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Corona-Angst der Anleger : Brandgefährliche Kursverluste an der Börse

An der Börse geht es wieder abwärts. Bild: AFP

An der Börse setzt sich nun die Erkenntnis durch, dass die Pandemie hartnäckiger ist, als von vielen erwartet. Und nicht nur sie sorgt für große Unsicherheit.

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          Wer wissen wollte, wie es um deutsche Unternehmen steht, der musste sich am Mittwoch nur den Dax angucken. Er war tiefrot. Fast jede Gesellschaft des deutschen Leitindexes verbrachte den Börsentag im Minus.

          Die Nachrichten um den bevorstehenden abermaligen Lockdown sorgten für tiefe Verunsicherung. Allein Delivery Hero legte kräftig zu – ein Essenslieferant ohne Gewinn war also der einzige Hoffnungswert für Investoren!

          Zwar drehten einzelne Werte im Tagesverlauf immer mal wieder leicht ins Plus, aber die Tendenz nach unten ist offensichtlich. Der Dax riss sogar die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten. Das ist der tiefste Stand seit Juni dieses Jahres.

          Nicht nur Corona ängstigt die Anleger

          An der Börse setzt sich nun doch die Erkenntnis durch, dass diese Pandemie hartnäckiger sein könnte, als von vielen – vor allem an den Märkten – erwartet worden war. Und die schlechte Nachricht ist: Die Pandemie wirkt viel tiefer, längst trifft sie nicht nur die Unternehmen, die unmittelbar an der Konsumlust der Verbraucher hängen. TUI und Lufthansa, sie waren und sind die unmittelbarsten Verlierer der Corona-Krise. Kurzarbeit sorgt für weniger Geld im Portemonnaie der Verbraucher, üppige Urlaube sind aufgrund unzähliger Risikogebiete fast ausgeschlossen.

          Nun springt die Krise mit Wucht auf das Geschäftskundengeschäft über. Die trüben Aussichten von SAP zu Wochenbeginn waren Vorboten. Die Geschäftsmodelle der Kunden sind offenkundig so nachhaltig unter Druck, dass selbst Deutschlands einziger Technologiekonzern von Weltrang seine Strategie anpassen muss. Er wird keine Ausnahme bleiben.

          Es naht weitere Unterstützung. Bundesfinanzminister Olaf Scholz wird die Geldschatulle noch mal öffnen müssen, um weitere Umsatzausfälle abzumildern. Alles andere wäre der sichere Tod vieler Unternehmen.

          Und auch wenn wir heute noch nicht wissen, wer das Rennen um das Präsidentenamt gewinnt, so ist ein Hilfspaket für die amerikanische Wirtschaft gesetzt. Egal ob Trump oder Biden, es wird weitere fiskalpolitische Impulse geben. Dies wird den tief verunsicherten Märkten etwas Hoffnung machen, vorerst. Allerdings werden auch die Nebenwirkungen und Fehlanreize der staatlichen Scheckbuchpolitik zunehmen. Auch das ist Grund zur Sorge.

          Inken Schönauer
          Redakteurin in der Wirtschaft, verantwortlich für den Finanzmarkt.

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