Umfrage durch Bank of America : Börsenprofis fürchten Inflation mehr als Corona
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Turbulent: Blick auf eine Anzeigetafel der Frankfurter Börse Bild: dpa
Fondsmanager und Vermögensverwalter sehen laut einer aktuellen Umfrage das Risiko stark steigender Verbraucherpreise und Zinsen als größte Gefahr für die Finanzmärkte. Die Angst vor den Folgen der Pandemie gerät da schon fast in den Hintergrund.
Rund ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie haben sich die Erwartungen und Risikoeinschätzungen von Vermögensverwaltern auf der ganzen Welt deutlich verändert. Die meisten halten Corona nicht länger für das derzeit größte Risiko an den Kapitalmärkten, obwohl die Infektionszahlen in vielen Ländern wieder deutlich steigen und noch immer vergleichsweise wenige Menschen geimpft sind. Dies ergibt zumindest eine Umfrage von Bank of America.
Demnach schätzen die befragten 220 Fondsmanager, die auf der Welt insgesamt etwa 630 Milliarden Dollar verwalten, inzwischen eine höher als erwartete Inflation aktuell als das größte Marktrisiko ein. So äußern sich 37 Prozent der befragten Vermögensverwalter.
An Platz zwei folgt mit einem Anteil von 35 Prozent eine heftige Kursreaktion an den Anleihemärkten. Das Corona-Risiko – und mithin der schleppende Fortgang der Impfungen – rangiert damit in der monatlichen Umfrage erstmals seit Februar 2020 nicht mehr auf Platz eins der nach Ansicht dieser Fachleute größten Marktrisiken. Der Umfragewert für Corona hat sich sogar von im Februar noch knapp 30 Prozent in etwa halbiert. Es folgen das Platzen einer Kursblase an Wall Street, höhere Steuern oder stärkere Regulierungen.
Steil abwärts, dann aufwärts
Das Gros der befragten Fondsmanager hält inzwischen einen V-förmigen Konjunkturverlauf für wahrscheinlich, mit dem zunächst steilen Abrutschen und der rasch folgenden starken Erholung, verbunden aber auch mit einem Sprung in den Inflationserwartungen. Diesen Investoren ist es insofern wichtiger, dass Unternehmen freie Mittel wieder investieren als damit Aktien zurückzukaufen oder Schulden zu reduzieren.
Die veränderten Erwartungen spiegeln sich auch im Anlageverhalten. Besonders gefragt sind derzeit zyklische, also konjunkturabhängige Anlagen, etwa unter anderem Industrieaktien. Dazu passt, dass diese Fondsmanager so stark in Rohstoffen investiert sind wie nie zuvor. Auch Schwellenmärkte stehen hoch im Kurs. Dagegen ist das Engagement in Technologieaktien so stark gefallen wie seit 15 Jahren nicht mehr. Im Durchschnitt ergibt sich in den verwalteten Portfolios für Technologiewerte so das niedrigste Übergewicht seit dem Jahr 2009. Dagegen sind die befragten Fondsmanager inzwischen wieder so stark in Bankaktien investiert wie seit drei Jahren nicht mehr.
Insgesamt setzen diese Investoren auf steigenden Aktienkurse und fallende Anleihenotierungen. Trotz ihres nachlassenden Interesses an Technologieaktien, ist jedoch die Wette auf steigende Kurse in diesem Bereich die aktuell aktivste Handelsstrategie noch vor Bitcoin oder nachhaltigen Anlagen.
Die Fondsmanager halten zwar wieder etwas mehr liquide Mittel als noch im Februar. Die durchschnittliche Barmittelquote ihrer Portfolios sei mit einem Anstieg von durchschnittlich 3,8 Prozent auf 4 Prozent im März aber noch immer vergleichsweise niedrig, heißt es laut Bank of America. Dies bleibe innerhalb dieser Analyse ein technisches Verkaufssignal. Anders ausgedrückt: die Fondsmanager sind stark investiert.