Börsenwoche : Wo ist denn nur die Bankenkrise hin?
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Hoffnungsträger Sergio Ermotti kehrt zur UBS zurück und ersetzt Ralph Hamers. Bild: AFP
Die Märkte schwanken zwischen Panik in den Bankaktien und eitel Sonnenschein. Die Wahrheit dürfte wie meist in der Mitte liegen.
Vor einer Woche musste überlegt werden, ob die Deutsche Bank der nächste Krisenfall ist. Um 15 Prozent sackte der Kurs ab. Die Angst ging um an den Finanzmärkten. Eine Woche später: Von Krise nichts mehr zu sehen. Der Dax gewinnt diese Woche muntere 4 Prozent, die Bankaktien inklusive Credit Suisse und UBS, angefeuert von der Rückkehr des alten Helden Sergio Ermotti, mindestens das Doppelte, und alle erfreuen sich an der sinkenden Inflation.
Der Jubel diese Woche sollte ebenso wenig ernst genommen werden wie die Panik vergangene Woche. Derzeit deutet viel darauf hin, dass sich Spekulanten am wenig liquiden Markt für Kreditausfallversicherungen einen Spaß daraus gemacht haben, mit geringem Mitteleinsatz gegen die Deutsche Bank Panik zu schüren. Die Aufsichtsbehörden untersuchen die Sache noch.
Diese Woche lohnt der Blick auf die Kerninflationsrate, die weiter steigt, in Deutschland wie in Europa. Dass der niedrigere Öl- und Gaspreis verglichen mit dem sehr teuren März 2022 nun für eine Entlastung sorgt, konnte jeder an der Tankstelle ablesen. Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) ist aber das, was hartnäckig noch eine Weile bleiben und die Notenbanken und die Märkte noch länger beschäftigen wird.
Es bleibt eine ruckelige Zeit an den Märkten, in der sich auch diese Woche wieder der Wert der Streuung bezahlt machte. Wer zum Beispiel in der Annahme, dass die Leute nun wieder viel mehr reisen können als in der Pandemie und die Preise dafür steigen – die Statistikämter haben für Pauschalreisen besonders hohe Aufschläge verzeichnet –, die TUI-Aktie gekauft hat, durfte diese Woche ein Minus von bis zu 25 Prozent bilanzieren. Das Unternehmen versucht gerade über eine Kapitalerhöhung genügend Geld einzunehmen, um die Corona-Hilfen zurückzuzahlen. Der Wert der Bezugsrechte sackte um 60 Prozent ab.
Eine Kapitalerhöhung noch bevorstehen könnte Sartorius, die am Freitag bekanntgaben, für 2,4 Milliarden Euro den Gentherapie-Spezialisten Polyplus übernehmen zu wollen und dafür womöglich am Aktienmarkt nach Geld zu fragen. Der reagierte am Freitag erst mal mit 7 Prozent Kursminus.
Die nicht ganz überraschende Aussicht, dass die Solarindustrie in der Energiewende eine größere Rolle spielen könnte, ließ den Aktienkurs von SMA Solar um 25 Prozent in die Höhe springen – Höchstwert seit 2010. Das ist der Nachteil der Streuung: Kursraketen wie SMA Solar oder Salzgitter müssen die schwächelnden TUIs dieser Welt ausgleichen. Doch nur wer vorab Spreu und Weizen am Aktienmarkt unterscheiden kann, sollte auf Streuung verzichten.