Devisenmarkt : Aufgewacht
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Lange befanden sich die globalen Devisenmärkte in einem Dornröschenschlaf. Vor kurzem legten fünf Zentralbanken erstaunliche Daten über das Handelsvolumen in den aktivsten Märkten der Welt vor.
Bis Oktober 2012 hatte sich der Handel innerhalb eines Jahres so stark abgekühlt wie zuletzt während der Finanzkrise 2008 und 2009. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz nach Daten des Analysehauses Coalition bei den großen Banken im Vergleich zu 2011 um 22 Prozent auf 22 Milliarden Dollar. Nun scheint es, dass der größte Finanzmarkt der Welt wieder erwacht ist.
Wieder vermehrt Zufluss
Der vier Billionen Dollar große Markt verzeichnet nach mehreren mauen Jahren wieder hohe Zuflüsse. Die neue Stärke des Euro und die anhaltende Schwäche des Yen haben das Geschäft in den vergangenen Monaten ebenso angekurbelt wie die steigenden Aktienmärkte. Amerikanische Hedgefonds haben in den vergangenen Monaten mit Wetten auf eine Abwertung des japanischen Yen Milliardengewinne gemacht. Die Spekulanten profitieren von einer deutlich erhöhten Volatilität auf den Devisenmärkten. Wichtige Währungen wie Euro, Yen und Schweizer Franken konnten jüngst aus dem engen Kurskorridor ausbrechen, in dem sie sich 2012 größtenteils bewegten. Seit Anfang des Jahres ist die Volatilität des Dollar zum Yen von 6,1 auf mehr als 13 gestiegen.
Weltweit größter Devisenhändler ist die Deutsche Bank. „Der Devisenmarkt scheint gerade wiederbelebt zu werden, nachdem 2012 relativ ruhig war“, sagt Kevin Rodgers, Leiter für den Devisenhandel bei der Deutschen Bank. Ein wichtiger Treiber war die Aktivität im Bereich von Unternehmensübernahmen und Fusionen. Das Volumen in diesem Geschäft liegt laut Daten von Thomson Reuters Deals Intelligence 2013 bisher bei 158 Milliarden Dollar - mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Bei Übernahmen müssen oft große Summen in verschiedenen Währungen gewechselt werden. Die Citigroup, die von allen Banken weltweit den zweitgrößten Marktanteil am Devisenhandel hält, schreibt, das Handelsvolumen sei im Januar etwa 50 Prozent höher als zur gleichen Zeit im Januar 2012.
Mehr Absicherungsgeschäfte
“Es sind nicht nur Anleger, die mit Fremdkapital darauf wetten, welche Richtung der Devisenmarkt einschlägt. Es ist richtiges Geld vorhanden, und es gibt mehr Absicherungsgeschäfte“, sagt Peter Taylor, Devisenhändler bei Barclays in London. Die britische Großbank verzeichnete zu Jahresanfang an zwei Tagen das zweit- und dritthöchste Handelsvolumen aller Zeiten. Vor allem der Dollar-Yen-Handel war bei Barclays jüngst so beliebt wie noch nie. Anleger setzten seit Monaten auf eine Schwäche der japanischen Währung, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass der neue Ministerpräsident Shinzo Abe mit einer aggressiven Abwertung des Yen die anhaltende Deflation bekämpfen wolle.
Die Ankündigung führte zum enormen Verkauf der Devise. Der Yen war seit Oktober 2012 zum Dollar zeitweise um 20 Prozent gefallen. In Europa sorgte die bessere Stimmung für einen steigenden Euro, der Anfang Februar mit 1,367 Dollar den höchsten Stand seit 14 Monaten erreichte. Investoren, die zuvor auf fallende Eurokurse gesetzt hatten, mussten eilig umsatteln. In der ersten Februarwoche tauschten allein amerikanische Anleger eine Milliarde Dollar in den Euro, so viel wie seit April 2009 nicht mehr. Nach einem Kurs von 1,34 Dollar am 20. Februar lag der Euro nach den Wahlen in Italien am Dienstag wieder bei etwa 1,30 Dollar.
Die globale Risikofreude im Zuge der Entspannung der Euro-Krise ist mit einiger Verzögerung auch bei Lateinamerikas Währungen angekommen. Sogenannte Carry Trades, bei denen Geld in einem Land mit niedrigen Zinsen geliehen und in Währungen mit höherem Risiko investiert wird, stiegen in diesem Jahr bislang um 2,4 Prozent an, wie aus dem Deutsche Bank Carry U.S. Dollar Excess Return Index hervorgeht. Das ist der beste Jahresstart seit 2007. Von den Carry Trades profitieren unter anderem der mexikanische Peso und der brasilianische Real. Vor zwei Jahren hatte der brasilianische Finanzminister Guido Mantega noch vor einem weltweiten Währungskrieg gewarnt.