Anlage-Aussicht : Wohin die Reise des Goldpreises geht
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Gute Anlage: Goldschmuck auf einer indischen Hochzeit Bild: AP
Zwar haben Investoren ihre Wetten auf steigende Preise zuletzt stark reduziert, aber Banken und Analysten bleiben optimistisch. Sie rechnen mit einem Goldpreis von 1900 Dollar je Feinunze.
Investoren werden zunehmend misstrauischer, wenn es um einen weiteren Preisanstieg von Gold geht. Das lässt sich am Abbau der Netto-Long-Positionen ablesen, mit denen Anleger auf steigende Preise setzen. Die Positionen wurden zuletzt um 7,5 Prozent auf ein Fünfwochentief von 147.000 Kontrakten reduziert. Verglichen mit anderen Rohstoffen befinden sich diejenigen für Edelmetalle zwar auf einem Hoch, aber die sinkende Tendenz ist eindeutig. Damit befinden sie sich aber immer noch auf einem relativ hohen Niveau, so dass von dieser Seite weiteres Korrekturpotential nach unten besteht. Aktuell kostet eine Unze (etwa 31,1 Gramm) Feingold 1695 Dollar.
Auch die Zentralbanken sind am Goldmarkt weniger stark engagiert als noch im Jahr zuvor. Zwar erregte Venezuela zuletzt Aufsehen, als es laut IWF-Daten im August 3,7 Tonnen Gold kaufte. Damit handelte es aber eher gegen den allgemeinen Trend: Nachdem die Zentralbanken in der ersten Jahreshälfte noch stark am Markt engagiert gewesen waren und 254 Tonnen Gold kauften, hat sich diese Dynamik im zweiten Halbjahr stark verlangsamt. Die Edelmetallanalysten der Commerzbank rechnen zum Beispiel nicht mehr damit, dass die Zentralbanken das Vorjahresniveau von 458 gekauften Tonnen übertreffen werden.
Auch Gold-ETC verbuchten in der vergangenen Woche seit langem wieder nennenswerte Abflüsse. „Investoren nutzten das hohe Preisniveau des Edelmetalls, um Gewinne mitzunehmen“, sagt Bernhard Wenger von ETF Securities, nachdem zuletzt mit knapp 2600 Tonnen ein Rekordhoch erreicht wurde.
Die Produktionskosten steigen
Dennoch verlieren Analysten nicht ihre positive Meinung zu Gold. Die Commerzbank rechnet mit einem Preis von 1900 Dollar je Unze Feingold noch für dieses Jahr. „Besonders die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken stimmt uns positiv, dass wir diese Zielmarke dieses Jahr noch erreichen“, sagt Daniel Briesemann, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank.
Zunehmend in Vergessenheit geraten ist aber, dass Gold früher vor allem zu einem diente: um sich zu schmücken. Und eben die Schmucknachfrage wird demnächst anziehen, da in Indien letzte Woche die Feiertags- und Hochzeitssaison begonnen hat, die noch bis Januar andauert. Traditionell wird in dieser Zeit viel Gold verschenkt. So erwartet der Verband der indischen Schmuckhändler, dass die Goldnachfrage erstmals seit über 18 Monaten anziehen könnte. Unterstützung erhält er, nachdem der Goldpreis, in indischer Rupie gerechnet, etwas gefallen ist.
Der Fondsanbieter Earth Investment Group (ERIG) nennt ein weiteres Argument, welches die Goldpreise unterstützen sollte: So werde es immer teurer, eine Unze Feingold aus der Erde zu holen. Die Gesamtproduktionskosten – also inklusive Förderkosten, Kapitalkosten und Explorationskosten – seien in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen. Im Jahr 2002 mussten die Minenunternehmen durchschnittlich etwa 250 Dollar in die Hand nehmen, um eine Unze Feingold zu fördern. Heute sind es 1530 Dollar, das ist ein Anstieg von mehr als 500 Prozent. „Wir können nicht exakt voraussagen, wie hoch der Goldpreis 2015 sein wird. Wir sind aber sicher, dass er nicht unter den Gesamtkosten liegen wird“, sagt Joachim Berlenbach, Geologe und ERIG-Fondsmanager. Für 2015 rechnet Berlenbach mit 1913 Dollar Produktionskosten.
„Papiergold“ ist die gebräuchlichste Anlage
Anleger, die in Gold investieren wollen, müssen vor allem beachten, dass das Edelmetall generell keine Zinsen abwirft, sondern nur durch mögliche Wertsteigerung attraktiv ist. Zu Ende gedacht bedeutet das, dass die entgangenen Zinsen umso größer werden, je länger man Gold statt Anleihen hält. Allerdings bietet Gold gerade in Krisenzeiten Schutz vor Wertverlust der Währung durch eine hohe Inflation. Kurzfristig kann es aber aufgrund von Zentralbankentscheidungen zu großen Schwankungen kommen.
Wenn Investoren sich entscheiden, ihr Geld in Gold anzulegen, stehen ihnen viele Möglichkeiten zur Verfügung: So ist es durchaus eine Möglichkeit, das Gold physisch zu kaufen und zu lagern. Nicht nur als Barren, auch als Schmuck kann es später zu Geld gemacht werden. Gebräuchlicher ist aber sogenanntes Papiergold, also Zertifikate, Fonds oder ETC (börsengehandelte Rohstoffpapiere). Nahezu jede Bank hat Zertifikate im Angebot, mit denen Anleger auf steigende oder fallende Goldpreise setzen können. Falls möglich, sollten Anleger auf Endloszertifikate setzen – dann muss am Laufzeitende nicht wieder ein neues Goldzertifikat gekauft werden. Daneben darf das Währungsrisiko nicht außer Acht gelassen werden, da der Goldpreis in Dollar notiert. Außerdem gibt es ein Emittentenrisiko. Geht das Institut pleite, ist das Geld des Anlegers im Zweifel weg.
Etwas besser abgesichert sind ETC. Der größte Anbieter von ETC in Europa, ETF Securities, bietet einige dieser Finanzprodukte auf Gold an. Diese gibt es sowohl währungsgesichert als auch physisch hinterlegt oder gehebelt – je nach Risikoneigung.
Auch am Markt für Fonds gibt es zahlreiche Produkte: Goldindexfonds bilden zum Beispiel die Entwicklung des Goldpreises ab. Daneben gibt es aber auch Fonds, die auf die Aktien von großen Goldminenbetreibern setzen.