Börsenturbulenzen : Der irre Kursverfall
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Die Stimmung an der Börse ist mies - die Anleger ängstigen sich vor einer Reihe von möglichen Problemen. Bild: dpa
Die Börsenkurse fallen, die Anleger bekommen es mit der Angst. Droht sogar die nächste Finanzkrise? Hier kommen drei Erklärungen, die gerade am Markt herumgereicht werden.
Was ist los an den Finanzmärkten? An diesem Freitag zeigt sich die Börse zwar freundlich. Nachdem die Kurse rund um den Globus bislang aber auch im Februar ihre Talfahrt fortsetzen, macht mittlerweile gelegentlich die Sorge vor einer neuen Finanzkrise die Runde. Während die Deutsche Bundesbank ein klares Nein dazu verlauten lässt und zum Beispiel Commerzbank-Chef Martin Blessing ebenfalls beruhigen möchte mit Sätzen wie „Das Gefühl ist schlechter als die Lage“, ist in der internationalen Finanzöffentlichkeit eine Diskussion um die nachhaltige Profitabilität der Banken insgesamt ins Rollen geraten.
Denn auffällig ist schon: Die Börsenkurse großer Geldhäuser überall auf der Welt sind seit Jahresbeginn deutlich gefallen, deutlicher als von Unternehmen aus anderen Branchen. In Amerika verloren die Anteile an den großen Banken JP Morgan (minus 20 Prozent) und Bank of America (minus 34 Prozent) an Wert, in Europa verzeichneten die Titel der Deutschen Bank (minus 34 Prozent), Unicredt (minus 40 Prozent) und Société Générale (minus 34 Prozent) merkliche Verluste, in Hongkong die dort gelisteten Anteile an der chinesischen Großbank ICBC (minus 20 Prozent).
Zugleich lässt sich feststellen, dass in den vergangenen zwölf Monaten Bankaktien häufig sogar noch schlechter abgeschnitten haben als Energiewerte, die naturgemäß durch den eingebrochenen Ölpreis in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sehr plausibel zu diesen drei Symptomen (sinkende Bankaktienkurse, sinkende Energiewerte, sinkender Ölpreis) passt ein „Krankheitsbild“, das derzeit häufig unter Anlegern herumgereicht wird: Die Banken haben (zu) viele Kredite an Ölfirmen vergeben und bekommen sie vielleicht nicht oder nur teilweise zurück.
Schwer zu ermitteln ist, um wie viel Geld es dabei möglicherweise geht. So genannte Hochzinsanleihen von Energieunternehmen haben in den Vereinigten Staaten ein Volumen von insgesamt wohl rund 30 Milliarden Dollar, berichtete kürzlich die F.A.Z. – so hoch wäre der Schaden also, wenn alle diese Papiere ausfielen, was wiederum ein extremes Ereignis ist. Daneben haben die Geldhäuser aber auch ganz klassische Bankkredite an die Branche vergeben. Nach einem Bericht des Finanzfernsehsenders CNBC schätzt die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs, dass die drei größten amerikanischen Banken insgesamt Kredite im Volumen von weniger als 60 Milliarden Dollar an die Energiebranche ausstehend haben. Ginge dieses Geld verloren, würden die Institute das schon spüren - allerdings reichten dafür vermutlich wesentlich alleine ihre Gewinne aus dem vergangenen Jahr.