Der gläserne Bankkunde wird in Singapur Realität
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In Singapur werden die Bankdaten der Bürger durchleuchtet Bild: Reuters
In Singapur kann sich jeder Bürger finanziell komplett durchleuchten lassen. Auch in Deutschland werden die Kunden immer durchschaubarer. Ist das ein Fluch oder Segen?
Als erstes Land der Erde bündelt der südostasiatische Finanzplatz Singapur alle Finanzdaten seiner Bürger. Geschäftsbanken erhalten damit Einblick in die Anlagen auch bei der Konkurrenz, in Kredite, Ausgaben, Versicherungen und staatliche Renten. Zum Schutz der Kunden müssen diese ihre Zustimmung jedes Jahr erneuern. Schon am Tag nach der Ankündigung begannen die Banken Singapurs um die neuen Kunden, vor allem aus der Unterschicht, öffentlich zu kämpfen, weil sie sich ein Milliarden-Dollar-Geschäft versprechen.
Die bislang sieben Banken der Tropeninsel, die sich an der staatlich initiierten und von der Notenbank geförderten Datenbörse (Singapore Financial Data Exchange, SGFinDex) beteiligen, stellen Apps für die Mobiltelefone der Teilnehmer bereit. Auf diesen werden über mehrere Stufen deren Mittel berechnet und in bunten, eingängigen Diagrammen dargestellt. Zugleich machen sie Anlagevorschläge und treiben die Nutzer etwa zum Abschluss von Versicherungen. Die Informationen sind verschlüsselt, die Investitionsvorschläge mit künstlicher Intelligenz erstellt. Das soll jenen, die sich „keinen privaten Anlageberater leisten können“, wie die Staatspresse schreibt, neue Ertragsmöglichkeiten eröffnen. „Wir können die Kraft der Technik und des Finanzwesens vereinen, um eine inklusivere Gesellschaft zu schaffen“, sagte Ravi Menon, der Notenbankchef des Staates mit der höchsten Millionärsdichte.
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