Insolvenzantrag erwartet : Corestate-Kurs stürzt ab
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Das Immobiliengeschäft hat sich drastisch verschlechtert. Manchem Immobilienkonzern geht es an die Existenz. Bild: dpa
Der Niedergang des Immobilienkonzerns Corestate hat sich dramatisch beschleunigt. Nun steht man kurz vor dem Gang zum Insolvenzrichter.
Um 60 Prozent ist am Montagmorgen der Aktienkurs des Immobilienunternehmens Corestate abgestürzt. Nachdem über eine mögliche Insolvenz schon seit Monaten spekuliert wurde, scheint der entsprechende Antrag kaum noch abwendbar. Am späten Freitag hatte der Vorstand des Unternehmens mitgeteilt, er halte aufgrund der an diesem Tag erhaltenen Informationen einen Erfolg der laufenden Sanierungsgespräche „nicht mehr für überwiegend wahrscheinlich“. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Sanierungsverhandlungen mit maßgeblichen Anleihegläubigern nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen sind.
Am 28. November 2022 wird somit voraussichtlich die Wandelschuldverschreibung zur Rückzahlung fällig, und man werde daher eine Insolvenzantragspflicht prüfen. Ein solcher Insolvenzantrag würde innerhalb der gesetzlichen Monatsfrist gestellt werden. Der Kurseinbruch vom Montag ist insofern wenig aussagekräftig, als dieser gegenüber seinem Höchststand vom September 2017 schon zuvor 99 Prozent eingebüßt hatte.
Spätestens nach dem Ausstieg von Gründer Ralph Winter Ende 2019 war es um das rasch wachsende Immobilienunternehmen unruhig geworden. Häufige Wechsel im Vorstand hatte es auch vorher schon gegeben. Für einen Vertrauensverlust sorgte Ende 2020 ein regelrechter Exodus aus den Gremien. Nachdem drei Großaktionäre einen Großteil ihrer Aktien verkauft hatten und mit der Vestigo Immobilien ein neuer Hauptinvestor an Bord kam, trat über ein Wochenende der gesamte Aufsichtsrat zurück.
Zuvor schon hatte das damals noch im Kleinwerteindex S-Dax notierte Unternehmen mit Klaus Schmitt einen neuen Vorstandsvorsitzenden für drei Jahre bestellt, der es dann aber doch nicht wurde. Stattdessen kam René Parmantier, langjähriger Vorstandschef der Wertpapierhandelsbank Oddo Seydler, blieb aber auch nur bis Sommer dieses Jahres.
Vorige Woche hatte Corestate dann extrem schwache Zahlen für die ersten neun Monate des laufenden Jahres veröffentlicht. Der Konzernumsatz war um mehr als zwei Drittel auf noch knapp 50 Millionen Euro geschrumpft. Vor allem hätten die eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und steigende Inflation und Zinsen seit dem Frühjahr für einen deutlichen Einbruch der Einnahmen aus der Strukturierungs- und Finanzierungsberatung gesorgt. Der Konzern machte einen Verlust von 137 Millionen Euro auf bereinigter Basis, unbereinigt von 582 Millionen Euro. Dafür seien im Wesentlichen Einmalaufwendungen für Risikovorsorge und Wertberichtigungen von Brückenfinanzierungen, Performance-Gebühren und Immobilienprojekten ursächlich gewesen.
Corestate schrieb den gesamten bilanziellen Firmenwert der Tochtergesellschaft HFS ab. Das verwaltete Immobilienvermögen fiel von 20 auf 17,3 Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung hatte Ende September 556,4 Millionen Euro betragen, die konsolidierten liquiden Mittel 40,1 Millionen. Das Volumen der Ende des Monats fälligen Wandelanleihe liegt bei 188 Millionen Euro. Im April 2023 wird eine weitere Anleihe im Volumen von 300 Millionen Euro fällig.
Adler-Verbindungen belasten
Am 22. November sollte ursprünglich auf einer außerordentlichen Hauptversammlung ein Restrukturierungskonzept verabschiedet werden. Darüber hinaus hatte die Gesellschaft die Anleihegläubiger für den 28. November 2022 zu Gläubigerversammlungen eingeladen, um ebenfalls über die vorgelegten Restrukturierungskonzepte zu entscheiden.
Mit zum dramatischen Niedergang beigetragen haben Verbindungen zum umstrittenen, angeschlagenen Immobilienkonzern Adler Group. Schon Vestigo-Gründer Natig Ganiyev pflegt enge Verbindungen zum Umfeld der Adler Group. Der ehemalige Vorstandschef Parmantier kaufte dann Adler-Großaktionär Günther Walcher den Immobilienfinanzierer AFS ab. Einer der wichtigsten Schuldner der nun vollständig abgeschriebenen HFS war der Projektentwickler Consus, an dem Walcher zeitweise 57 Prozent hielt und der Ende 2020 in der Adler Group aufging.