Dax und Dow : Börsen stoppen Erholungsrally
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Die amerikanische Börse steht unter Druck Bild: AP
Nach einer starken Woche verlieren die Aktienmärkte in Amerika und Deutschland wieder wegen der Furcht vor Risiken. Die Londoner Börse bricht angesichts der Corona-Infektion des britischen Premiers ein.
Nach der stärksten Rally seit den 1930er Jahren nutzen einige amerikanische Anleger die Gelegenheit zu Gewinnmitnahmen. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 fielen zur Eröffnung am Freitag um bis zu vier Prozent. In den drei vorangegangenen Tagen hatten sie dank eines billionenschweren Konjunkturprogramms der amerikanischen Regierung insgesamt bis zu 21 Prozent zugelegt.
„Die Kursgewinne diese Woche sind kein Ausdruck einer Markterwartung, dass der Coronavirus-Ausbruch seinen Höhepunkt erreicht ist und die wirtschaftlichen Turbulenzen vorüber sind“, sagte Analyst Han Tan vom Online-Broker FXTM. Auch nach Einschätzung von Eddie Perkin, dem Chef-Anleger des Vermögensverwalters Eaton Vance, sei eine nachhaltige Erholung der Börsen erst dann zu erwarten, wenn eine Verlangsamung der Neuinfektionen absehbar sei. „Wir sind noch nicht über den Berg.“ Die Vereinigten Staaten melden inzwischen mehr Coronavirus-Fälle als China, wo die Pandemie ihren Ausgang nahm.
Zu den Verlierern an der Wall Street gehörte Boeing mit einem Abschlag von 4,6 Prozent. Die Aktien des Flugzeugbauers steuerten aber mit einem Plus von insgesamt mehr als 80 Prozent auf den größten Wochengewinn der Firmengeschichte zu.
Gefragt waren dagegen Titel von SmileDirectClub, die sich um 8,5 Prozent verteuerten. Der Anbieter von Kunststoff-Zahnspangen will ab sofort mit 3D-Druckern Gesichtsmasken für medizinisches Personal produzieren.
Die Kurse von amerikanischen Staatsanleihen sind am Freitag wegen der Angst vor den Risiken zu Handelsbeginn merklich gestiegen. In allen Laufzeitbereichen fielen die Renditen. Die Unsicherheit wegen der Ausbreitung des Coronavirus stützt die amerikanischen Anleihen. Die Vereinigten Staaten haben nach Angaben von Fachleuten inzwischen mehr Infektionen als jedes andere Land der Welt.
Zuletzt hat sich die Ausbreitung des Virus auch schon heftig in Amerikas Wirtschaftsdaten niedergeschlagen. So waren die am Donnerstag veröffentlichten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf einen beispiellosen Rekordwert gestiegen. Im weiteren Handelsverlauf dürfte das Konsumklima der Uni Michigan Aufschluss über die Stimmung der US-Verbraucher in der Krise geben.
Auch der eurpäische Aktienmarkt drehte nach einem stärkeren Vortag am Freitag ins Minus. Für Verunsicherung sorgte etwa die Coronavirus-Infektion des britischen Premierministers Boris Johnson. Der Londoner Leitindex tauchte um mehr als fünf Prozent ab. Das Pfund büßte seine Kursgewinne komplett ein und kostete noch 1,22 Dollar.
Der deutsche Leitindex verlor bis zum Nachmittag mehr als 3,5 Prozent. Für den Dax sieht es aber immerhin auf Wochensicht noch recht gut aus. Es zeichnet sich aktuell ein Zuwachs von mehr als 8 Prozent ab. Seit dem Krisentief aus der Vorwoche beläuft sich die Erholung sogar auf mehr als 17 Prozent.
Die Profiteure der Virus-Krise hatten am letzten Handelstag der Woche wieder die Nase vorn. So gewannen im S-Dax die Anteile von Drägerwerk fast 8 Prozent. Die Lübecker stellen Beatmungsgeräte und Schutzausrüstung her. Hier sieht das Unternehmen eine weltweit deutlich gesteigerte Nachfrage. Teamviewer notierten unter den besten Werten im MDax unverändert.
Vorne im Dax mit sehr geringen Abschlägen fanden sich Werte defensiver Natur wie jene des Versorgers Eon und des Dialyseanbieters FMC . Auto- und Finanzwerte waren dagegen auf der Verliererseite. Deutsche Bank und Daimler waren sehr schwach mit Abschlägen von jeweils um die 8 Prozent. Die Aktien der Norma Group hoben sich im SDax indes mit plus 11 Prozent nach einer positiven Analystenstimme positiv vom schwachen Autosektor ab.
Weiter unter Druck geriet der Immobiliensektor . Experten befürchten, dass eine Rezession den Boom am Häusermarkt beenden könnte. So gaben denn auch Branchenwerte wie Vonovia , Aroundtown , Instone oder Deutsche Euroshop um teils bis 9 Prozent nach. Beim Einkaufszentren-Betreiber Deutsche Euroshop setzten Einzelhändler Mietzahlungen aus.