Software für die Finanzbranche : Deka schmiedet Blockchain-Allianz mit LBBW und Standard Chartered
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Die Deka-Bank gehört zur Sparkassen-Familie. Bild: dpa
Künftig werden Wertpapiere auf diversen Blockchains verkauft, und Anleger werden verschiedene Wallets und Zugang zu mehreren Handelsplätzen benötigen. Die Deka versucht Standards für die Software zu setzen, die alles mit allem verknüpft.
Die Dekabank stellt ihre im Februar 2022 gegründete Blockchainsoftware-Tochtergesellschaft Swiat auf breitere Füße. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die britisch-asiatische Bank Standard Chartered sowie das Frankfurter Fintech Comyno geben dem Softwareentwickler für Finanzmarktinfrastruktur weiteres Geld. Ziel der neuen Gesellschafter und Partner ist es, „mittels Swiat einen einheitlichen Standard für die Verarbeitung von Blockchain-basierten Wertpapieren zu schaffen“, wie es am Donnerstag in einer gemeinsamen Presseinformation hieß.
Das digitale Netzwerk Blockchain ist bisher vor allem bekannt durch das Schürfen und Übertragen von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether, deren Sicherheit dezentral durch das gleichzeitige Speichern auf Tausenden von Servern sichergestellt werden soll. Darum geht es hier nicht. Vielmehr konzentriert sich die Deka als Wertpapierhaus der Sparkassen auf den Verkauf (Emission) und die Verwahrung von Wertpapieren über von ihr privat betriebene Blockchains.
Vier Fintechs haben Kryptoverwahrlizenz
Ob es sicher ist, Wertpapiere in Blockchain-Netzwerken auszugeben und zu verwahren, prüft die Finanzaufsicht Bafin genau. Noch hat weder die Deka noch eine andere deutsche Großbank von der Bafin eine Kryptoverwahrlizenz erhalten. Allerdings bekamen nach einer Genehmigungsphase von mindestens einem Jahr schon die Fintechs Tangany, Kapilendo, Coinbase und Upvest eine solche Lizenz zugesprochen. Auch wenn der Betrieb hier bisher eher auf kleiner Flamme läuft, so zeigt sich doch schon: Digitale Wertpapiere werden künftig auf verschiedenen Blockchains emittiert und verwahrt werden. Hinter Kapilendo etwa steht nach dem Zukauf im September 2021 die Privatbank Hauck & Aufhäuser mit ihrem chinesischen Eigentümer Fosun, die in Luxemburg ein starkes Standbein in der Verwahrung von Wertpapieren für Fonds hat.
Wertpapieremittenten und Verwahrstellen, Anleger und Handelsplätze werden mit einer Vielzahl von Blockchains arbeiten müssen. Dafür werde eine Software und Infrastruktur benötigt, die interoperabel mit diversen Blockchains ist, sagt Marion Spielmann von der Deka. Die Herausforderungen umreißt die für Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle verantwortliche Spielmann im Gespräch mit der F.A.Z. so: „Digitale Assets werden auf verschiedenen Blockchains bewegt und emittiert werden. Anleger werden digitale Assets in ihren Wallets verwahren wollen. Die Handelbarkeit digitaler Assets erfordert die Anbindung an Handelsplätze. Um in diesem Netzwerk die Authentizität der Daten für alle Teilnehmer sicherzustellen, braucht es ein vertrauenswürdiges Ökosystem. Dafür wollen wir mit Swiat einen Standard setzen, um den bisher sehr fragmentierten Markt zu vereinfachen“, sagt Spielmann. Der neue Partnerkreis wolle nun weitere Banken zum Mitmachen bewegen – „nicht nur als Nutzer, sondern auch als Co-Investoren“, sagt Alex Manson von Standard Chartered.
Konkurrenz für die Deutsche Börse
Derzeit werden Wertpapiere in der Regel zentral in einem Register der Deutsche Börse AG verwahrt. Künftig wird es möglich sein, dass Emittenten von Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen die Registerführung selbst übernehmen oder Dritte damit beauftragen. Hier wittern die Deka und ihre Partner ein neues Geschäftsfeld. Schließlich ist es durch das 2021 in Kraft getretene Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) schon länger möglich, anstelle der klassischen Wertpapierurkunde etwa Inhaberschuldverschreibungen in elektronischer Form zu verkaufen. Die Deka schätzt, dass im Jahr 2026 mehr als 15 Prozent der Bruttonettoneuemissionen als Kryptowertpapier emittiert werden.
Mit zunehmender Digitalisierung von Wertpapieren dürfte der Bedarf auch für Kryptoverwahrung steigen. „Die großen Vorteile dezentraler Blockchain-Anwendungen gegenüber klassischer zentraler Infrastruktur sind die höhere Effizienz, Geschwindigkeit und Sicherheit“, sagt der Gründer und Vorstandsvorsitzende von Comyno Markus Büttner. Wertpapierleihe, Pensionsgeschäfte, Derivate und Anleiheemissionen sollen künftig in Echtzeit abgewickelt werden. Dafür soll die Swiat-Plattform künftig als Gemeinschaftsunternehmen die Software liefern, die alle Marktteilnehmer neu miteinander verknüpft. Die Rede ist von einer neuen, dezentralen Finanzmarktinfrastruktur.