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Scherbaums Börse : Diese Aktie profitiert von den Engpässen in der Chip-Industrie

  • -Aktualisiert am

Das kann auch nicht jeder: Was im Inneren einer Maschine von ASML zur Chip-Herstellung passiert. Bild: Reuters

Die Knappheit von Halbleitern belasten Autohersteller und viele andere Industrien. Doch für den IT-Konzern ASML aus den Niederlanden bedeutet sie brummende Geschäfte. Interessant für Anleger.

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          Wenn es um die voranschreitende Digitalisierung sowie Zukunftstechnologiengeht, führt der Weg sehr schnell zu Halbleitern, die den innovativen Fortschritt gewissermaßen antreiben sollen, ganz gleich ob Künstliche Intelligenz, Cloud Computing, 5G, Big Data, Robotics, Autonomes Fahren oder das Internet der Dinge. Die immer größer werdende Datenflut muss mithilfe immer leistungsfähigerer Chips bewältigt werden. Das sind Fakten, die Aktionären von Chip-Konzernen wie Intel, Samsung Electronics oder Taiwan Seniconductor (TSMC) gefallen werden.

          Alle genannten Unternehmen haben eines gemeinsam. Sie kommen bei der Chip-Produktion nicht ohne ein anderes Unternehmen aus: den niederländische Konzern ASML. Das Unternehmen ist der wichtigste Zulieferer der Chip-Industrie. ASML bietet vor allem sogenannte Lithographiesysteme an. Das sind spezielle Maschinen, die in der Halbleiterherstellung benötigt werden. Im Bereich der sogenannten EUV-Systeme ist ASML sogar der einzige Anbieter. Diese Belichtungsmaschinen arbeiten mit extrem-ultraviolettem Licht und können schon einmal mehr als 150 Millionen Euro pro Stück kosten. Für Chip-Hersteller sind sie unerlässlich, da sie die Produktion wesentlich kleinerer, jedoch deutlich leistungsfähigerer Chips erlauben.

          Niederländisches Know-how

          Im dritten Quartal dieses Jahres fuhr ASML Bestellungen im Volumen von 6,2 Milliarden Euro ein. 2,9 Milliarden Euro entfielen dabei auf EUV-Systeme. Zudem wurden im September-Quartal im EUV-Geschäft neue Rekorde bei den Auslieferungen und dem Umsatz erzielt. Außerdem haben die sogenannten TWINSCAN NXE:3600D-Scanner bei Kunden einen Rekorddurchlauf von 160 Wafern pro Stunde geschafft. Vor allem der amerikanische Konzern Intel ist auf die Spitzengeräte fixiert, will doch der größte Chip-Konzern der Welt auch technologisch wieder vor Konkurrenten wie TSMC landen. Als Intel im Sommer seine neue Strategie präsentierte waren die High Numerical Aperture EUV ein wichtiger Teil davon.

          FAZ.NET-Kolumnist Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist aus Ludwigsburg.
          FAZ.NET-Kolumnist Christoph Scherbaum ist Börsenfachmann und arbeitet als Finanzjournalist aus Ludwigsburg. : Bild: Christoph Scherbaum

          Die generell hohe Nachfrage nach Halbleitern bescherte ASML im dritten Quartal 2021 konzernweit einen Umsatzzuwachs von 4 Milliarden Euro im Vorquartal auf nun 5,2 Milliarden Euro. Für das laufende vierte Quartal liegt die Unternehmensprognose bei 4,9 bis 5,2 Milliarden Euro. Auf Gesamtjahressicht sieht sich das Management wiederum auf einem guten Weg, das Wachstumsziel von 35 Prozent zu erreichen, nachdem die Erlöse im Vorjahr bei rund 14 Milliarden Euro lagen. Bis 2025 hat sich der Konzern sogar ein Umsatzwachstum, je nach Marktszenario, auf 24 bis 30 Milliarden Euro vorgenommen.

          Es sind genau solche Prognosen, die ASML in den vergangenen Jahren zu einem wahren Liebling der Anleger gemacht haben. Auch in diesem Jahr wurde die Aktie des Unternehmens ihrem Ruf mehr als gerecht. Der Aktienkurse legte seit Jahresbeginn 2021 rund 66 Prozent an Wert zu. Damit lieferte ASML die stärkste Performance im Euro Stoxx 50 Index ab. In diesem sind die 50 größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone gelistet.

          Angesichts der Bedeutung von ASML für die Halbleiterindustrie sowie der in vielen Zukunftstechnologien steigenden Chip-Nachfrage dürfte ASML ein Anlegerliebling bleiben – zumal abseits der aktuellen Situation der Chip-Branche das Unternehmen als sehr zuverlässiger Dividendenzahler gilt. ASML hat die Ausschüttung seit elf Jahren ununterbrochen immer wieder angehoben. Dass die Dividendenrendite mit aktuell 0,5 Prozent vergleichsweise niedrig ausfällt, erklärt sich mit dem steilen Kursanstieg der vergangenen Monate, der Aktionäre dafür mehr als entschädigt.

          ASML

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          Im Sog des Corona-Börsen-Crashs wurde der ASML-Aktienkurs im März 2020 auf 176 Euro zurückgeschlagen, woraufhin die Aktie in einen steilen Höhenflug wechselte. Von diesem Boden aus konnte sich der Kurs in den folgenden 20 Monaten mehr als vervierfachen. Im November wurde bei 776 Euro ein Rekordhoch markiert. Nach der Kurs-Rallye setzten die Notierungen bis Mitte Dezember zeitweise bis auf rund 670 Euro zurück. Die Aktie notiert aber weiterhin über der 200-Tage-Linie. Das große Chart-Bild spricht für weiter steigende Kurse, die ASML-Aktie notiert in einem langfristigen, übergeordneten Aufwärtstrend. Auf Zehnjahressicht legte der Kurs im Schnitt um 36 Prozent pro Jahr zu. ASML war damit in der Dekadenbetrachtung der mit Abstand stärkste Titel im EuroStoxx 50. Wer auf Analystenkommentare schaut, bekommt für ASML nur positives zu lesen. Unter anderem sieht Goldman Sachs für ASML ein Kursziel von 880 Euro.

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