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Grüne Anlagen : „Es kommt auf die Transparenz an“

Zug fährt unterhalb von Kirchberg, dem Finanzviertel in Luxemburg. Der Nahverkehr im Großherzogtum ist kostenlos. Bild: Getty

Die Luxemburger Börse hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Für ihre Chefin Julie Becker hat die Qualität der Informationen einen hohen Stellenwert.

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          Das Bankenbeben ist auch in Luxemburg zu spüren. Schließlich unterhalten 125 internationale Banken aus 27 Ländern Niederlassungen im Großherzogtum, dem nach den Vereinigten Staaten zweitgrößten Fondsstandort in der Welt. Zwar dürfte das Volumen an verwalteten Vermögen im vergangenen Jahr aufgrund der Kursverluste an den Börsen gegenüber den Ende 2021 erreichten 5,9 Billionen Euro gesunken sein, aber das Land mit 640.000 Einwohnern und 200.000 Pendlern, darunter gut 50.000 Deutsche, bleibt ein wichtiger Finanzplatz in Europa.

          Markus Frühauf
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Und die Nervosität rund um die Banken geht auch nicht an Julie Becker, Vorstandschefin der Luxemburger Börse, spurlos vorbei: „Die jüngsten Probleme im Bankensektor haben mich irgendwie überrascht, weil sie zum Teil wahrscheinlich auch mit der Qualität der Governance zusammenhängen“, sagt sie im Gespräch mit der F.A.Z. Unter Governance wird meistens eine gute Unternehmensführung verstanden, manche nachhaltigen Investoren wenden dieses Kriterium auch auf Staaten an.

          Julie Becker, Chefin der Börse Luxemburg
          Julie Becker, Chefin der Börse Luxemburg : Bild: Luxembourg SE

          Für Becker gehört zu einer guten Governance auch die Beachtung der Regulierung: „Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Finanzstabilität.“ Deshalb bereiten ihr die Schieflagen einiger Kreditinstitute Sorge, weil der Eindruck entstehe, die Lehren aus der großen Finanzkrise seien nicht gezogen worden. Doch Becker hält sich mit einer endgültigen Beurteilung zurück. Dazu sei es noch zu früh. Es müssten die Berichte der Aufsichtsbehörden abgewartet werden.

          Neben der Governance spielen Umweltschutz und soziale Entwicklung am Finanzmarkt des Nachbarlandes schon seit Längerem eine wichtige Rolle. „Die Luxemburger Börse hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben“, bringt es Becker auf den Punkt. Das umfasst nach ihren Worten das gesamte Spektrum aus Umwelt- und Klimaschutz, sozialer Entwicklung und guter Governance. Am Finanzmarkt hat sich die Abkürzung ESG nach den englischen Begriffen Environment, Social und Governance durchgesetzt.

          Hier will das Land mit gutem Beispiel vorangehen. Und der Börse, an der der Wertpapierhandel eine Nebenrolle spielt, kommt eine prominente Rolle zu. „Wir sind in erster Linie eine Notierungsplattform für internationale Anleihen“, sagt die Börsenchefin und verweist darauf, dass die Luxemburger Börse aufgrund ihrer hohen Transparenzstandards den Weg für die an nachhaltigen Kriterien ausgerichteten Anleihen bereitet habe. „Es kommt auf eine hohe Transparenz an, um das nötige Vertrauen der Investoren zu schaffen und zu sichern“, betont sie.

          Qualität der Informationen ist entscheidend

          Da die Bewertung, was grün und nachhaltig sei, mitunter unterschiedlich ausfallen kann, hält es Becker für wichtig, Investoren die notwendige Transparenz zu schaffen, damit sie fundiert entscheiden könnten, ob ein Investment ihren Kriterien entspreche oder nicht. „Im Zuge des Investorenschutzes sehen wir es als unsere Aufgabe, ein Maximum an Informationen zur Verfügung zu stellen. Wir achten darauf, dass die Investoren zum Beispiel den Umgang der Anleihen, die Kernenergie finanzieren, sofort identifizieren können“, berichtet sie.

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