
Gashersteller Linde : Schwergewicht verlässt den Dax
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So viel Trubel ist selten: Börsengang von Porsche in Frankfurt Ende September Bild: dpa
Linde war im Dax fast allein unter Zwergen. Wenn Deutschland nicht aufpasst, verzwergt der ganze Standort.
Linde plant den Abschied von der Frankfurter Börse und aus dem Dax. Linde war mal ein mittelgroßer Gasehersteller aus Wiesbaden. Heute ist es immer noch ein Gasehersteller, aber längst zu einem Weltkonzern mit Sitz in Dublin fusioniert. Nach Jahren des aufwendigen Doppellistings in New York und Frankfurt und im S&P-500 und im Dax ist der Weg nun vorgezeichnet, sich ganz auf den amerikanischen Kapitalmarkt zu konzentrieren. Nur noch rund 5 Prozent der Aktionäre sind Deutsche.
Im Dax war Linde fast allein unter Zwergen, stieß immer wieder an die von der Deutschen Börse eingezogene Decke von zehn Prozent Indexgewicht. In Amerika ist Linde davon weit entfernt. Selbst der zehntplatzierte Wert im S&P-500 ist mit Exxon dreimal so viel Wert wie Linde und kommt auf 1,2 Prozent Indexgewicht. An eine Decke stößt dort niemand, die Decke gibt es dort auch gar nicht.
Linde ist ein weiteres Alarmzeichen für den deutschen Industriestandort. Um global mitreden zu können, zu gestalten, Talente zu binden, müssen deutsche Unternehmen groß werden dürfen, genug Kapital sammeln können. Das ist eine Frage der Regulierung, des Ansehens von Kapitalmarkt und Börse, der Ausgestaltung der privaten Altersvorsorge.
Börse ist kein Kasino, sondern ein Ort, an dem Unternehmen Kapital für Investitionen in Technologie, Innovation und Arbeitsplätze einwerben können. Wenn das anderswo besser und einfacher gelingt, wird der Standort mittelfristig abgehängt.