Der World Gold Council geht davon aus, dass die Chinesen die Inder in diesem Jahr beim Goldkauf überholen werden. Im bisherigen Jahresverlauf habe China Indien schon abgehängt, sagte Marcus Grubb, Direktor beim World Gold Council, dem „Wall Street Journal“. In Indien sei der Wunsch zum Goldkauf durchaus vorhanden, werde aber durch Maßnahmen der dortigen Regierung gebremst. Indien will durch Steuererhöhungen versuchen, die Goldimporte zu drosseln und damit das hohe Handelsbilanzdefizit zu reduzieren.

          Entwicklung des Goldpreises seit einem Jahr
          Entwicklung des Goldpreises seit einem Jahr : Bild: F.A.Z.

          Trotz der schlechten Nachrichten von der Nachfrageseite konnte der Goldpreis seine seit Mitte der Woche verzeichneten Gewinne größtenteils verteidigen. Der Grund: Die designierte Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, Janet Yellen, hatte bei ihrer Anhörung vor dem amerikanischen Senat bekräftigt, dass eine Rückführung der Fed-Anleihekäufe erst bei einer deutlichen Erholung der amerikanischen Wirtschaft auf der Agenda steht. Marktteilnehmer, die nach den robusteren amerikanischen Arbeitsmarktdaten vergangenen Freitag in Erwartung eines vorzeitigen Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik auf einen fallenden Goldpreis gesetzt hatten, mussten diese Positionen schließen, haben die Analysten der Commerzbank bemerkt. Dies gebe dem Goldpreis vorübergehend Auftrieb. „Eine nachhaltige Aufwärtsbewegung kann hieraus aber nur entstehen, wenn auch die ETF-Investoren wieder in den Goldmarkt zurückkehren“, schreiben die Commerzbanker in einem aktuellen Kommentar.

          Dies scheint derzeit noch nicht der Fall zu sein. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETF verzeichneten am Donnerstag abermals Abflüsse von 2,3 Tonnen. Seit Wochenbeginn belaufen sich die Abflüsse auf 5,5 Tonnen, nachdem in der Vorwoche leichte Zuflüsse zu beobachten waren. Laut den am Donnerstag von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Pflichtmitteilungen haben meldepflichtige Großanleger im dritten Quartal Anteile von umgerechnet 42,8 Tonnen am weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verkauft. Dies entsprach 67 Prozent der Abflüsse aus dem SPDR Gold Trust im dritten Quartal. Größte Verkäufer waren die Großbanken Goldman Sachs, JP Morgan und Deutsche Bank. Der größte Einzeleigner, der Hedgefonds von John Paulson, hat dagegen keine weiteren Anteile verkauft. Größter Käufer war der Hedgefonds CTC LLC, der seine Bestände in den beiden vorhergehenden Quartalen deutlich reduziert hatte.

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