Äußerungen im Fernsehen : Britischer Notenbankchef lässt Pfundkurs fallen
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Mark Carney Bild: Reuters
Äußerungen des britischen Notenbankgouverneurs Mark Carney haben am Donnerstagabend die Stabilisierungstendenz des britischen Pfunds jäh beendet.
Das britische Pfund , dessen Kurs nach der Brexit-Entscheidung vom vergangenen Donnerstag ins Trudeln gekommen war, hatte sich in der laufenden Woche auf dem niedrigeren Niveau stabilisiert. Bis zum Donnerstagabend. Zwischen 17:30 und 18 Uhr wertete die britische Währung gegen den amerikanischen Dollar jäh um zwei Cents auf 1,3240 Dollar ab.
Es nähert sich damit wieder seinem 31-Jahres-Tief von 1,3149 Dollar an, das es am Montag erreicht hatte. Zum Euro fiel das Pfund auf 1,1971 Euro auf ein neues 27-Monats-Tief. Unter 32 Währungen war die britische die schwächste Devise. Unter 32 Währungen weltweit war die britische zuletzt die schwächste Devise.
Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, hatte im Fernsehen eine Lockerung der Geldpolitik als Reaktion auf die Brexit-Entscheidung in Aussicht gestellt. Die Notenbank werde vermutlich in den kommenden Monaten die Geldpolitik lockern müssen. Die Bank of England werde nicht zögern zu handeln, sofern dies zur Stützung der Wirtschaft oder des Finanzsystems nötig sei.
Die Notenbank werde zudem künftig den Banken wöchentlich Liquiditätshilfe anbieten. Auch andere Maßnahmen würden in Erwägung gezogen. Carney warnte zugleich, mehr könne er nicht tun, um die Wirtschaft zu schützen. Es sei nun plausibel, dass für einige Zeit erhöhte Unsicherheit herrschen werde, sagte Carney. Der Ausblick für die Wirtschaft habe sich verschlechtert.
Die Bank of England würde damit ihre neutrale bis etwas straffere Politik aufgeben, die sie 2012 begonnen hatte. Den rekordtiefen Leitzins von 0,5 Prozent hatte sie bis dato als Untergrenze bezeichnet.
Carney könnte mit seinen Äußerungen just auch das Ziel verfolgt haben, den Pfundkurs wieder zu drücken. Nach dem Absturz des Kurses im Anschluss an das Referendum hatte der Notenbankpräsident geäußert, der Wechselkurs müsse ein neues Niveau finden. An die Politik gewandt, forderte Carney eine umfassende Strategie, um Großbritanniens Beziehungen zur EU und zum Rest der Welt zu gestalten.
Das geldpolitische Kommittee wird seine neue Einschätzung der Lage erst Mitte Juli publizieren. Im August soll eine umfassendere Analyse folgen. Experten erwarten daher davor keine geldpolitischen Schritte. Analysten der Deutschen Bank rechnen mit einer Senkung des Leitzinses bis auf 0,1 Prozent, so die Nachrichtenagentur Bloomberg..