Milliardengeschäft : Chinas Postbank plant größten Börsengang 2016
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Auch bei den Chinesen ist die Postbank oft in der Post. Bild: Reuters
Die chinesische Postbank hat Großes vor: In Hongkong sollen am kommenden Mittwoch mehr als 7 Milliarden Dollar eingesammelt werden. Mehr hatte zuletzt nur der Online-Händler Alibaba eingebracht.
Der jüngste Börsengang, der Rekorde schrieb, fand vor zwei Jahren statt, als das chinesische Internetkaufhaus Alibaba 25 Milliarden Dollar einsammelte. Nun kommt der nächste Rekordhalter wieder aus dem Reich der Mitte: wenn am kommenden Mittwoch am Hongkonger Aktienmarkt erstmals 12,1 Milliarden Anteilscheine der China Postal Savings Bank ausgegeben werden, nimmt das Geldinstitut mit der Erstnotiz 7,3 Milliarden Dollar ein. Die Bank habe einen Preis pro Aktie von 4,76 Hongkong-Dollar festlegen lassen, verlautete es am Mittwoch, was 0,55 Euro entspricht. Eine offizielle Bestätigung des Instituts dafür steht noch aus.
Der Preis liegt zwar am unteren Ende dessen, was die Postbank ursprünglich angedacht hatte. Ursprünglich war von 8 Milliarden amerikanischen Dollar die Rede, die das Pekinger Unternehmen mit seiner Erstemission erlösen wollte. Trotzdem liegt der Ausgabepreis der Aktie über dem Buchwert der Bank und beinhaltet damit einen Aufschlag gegenüber ihren chinesischen Konkurrenten, deren Aktienkurse derzeit an den Börsen unter ihrem Buchwert notieren. Die eingesammelte Summe wäre nicht nur der weltweit größte Börsengang des laufenden Jahres, sondern auch der größte seit Alibabas Erstnotiz im Herbst des Jahres 2014.
In China ist die Postbank das Geldinstitut der kleinen Leute. Junge, erfolgreiche Chinesen aus den Millionenmetropolen im Osten des Landes zählen eher nicht zu ihren Kunden, deren Zahl eine halbe Milliarde betragen soll. Diese sind vor allem auf dem Land zu Hause, wo die meisten der rund 40.000 Postbank-Büros stehen. Wie in Deutschland sind die Postbank-Filialen in China meist in den Räumen der Briefpost zu finden, die bisher zu einhundert Prozent im Besitz ihres Finanzarms war. Kein Geldinstitut im Reich der Mitte hat somit ein vergleichbar großes Netz an Filialen. Die zweitplazierte Agricultural Bank of China verfügt nur über etwa halb so viele Geschäftsstellen. Allerdings hat diese bei ihrem Börsengang im Jahr 2010 mit rund 22 Milliarden Dollar deutlich mehr erlöst als heute die Postbank. Deren Erstemission ist nur die bisher drittgrößte eines Finanzinstituts in China.
Nur mit inländischen Bankkarten
Ausländer, die an einem der Postbank-Geldautomaten mit ihrer EC- oder Kreditkarte Bares in der Landeswährung Yuan abheben wollen, werden regelmäßig enttäuscht: Geld gibt es bei Chinas Postbank nur mit inländischen Bankkarten – ein Zeichen dafür, wie zurückgeblieben das Unternehmen gegenüber seinen Wettbewerbern wie etwa der weltgrößten Bank ICBC ist, die ebenfalls ihren Hauptsitz in Peking hat. Mit den eingesammelten Milliarden soll das Geschäft nun modernisiert und ausgebaut werden.
Wie alle Banken in China ist auch die Postbank über ihre Muttergesellschaft im Besitz des Staats. Der will auch zumindest in den kommenden sechs Monaten nicht völlig die Kontrolle über den Aktienpreis dem Markt überlassen: Ein Großteil der Anteile wird deshalb bei Großaktionären plaziert, die sich verpflichtet haben, diese mindestens ein halbes Jahr zu halten. Dazu gehören der Schanghaier Hafenbetreiber, die Staatswerft China State Shipbuilding und die private Fluggesellschaft HNA von der chinesischen Tropeninsel Hainan. Der staatliche Stromnetzbetreiber China State Grid, ein Monopolkonzern, ist ebenfalls unter den Zeichnern dabei.
Dass der Börsengang der Postbank aufgrund der soliden Ankerinvestoren also eher unspektakulär ausfallen dürfte, dürfte ganz im Sinne der chinesischen Regierung liegen. Schließlich hat diese in den zurückliegenden fünfzehn Monaten reichlich zu tun gehabt, um die chinesischen Festlandbörsen vor dem Kollaps zu bewahren. Mit Beginn des Junis 2015 waren dort die Kurse nach einem ein Jahr dauernden Anstieg um 150 Prozent mehrmals massiv eingebrochen. Das jüngste Mal fielen die Áktienpreise zum Beginn des laufenden Jahres stark ab und haben die chinesischen Finanzmärkte in ein so schlechtes Licht gerückt, dass der amerikanische Anbieter MSCI chinesische Aktien überraschenderweise doch nicht in seinen berühmten Index aufgenommen hat.