Chinesische Währung : Jeder Yuan hat zehn Haare
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Die leuchtenden 100-Yuan-Scheine sind die Geldnoten mit dem höchsten Wert Bild: dpa
Nach ihrer unerwarteten Aufwertung ist die chinesische Landeswährung ein Thema - aber wie spricht man eigentlich über das asiatische Geld? Heißt es nun Renminbi oder Yuan? Und was meint ein Chinese mit drei Yi und zehn Wan?
Nach ihrer ebenso unerwarteten wie moderaten Aufwertung dürfte die chinesische Landeswährung auf dem Gipfeltreffen der führenden Wirtschaftsmächte (G20) an diesem Wochenende ein wichtiges Gesprächsthema sein. Nur wie spricht man eigentlich über das Geld aus Fernost? Heißt es nun Renminbi, wie man manchmal liest, oder Yuan? Wie so oft in China gilt beides. Renminbi, abgekürzt RMB oder CNY, ist die Bezeichnung für die Währung an sich.

Wirtschaftskorrespondent in Berlin
Yuan bezieht sich auf die größte Einheit dieser Währung. Als Analogie bietet sich das englische Pfund mit seiner Währungsbezeichnung Sterling an. Einfach gesagt: Wann immer ein Betrag folgt, verwendet man Yuan, sonst eher Renminbi. In einer Bank kann man sagen: „Ich möchte gern Renminbi in Euro umtauschen“ oder: „Ich möchte gern 10 000 Yuan in Euro umtauschen.“ Ob der Bankbesucher damit allerdings Erfolg hat, hängt angesichts der fehlenden Konvertibilität des Yuan davon ab, ob er eine Umtauschquittung von Euro in Yuan vorlegen kann.
Der Dollar heißt „Amerikanischer Yuan“
Renminbi bedeutet „Volkswährung“ und existiert erst seit dem Chinesischen Bürgerkrieg. Die von den Kommunisten gegründete Volksbank, die bis heute so heißt, gibt seit 1948 eigenes Geld heraus. Sie nannte es zunächst Volksbanknoten, dann Neue Währung, Volksnoten und seit 1949 schließlich Volkswährung. Die Zähleinheit war aber stets der sehr viel ältere Yuan. Er wurde 1889 als Silbermünze in der Qing-Dynastie eingeführt, wo man das Wort als „rund“ oder „kreisförmig“ übersetzte. Die Schriftzeichen standen auch Pate für die Währungsbezeichnungen in Japan und Korea. Bis heute werden der Hongkong-Dollar, Macaos Pataca und der Neue Taiwan-Dollar so geschrieben. Auch gänzlich fremde Währungen verleiben sich die ehrgeizigen Chinesen gern sprachlich ein. So heißt der Dollar „Amerikanischer Yuan“ und der Euro „Europäischer Yuan“ (mei yuan und ou yuan).
Umgangssprachlich nutzen die Chinesen für den Yuan auch gern das Wort Kuai, was ursprünglich „Stück“ hieß. Ein Yuan besteht aus zehn Jiao (Ecke), meist Mao (Haar) genannt. Dasselbe Schriftzeichen bezeichnet übrigens den Republikgründer Mao, der alle Yuan-Geldscheine ziert. Die kleinste Währungseinheit bildet der Fen (Ration). Die Aluminiummünzen, deren Herstellungskosten höher sind als ihr Wert, sind wegen ihres geringen Werts aber kaum im Umlauf. Demgegenüber gibt es viel zu viele rote Mao Tse-tungs in China: Die leuchtenden 100-Yuan-Scheine sind die Banknoten mit dem höchsten Wert. Das spiegelt zwar die geringe Inflation, ist dem Reichtum des Landes aber nicht mehr angemessen. Die meisten Autokäufe etwa werden in bar getätigt, wofür der Fahrer solide Geldköfferchen und der Händler eine tüchtige Zählmaschine braucht.
In China muss man neu zählen lernen
Durch die Unterteilung in die drei Einheiten Yuan, Mao und Fen unterliegen Ausländer hin und wieder Missverständnissen. Sagt ein Verkäufer, dass das Seidentuch „Einhundert drei“ kostet, dann will er nicht 103, sondern 130 Yuan. Sonst würde er sagen „einhundert null drei“. Als Eselsbrücke ist zu empfehlen, sich den Mao als Groschen zu merken.
Überhaupt muss man das Zählen in China neu lernen. Für „eins“ und „zwei“ gibt es je zwei Ausdrücke, abhängig vom Zusammenhang. Komplizierter ist, dass die Chinesen jenseits von 9999 an andere Zahlenblöcke bilden. 10.000 heißt Wan, 15.000 heißt „Wan fünf“, 30.000 heißt „drei Wan“, 100.000 sind „zehn Wan“. Für eine Million muss man „hundert Wan“ sagen, hingen gibt es für 100 Millionen den eigenen Ausdruck „Yi“. 350.070.330 heißt also „Drei Yi, 5007 Wan, dreihundert drei“. Eine Milliarde sind „zehn Yi“. Über noch größere Beträge wie Billionen oder Trillionen herrscht seit der Finanzkrise nicht nur in China Verwirrung.