Börsenkrimi Gamestop : Neue Fronten
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Ein Gamestop-Geschäft in New York: Die Aktie der Einzelhandelskette wird derzeit so stark gehandelt wie keine zweite. Bild: Reuters
Die Geschichte scheint schnell erzählt: Privatanleger treiben völlig irrational den Preis nach oben, indem sie den Titel wie verrückt kaufen. Auf Reddit herrscht aber ein anderes Narrativ. Dort sind die Hedgefonds schuld an dem Preisdruck.
Es gleicht einem Börsen-Krimi, was sich gerade mit der Aktie der amerikanischen Einzelhandelskette Gamestop abspielt. Vor nicht einmal einem Jahr notierte sie noch bei 3 Dollar – am Montag durchbrach sie zwischenzeitlich die Marke von 158 Dollar. Am Mittwoch könnte sie mit mehr als 200 Dollar in den Handel starten. Ein weiterer Anschub dafür kam von Tesla-Chef Elon Musk am Dienstag. In einem Tweet verwies dieser auf ein Forum im Internet, das für die Kursexplosion von Gamestop mitverantwortlich gemacht wird. Also sozusagen Schulterschluss mit einem Mann, dessen Unternehmen selbst immer wieder Zielscheibe von Leerverkäufern ist.
Was bei Gamestop passiert, ist in der kurzen Version rasch erzählt: Privatanleger treiben den Aktienkurs völlig irrational nach oben, indem sie den Titel wie verrückt kaufen. In den sozialen Medien herrscht ein anderes Narrativ: Dort sind die Hedgefonds schuld am Preisdruck, da sie die Gamestop-Aktien leerverkauft haben. Nun erhielten sie die gerechte Strafe, indem sie ihre Positionen zu höchst ungünstigen Konditionen glattstellen müssen.
Klar ist: Für viele Anleger ist der Handel mit Gamestop reine Zockerei. Andere dagegen glauben an eine Transformation von Gamestop zur Onlinehandels-Plattform. Für sie war die Aktie lange unterbewertet, auch wenn die aktuelle Bewertung wohl kaum zu rechtfertigen ist. Aber in diesem Zusammenhang stellen sich auch andere Fragen: Mit welcher Berechtigung können mehr als 100 Prozent des Streubesitzes von Short-Sellern leerverkauft werden? Und wie kann es sein, dass Citadel Securities – zum selbigen Konzern gehörig wie der große Hedgefonds Citadel – als eigentlich neutraler Market Maker, diesem Hedgefonds und Leerverkäufer finanziell unter die Arme greifen kann? Es sind viele Fragen, die der Gamestop-Fall aufwirft. Beantworten müsste sie wohl die amerikanische Börsenaufsicht SEC.