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Bericht der Bundesbank : Deutsche horten im Schnitt 1364 Euro Bargeld

Euro-Banknoten Bild: dpa

Vor allem Selbständige haben laut einer Studie viel Bares zuhause, Beamte weniger. Mancher Sparer bunkert sogar bis 100.000 Euro – einen Zusammenhang mit Steuerhinterziehung konnte die Bundesbank aber nicht feststellen.

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          Im Durchschnitt hält jeder Deutsche 1364 Euro Bargeld daheim oder in einem Schließfach. Nicht mit eingerechnet ist dabei das Geld im Portemonnaie, das sind durchschnittlich 107 Euro. Das geht aus einer Studie der Bundesbank hervor, die am Montag im Monatsbericht veröffentlicht wurde.

          Christian Siedenbiedel
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Seit Einführung des Euro-Bargeldes im Jahr 2002 wurden von der Bundesbank demnach netto 780 Milliarden Euro an Bargeld in Umlauf gebracht. Da Bargeld anonym ist, gibt es relativ wenig offizielle Statistiker, wo das Geld geblieben ist. Die Studie stützt sich unter anderem auf Umfrageergebnisse aus dem Jahr 2018. Von den bis damals von der Bundesbank in Umlauf gebrachten 690 Milliarden Euro sollen sich knapp 423 Milliarden Euro im Ausland befunden haben.

          Die Transaktionskasse, also das unmittelbar für Zahlungen benutzte Geld, habe 58 Milliarden Euro betragen. Rund 200 Milliarden Euro wurden im Inland von Unternehmen und Privatpersonen gehortet. Etwa die Hälfte davon, 94 Milliarden Euro, entfallen der Studie zufolge auf Privatpersonen, das waren also mehr als 1000 Euro je Person.

          Allerdings verteilen sich diese Barbestände sehr ungleich. In der Umfrage unter 2000 Deutschen gaben 22 Prozent an, gar keine Barreserve zu besitzen. 50 Prozent hielten 200 Euro oder weniger. 75 Prozent hielten höchsten 500 Euro. Beträge von mehr als 5000 Euro wurden nur in 5 Prozent der Fälle angegeben. Der höchste genannte Wert betrug 100.000 Euro.

          Die sehr unterschiedliche Höhe an Barbeständen habe wohl drei Ursachen, schreibt die Bundesbank. Erstens existierten in der Bevölkerung unterschiedliche Präferenzen für Bargeld und Buchgeld. Zweitens liege der Verteilung der Bargeldbestände die Einkommens- und Vermögensverteilung zugrunde, die für sich genommen bereits konzentriert sei. Und drittens könnten hinter den einzelnen Barbeträgen unterschiedliche Aufbewahrungs-Motive stehen: Größere Summen ergäben sich etwa, wenn Bargeld langfristig als Teil des Vermögens gehalten werde. Kleinere Summen stellten eher eine Art Vorsichtskasse dar, die auf absehbare Zeit wieder zum Ausgeben verwendet werde.

          Die Höhe der Bargeldbestände nehme mit dem Alter bis 65 Jahre zu, danach seien eher wieder niedrigere Beträge zu beobachten. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Menschen für den Ruhestand sparten und das Geld dann wieder ausgäben. Hinsichtlich des Einkommens sei zu beobachten, dass höhere Bargeldbestände meistens auf ein hohes Einkommen schließen ließen. Unter den Menschen mit wenig Bargeld aber gebe es sowohl solche mit hohem als auch mit niedrigem Einkommen. Unter den Berufsgruppen hätten Selbständige viel, Beamte wenig Bargeld.

          Keine Steuerhinterziehung

          Die Bundesbank wollte auch wissen, ob die hohen Bargeldbestände etwas mit Steuerhinterziehung zu tun haben könnten. Dazu hat sie zwei Wege beschritten: Gefragt wurden Menschen mit hohen Bargeldbeständen, welche Motive wohl hinter der Bargeldhaltung steckten. Und es wurde versucht, mit anderen Fragen indirekt die Steuermoral der Befragten herauszufinden und das in eine Korrelation zum gehaltenen Bargeld zu setzen. Beide Methoden belegten aber keinen Zusammenhang.

          Als Motive gaben die Leute vor allem an, dass es bei Banken ohnehin kaum Zinsen gebe, dass man Bargeld auch nutzen könne, auch wenn die Technik nicht funktioniere, und dass Bargeld keine Gebühren koste. Zwischen der Höhe der Bargeldbestände und sonstigen Aussagen zur Steuermoral („Ich bin gerne bereit, meine Steuern in Deutschland zu bezahlen, da ich weiß, dass der Staat damit wichtige Dinge finanziert“) ließ sich kein statistischer Zusammenhang zeigen.

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