Börsenwoche : Die Dauer eines Zinszyklus
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Christine Lagarde sieht noch weiteren Bedarf für Zinserhöhungen. Bild: Reuters
Die Zinsschritte dieser Woche zeigen, dass die Zentralbanken noch Erhöhungsbedarf sehen. Jetzt sehen auch Marktteilnehmer wieder etwas klarer.
So ganz sicher können sich derzeit weder Geldpolitiker noch Marktteilnehmer sein. Von den zweistelligen Prozentsätzen kommt die Inflationsrate inzwischen ein Stück herunter, aber noch sehen die Zentralbanken einigen Bedarf für Zinserhöhungen. Für die kommenden Monate scheinen die Kommunikation von Federal Reserve und Europäischer Zentralbank und die Erwartungen der Investoren wieder einigermaßen übereinzustimmen. Dabei gehen die US-Amerikaner inzwischen sogar wieder etwas zurückhaltender vor als die Europäer. Aber wo die Märkte im Zinszyklus stehen, hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der die Preissteigerungen abgebremst werden.
Die vergangene Woche war zunächst von Zurückhaltung geprägt. Nachdem das deutsche Börsenbarometer Dax einen seiner höchsten Kursgewinne in einem Januar verzeichnet hat, warteten die Anleger ab, ob die Zinsentscheidungen tatsächlich so kommen würden wie eingepreist. Zweistellige Zuwachsraten haben der US-Index für Technologiewerte Nasdaq Composite und der deutsche Nebenwerteindex M-Dax verzeichnet. Damit haben sich einige Indizes seit September um gut ein Drittel verbessert.
Die US-amerikanische Notenbank kann nach den forschen Zinsschritten der vergangenen Monate inzwischen ein bisschen Tempo aus ihrer restriktiven Geldpolitik herausnehmen. Auf einem Leitzinsniveau von nun 4,5 bis 4,75 Prozent reichte Mitte dieser Woche eine Anhebung um 0,25 Punkte aus. Dagegen sagte die EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag: „Wir haben noch Boden gutzumachen.“ Nachdem es zwischenzeitlich Irritationen um den weiteren Kurs gab, scheint die Kommunikation nun anzuzeigen, dass nach einer Zinserhöhung von 0,5 Prozentpunkten im März eine weitere um dieselbe Rate folgen könnte. Seit dieser Woche steht der Leitzins bei 3 Prozent.
Dass sich die Märkte am Tag der Zinserhöhung positiv entwickelten, werten Beobachter als gutes Zeichen dafür, dass die Lage in den Unternehmen stabil genug auch für noch etwas höhere Zinsen sein dürfte. Für die kurze Frist herrscht nach den Äußerungen Lagardes nun etwas mehr Klarheit als zuletzt. Der Dax hat sich nach dem Kursverfall auf 12 000 Punkte im Spätsommer nun wieder komfortabel oberhalb von 15 000 Punkten stabilisiert. Offen bleibt nur die Frage, ob der Zyklus schon in diesem Jahr zu Ende geht und womöglich wieder Zinssenkungen anstehen. Um das zu beantworten, wird man aber noch die Preisentwicklung abwarten müssen.