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Commerzbank und M-Bank : Zins- statt Krisengewinner

  • -Aktualisiert am

Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt Bild: dpa

Die Furcht, angesichts guter Geschäftszahlen als Krisengewinner abgestempelt zu werden, ist spürbar. Doch Gewinne im Zinsgeschäft sollten für die Banken der Normalfall sein. Sparer allerdings müssen für höhere Zinsen kämpfen.

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          Es hörte sich fast so an als wäre Commerzbank-Chef Manfred Knof froh über die hohen Verluste seiner polnischen Tochtergesellschaft M-Bank. Denn ohne dieses Sor­genkind, dem Schweizer Franken-Kredite zu schaffen machen, hätte die Commerzbank allein im dritten Quartal 2022 so viel verdient wie seit zehn Jahren nicht. Ein derart gutes Ergebnis aber passe nicht zur Stimmung in Deutschland, bemerkte Knof und fügte, vielleicht an die Adresse derer, denen das Wort „Krisengewinner“ auf der Zunge liegt, hinzu: Noch sei die Lage besser als die Stimmung.

          Tatsächlich profitiert die Commerzbank derzeit im Kreditgeschäft enorm von den höheren Zinsen der Europä­ischen Zentralbank. Dank der höheren Kreditzinsen, die sie Kreditnehmern in Rechnung stellt, kann sich die Commerzbank ehrgeizigere mittelfristige Ertrags­ziele setzen. Die Sparer werden von dem Kreditinstitut dagegen noch kurz gehalten, auf Einlagen gibt es die höheren Zinsen noch kaum weiter. Herauskommt ein herausragender Anstieg des Zinsüberschusses des Commerzbank-Konzerns um gut 40 Prozent. Dazu trägt gerade auch das Sorgenkind M-Bank bei, die stark von der frühen Zinswende in Polen profitiert.

          Steile Zinskurve statt Kreditausfälle

          Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite muss die Commerzbank da­gegen bisher kaum bilden. Darauf aber würden die Wirtschaftsprüfer drängen, wenn in Deutschlands wichtigstem Mittelstandsfinanzierer die Ausfallrisiken stiegen. Davon ist noch nichts zu sehen, schließlich wächst die deutsche Wirtschaft der Krisenstimmung zum Trotz noch. Ein Krisengewinner ist die Commerzbank trotzdem nicht, denn falls Deutschland in den nächsten Monaten in eine Rezession rutschten sollte, trifft die dann mögliche Insolvenzwelle der Kreditnehmer die Banken womöglich erst 2024.

          Bis dahin können Kreditinstitute im Zinsgeschäft mit dem Überschuss aus niedrig verzinsten Einlagen und höher verzinsten Krediten ordentlich Geld verdienen. Das ist der Normalfall, der in den letzten Jahren wegen der Niedrigzinspolitik der Notenbanken zur Ausnahme wurde. Sparer aber sollten bei ihrer Bank auf höhere Zinsen auf ihre Guthaben drängen und dem Wettbewerb mit Fragen nach Tages- und Festgeld auf die Sprünge helfen. Spielräume für höhere Zinsen besteht nicht nur auf der Kredit-, sondern auch auf der Einlagenseite.

          Hanno Mußler
          Redakteur in der Wirtschaft.

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