Schweizer Großbank : Credit Suisse macht 7,3 Milliarden Franken Verlust
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Steckt in der Krise: die Schweizer Großbank Credit Suisse. Bild: Reuters
Nach einem desaströsen Jahr sollen die Ergebnisse nun besser werden. Doch auch 2023 erwartet die Schweizer Großbank einen „erheblichen Verlust“.
Die Credit Suisse (CS) hat das Jahr 2022 mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken abgeschlossen. Das ist der größte Fehlbetrag der Schweizer Großbank seit der Finanzkrise 2008. Damals betrug das Minus 8,2 Milliarden Franken. Nach dem schlechten Verlauf der ersten neun Monate und den düsteren Vorhersagen für das vierte Quartal war der Verlust in dieser Höhe zwar schon erwartet worden. Trotzdem sticht die Bank damit im negativen Sinne heraus.
Der Lokalrivale UBS hatte für 2022 einen Nettogewinn von 7,6 Milliarden Dollar gemeldet. Auch andere große Banken in Europa, darunter die Deutsche Bank, die italienische Unicredit und die französische BNP Paribas, erzielten stattliche Milliardengewinne. Das katastrophale Ergebnis beruht auf der kostspieligen Bereinigung hausgemachter Fehler und Skandale, die sich wiederum negativ auf das operative Geschäft auswirkten.
Dramatisch hohe Abflüsse
Verunsichert von den vielen Schlagzeilen rund um die schwierige Geschäftslage, nahmen viele Kunden Reißaus. Dies spiegelt sich in den dramatisch hohen Abflüssen von Kundengeldern von netto 123 Milliarden Franken. Davon entfielen allein 111 Milliarden Franken auf das vierte Quartal, als in den sozialen Medien Gerüchte über eine drohende finanzielle Schieflage der Credit Suisse kursierten.
Nach der Ende Oktober angekündigten und im November durchgezogenen Kapitalerhöhung um 4 Milliarden Franken beruhigte sich die Lage. Aber im Zusammenspiel mit den deutlich gesunkenen Aktien- und Anleihekursen sank der Bestand an verwalteten Vermögen bis Ende 2022 um 320 Milliarden Franken auf 1,29 Billionen Franken. In der Folge erodierten die Einnahmen aus der Bewirtschaftung dieses Bestands.
Erholung seit Jahresanfang
Auch in der Investmentbank liefen die Geschäfte wegen des düsteren Kapitalmarktumfelds schlecht. Insgesamt nahmen die Erträge um 34 Prozent ab, während die operativen Kosten nur um 5 Prozent zurückgefahren werden konnten. Mit Rückenwind von den Finanzmärkten hat sich die Lage in den ersten Wochen des laufenden Jahres aufgehellt. Im Januar hätten sich die Kundeneinlagen positiv entwickelt, sagte der Finanzvorstand Dixit Joshi in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Dabei hob er das Geschäft in Asien und im Schweizer Heimatmarkt hervor. Ein gutes Jahr wird 2023 allerdings trotzdem nicht: Die Bank erwartet nach eigenen Angaben einen „erheblichen Vorsteuerverlust“. Analysten taxieren diesen auf mehr als 1 Milliarde Franken. Joshi erklärte die anhaltend schlechte Ergebnislage mit der Belastung aus Restrukturierungskosten von 1,6 Milliarden Franken.
Außerdem rechnet er trotz der starken Bemühungen, verlorene Kundengelder wieder zurückzuholen, mit einem weiteren Rückgang des Zinsergebnisses und der wiederkehrenden Kommissions- und Gebühreneinnahmen. Die CS-Investmentbank wird nach Einschätzung des Vorstands das erste Quartal 2023 mit einen Verlust abschließen. Begründet wird dies mit dem „schwierigen Marktumfeld“.
Auf der anderen Seite erwartet die CS im ersten Quartal einen Vorsteuergewinn von rund 800 Millionen Dollar aus dem Verkauf eines wesentlichen Teils des Verbriefungsgeschäfts an Apollo Global Management. Auch bei den Umbauplänen für die Investmentbank kommt die Bank voran: Das Geschäft mit Beratungen für Fusionen und Übernahmen sowie Kapitalmarkttransaktion wird unter der wiederbelebten Marke „CS First Boston“ verselbständigt.
Übernahme für 175 Millionen Dollar
In einem ersten Schritt wird nun die Investmentboutique M. Klein & Company für 175 Millionen Dollar übernommen. Verkäufer ist der ehemalige CS-Verwaltungsrat Michael Klein, der künftig auch CS First Boston leiten soll. Daneben laufen Gespräche für die Hereinnahme weiterer externer Investoren. Perspektivisch soll die Einheit an die Börse geführt werden.
Die Belegschaft der Bank, in der rund 9000 Stellen gestrichen werden, wird die drastischen Verluste im Portemonnaie zu spüren bekommen. Die variablen Vergütungen für 2022 werden halbiert. Die Aktionäre erhalten trotz des Fehlbetrags eine Dividende von 5 Rappen je Aktie nach 10 Rappen im Jahr davor.