Christoph Eibl, Tiberius Asset Management : „Der Goldpreis wird bestimmt fallen“
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Christoph Eibl Bild: Bloomberg
Christoph Eibl leitet den Vermögensverwalter Tiberius, der mit 2 Milliarden Dollar in Rohstoffen investiert ist. Er erklärt, warum Gold enttäuscht und ob Hedgefonds die Rohstoffpreise treiben.
Herr Eibl, wie laufen die Geschäfte am Rohstoffmarkt?
In den vergangenen zwölf Monaten haben Rohstoffe enttäuscht. Abhängig davon, welchen Rohstoffindex man betrachtet, sind die Preise 10 bis 20 Prozent im Minus. Besonders im vierten Quartal 2011 haben Investoren viel Geld abgezogen. In den ersten Monaten dieses Jahres hat zudem die Verschärfung der Euro-Krise dazu geführt, dass die Rohstoffpreise abgestürzt sind.
Viele Anleger wollen keine höheren Risiken eingehen - dann stehen Rohstoffe eben auf der Verkaufsliste. Derweil haben sich die Aktienkurse wieder erholt, die Preise für Rohstoffe hingegen nicht. Die Folge: Rohstoffe sind gegenüber Aktien billig geworden.
Wie haben sich Ihre eigenen Rohstoff-Fonds entwickelt?
Auch wir sind auf dem falschen Fuß erwischt worden, unsere Rohstoff-Fonds liegen deshalb knapp 2 Prozent im Minus.
Wird es am Rohstoffmarkt weiter abwärtsgehen?
Als Rohstoffmanager können wir „long“ oder „short“ sein, also auf steigende oder sinkende Preise setzen. Der Markt scheint gerade übertrieben negativ, getrieben von der Euro-Krise und Wachstumsschwächen. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass die Preise wieder steigen sollten.
Warum?
Das negative Bild eines Abschwungs der Weltwirtschaft ist übertrieben. Das ist keine Rezession. Die Weltwirtschaft wächst immer noch mit drei Prozent, das ist solide. So gesehen, sind die Rohstoffpreise zu stark gesunken. Es stimmt allerdings, dass wir niedrigere Wachstumsraten in China sehen. Wenn China nun nicht mehr mit 10 Prozent pro Jahr wächst und in Zukunft nur noch 8 Prozent hat, dann ist das aber immer noch in Ordnung. Aus Sicht eines Kommunisten gilt: Er muss seine Wirtschaftsprognose stets übertreffen. Ich bin mir deshalb sicher, dass die Chinesen ihre selbstgesteckten Ziele erreichen werden. Zudem vergessen viele Anleger, dass es in Amerika und Europa weiter aufwärtsgeht. Die Nachfrage nach Rohstoffen wird weiter steigen.
Welche Rohstoffe bevorzugen Sie?
Wir glauben, Zinn hat Potential. Zwar ist das ein kleiner Markt, doch es gibt ein Angebotsdefizit und niedrige Lagerbestände. Auch Kupfer sollte sich verteuern. Die Angebotslage ist angespannt, das sollte den Preis nach unten begrenzen.
Wie wird sich der Goldpreis entwickeln?
Gold enttäuscht. Obwohl die Meldungen zur Schuldenkrise schlecht sind, steigt der Goldpreis kaum. Gold hat als Krisenwährung in den vergangenen zwei Jahren primär davon profitiert, dass die Anlegernachfrage sehr hoch ist. Mir sagt das: Der Preisanstieg ist überzogen, und der Goldpreis wird bestimmt fallen. Gold ist nicht mehr attraktiv.
Warum?
Gold muss zum einen als Rohstoff zum anderen als Währungsalternative analysiert werden. Mit Blick auf den Rohstoff gilt: Es gibt einen Goldüberschuss, das Angebot hat in den vergangenen 10 Jahren um 1000 Tonnen zugenommen und die traditionelle Nachfrage hat um 1000 Tonnen abgenommen. Die Logik, weshalb der Goldpreis dennoch nicht gefallen ist, liegt darin begründet, dass Investoren bereit sind, mehr Gold in ihr Schließfach zu legen. Es geht also lediglich um die Investorennachfrage. Je mehr Leute es kaufen, desto höher steigt der Preis. Das kann nicht nachhaltig sein. Wir rechnen eher mit sinkenden Goldpreisen, also 1300 Dollar bis Ende des Jahres.
Hedgefonds gelten als Preistreiber am Rohstoffmarkt, vor allem mit Blick auf Agrarrohstoffe. Zu Recht?
Investoren können grundsätzlich die Preise beeinflussen, ob am Rohstoffmarkt oder Kapitalmarkt. Allerdings gelingt es ihnen nicht auf lange Sicht. Die Investoren können die Rohstoffpreise nicht nachhaltig verändern und sich gegen die grundlegenden, fundamentalen Daten behaupten. Kurzfristig sind Übertreibungen der Preise möglich, egal, ob das die Agrarrohstoffe sind, die Metalle oder der Energiemarkt ist.
Das Gespräch führte Tim Höfinghoff.