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Credit-Suisse-Übernahme : Dax dreht nach anfänglichen Verlusten ins Plus

  • Aktualisiert am

Angst an der Börse. Bild: Lucas Bäuml

An der Börse steht die Übernahme der Credit Suisse im Fokus: Der Aktienkurs der in Not geratenen Bank halbiert sich, aber auch die Titel der UBS verlieren zeitweise mehr als 11 Prozent. Später beruhigt sich die Entwicklung.

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          Die Furcht vor Ansteckungseffekten angesichts der in Schieflage geratenen Credit Suisse hat am Montag vor allem die Aktienkurse europäischer Großbanken zeitweise stark belastet. Die Titel der Deutschen Bank verbilligten sich zu Wochenbeginn anfangs um mehr als 7 Prozent im Kurs, die der Commerzbank um gut 5 Prozent. Später zeigten sich die Kurse beider wenig verändert.

          Der Dax verlor am Montagvormittag um bis zu 2 Prozent auf 14.458 Punkte, erholte sich davon aber rasch wieder mit leichteren Einbußen. Später drehte der deutsche Auswahlindex sogar ins Plus. Am späten Nachmittag lag der Dax mit 1,1 Prozent im Plus auf 14.926 Punkten. Der Aktienkurs der Credit Suisse gab nach der Übernahme durch die UBS zeitweise um 64 Prozent nach, später belief sich das Minus auf 53 Prozent. Die Aktie der UBS selbst verlor an der Börse zeitweilig 11 Prozent im Kurs, später gewann sie mehr als 2 Prozent. Der Schweizer Aktienindex SMI fiel zunächst deutlicher und lag am Nachmittag schließlich leicht im Plus.

          Sicherheit war dagegen bei den Anlegern zunächst gesucht. Und so starteten Deutsche Bundesanleihen am Montag mit starken Kursgewinnen in die Woche. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future legte am Morgen kräftig um 1,07 Prozent auf 139,44 Punkte zu. Im Gegenzug fiel die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen unter die Marke von 2 Prozent. Später bröckelten die Gewinne wieder, die Rendite stieg auf rund 2,1 Prozent. Auch andere Staatsanleihen im Euroraum waren zeitweise gefragt.

          Der Goldpreis stieg angesichts der Turbulenzen am Montag weiter und übersprang die Marke von 2000 Dollar. Eine Unze (31,1 Gramm) kostete zeitweise 2009,73 Dollar, der Preis fiel dann aber wieder auf rund 1980 Dollar. Seit Schließung der Silicon Valley Bank in den USA vor zehn Tagen ist der Goldkurs zeitweise deutlich gestiegen. Gold gilt als sichere Wertanlage. Der Preis war in den vergangenen Jahren schon zwei Mal über 2000 Dollar gestiegen: im Sommer 2020 wegen der Corona-Pandemie und im März 2022 in den ersten Wochen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. 

          Die Finanzaufsicht Bafin hält nach der Rettungsaktion für die Schweizer Großbank Credit Suisse das deutsche Finanzsystem weiter für widerstandsfähig. „Das deutsche Finanzsystem erweist sich weiterhin als stabil und robust," teilte ein Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) am Montag auf Anfrage mit. Die Bafin habe die aktuellen Marktentwicklungen im Blick und berücksichtige sie im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht.

          Auch die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) versicherte am Montag, dass das europäische Bankensystem „widerstandsfähig“ sei. Kapitalausstattung und Liquidität der Institute seien „robust“, teilte die EZB in Frankfurt mit. Die Bankenaufsicht der Zentralbank ist zuständig für 113 bedeutende Banken im Euroraum.

          „Die französischen Banken sind solide“

          „Die Börsen versuchen, die Rettung der Credit Suisse zu bewerten und zu preisen“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Auf der Positiv-Seite stehe zwar ganz klar, dass die Behörden alles täten, um Banken wie Credit Suisse zu helfen und die Einlagen zu sichern. Andererseits sähen Anlegerinnen und Anleger, wie schnell Aktien von Banken in Schieflage fast vollkommen wertlos werden könnten.

          Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau äußert sich nach der Rettungsaktion für die Credit Suisse zuversichtlich zur Stabilität der französischen Geldhäuser. „Um es noch einmal deutlich zu sagen: Die französischen Banken sind solide“, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) der Tageszeitung „Le Monde“.

          Der französische Bankensektor konzentriert sich um sechs große Banken herum. Diese besäßen alle solide und rentable Geschäftsmodelle, eine strenge Risikokontrolle und hielten im hohen Maße die Aufsichtsvorschriften ein, sagte Villeroy. Und er fügte hinzu: „Was die Credit Suisse betrifft, das ist eine Bank, die seit mehreren Jahren Probleme mit ihrem Geschäftsmodell und ihrer Rentabilität sowie mit unzureichenden internen Kontrollen hat.“ Die Schweizer Behörden hätten an diesem Wochenende gut agiert, um das Institut an die UBS zu binden. Das sei eine willkommene Lösung.

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          Die wichtigsten asiatischen Börsen haben am Montag überwiegend nachgegeben. Allerdings hielten sich die Verluste in Grenzen, nachdem es schon in der vergangenen Woche deutlich bergab gegangen war. Der japanische Nikkei 225 schloss am Montag 1,4 Prozent tiefer bei 26 946 Punkten. Ähnlich sah es beim australischen S&P ASX 200 aus, der sich 1,4 Prozent im Minus mit 6899 Punkten aus dem Handel verabschiedete. Für den Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong, wo auch ausländische Anleger handeln dürfen, ging es zuletzt sogar um 3,37 Prozent auf 18.861 Punkte bergab. Die Stimmung für die Banken bleibt weiterhin angeschlagen: Die in Hongkong notierten Aktien der Bank HSBC büßten mehr als 6,5 Prozent ein.

          Vergleichsweise gut behauptete sich indes der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Werten der Handelsplätze Shanghai und Shenzhen, der schon zuletzt weniger als die anderen Indizes verloren hatte. Er gab nur um 0,50 Prozent auf 3939 Punkte nach. Das Börsenbarometer profitierte davon, dass die chinesische Notenbank am Freitag überraschend den Mindestreservesatz für heimische Banken gesenkt hatte.

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