Bundesbank : Deutscher Target-Saldo steigt auf 941 Milliarden Euro
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Die Europäische Zentralbank (EZB) überragt die Zentrale der Bundesbank in Frankfurt am Main. Bild: dpa
Die Target-Forderungen der Bundesbank haben im März stark zugenommen. Sie erreichen nun den zweithöchsten Stand in der Geschichte des Euro.
Die Target-Forderungen der Bundesbank haben im März stark zugenommen. Ihr sogenannter Target2-Saldo stieg um fast 70 Milliarden Euro auf mehr als 941 Milliarden Euro, wie die Bundesbank auf ihrer Internetseite mitteilt. Das ist der zweithöchste Target-Stand aller Zeiten.
Target ist das System zur grenzüberschreitenden Abwicklung von Zahlungen im Euroraum zwischen den Notenbanken. Die größten Target-Schuldner sind die italienische und die spanische Notenbank mit jeweils deutlich mehr als 400 Milliarden Euro Verbindlichkeiten.
Grob gesprochen fällt der Target-Saldo weiter ins Minus, wenn aus den Ländern Geld abfließt, und er steigt, wenn von den Zentralbanken geschaffenes Geld zufließt. Den starken Anstieg des deutschen Target-Saldos von 2015 bis 2019 erklärten die Notenbanken im Zusammenhang mit dem Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB). „Der Anstieg der deutschen Target-Forderungen im März zeigt nun aber, dass es nicht nur die Staatsanleihekäufe sind, die zu großen Veränderungen der Target-Salden führen“, sagte Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts.
Ende Dezember 2018 war der deutsche Target-Saldo überraschend stark um fast 100 Milliarden auf 868 Milliarden Euro gefallen. Die Gründe waren nicht ganz klar. Die Bundesbank sprach von kurzfristigen Verlagerungen von Einlagen und Portfoliopositionen zum Jahresende. Nun aber ist der Rückgang fast vollständig wieder umgedreht.
Ob sich aus den großen Target-Ungleichgewichten im Euroraum ein finanzielles Risiko für die Gläubigerstaaten ergibt, ist unter Ökonomen umstritten. Einige sehen Haftungsrisiken und Erpressungspotential, andere verneinen das. Die Bundesbank sagt, es gebe kein Risiko, solange kein Schuldnerland aus dem Euro austrete.