Börse : Überstürzter Aktienkauf lohnt sich nicht
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Abwarten und Tee trinken - könnte sich auch an der Börse lohnen Bild: dpa
Mit den Anschlägen auf Amerika hat sich auch die „Wirtschaftswelt“ verändert. Zumindest in den USA wird eine Rezession wahrscheinlich.
Erst sind die Träume von großen Kursgewinnen geplatzt wie Seifenblasen, nun holten uns brutale Killer endgültig zurück in die Realität. Mit den Attentaten in den USA sind nicht nur viele völlig unschuldige Menschen ums Leben gekommen und große Schäden angerichtet worden, sondern damit hat sich die Welt verändert. Auch die „Wirtschaftswelt“.
Denn gerade die lebt von Stimmungen in Unternehmen und bei Konsumenten. Sind sie optimistisch und schauen mit positiven Erwartungen in die Zukunft, so sind sie bereit, etwas zu unternehmen. Gehen etwa Firmen davon aus, dass sich Investitionen schnell und sicher bezahlt machen, so werden sie ohne zu zögern investieren, ziemlich unabhängig davon, ob der Finanzierungssatz gerade bei fünf Prozent oder bei drei Prozent liegt. Ähnlich bei Konsumenten. Glauben sie einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, so verbessern sie ihr Lebensgefühl gerne mit einer luxuriösen Reise, dem Kauf eines Autos, eines neuen Hauses oder auch nur eines Schmuckstückes - unter Umständen sogar auf Kredit.
Unsicherheit dürfte sich auf das Vertrauen niederschlagen
Wer mag daran momentan ernsthaft denken? Schon in den vergangenen Monaten hat sich das Vertrauen immer mehr verflüchtigt. Jetzt könnte es geradezu erschüttert worden sein. War bisher vor allem der immer massiver werdende Abbau von Arbeitsplätzen für die Verunsicherungen verantwortlich, so kommt jetzt gerade in den USA die Sorge um die innere Sicherheit dazu. Ganz zu schweigen von den Implikationen möglicher Vergeltungsschläge und entsprechender wirtschaftlicher Konsequenzen.
Das ist alles in allem nicht unbedingt das ideale Umfeld, in dem die Wirtschaft wieder wachsen könnte. Die konzertierten Zinssenkungen der Zentralbanken deuten auf eine gehörige Portion Skepsis in diesem Punkt hin. Sie versuchen mit diesen Maßnahmen beinahe um jeden Preis zu verhindern, dass die Konjunktur sich weiter abschwächt und sich der Abschwung auf Grund der zunehmenden Verunsicherung, also psychologischer Faktoren, selbst verstärkt. Trotz dieser „Action“ dürfte aber in den USA die Rezession mittlerweile kaum noch zu vermeiden sein. Es fragt sich nur noch, wie lange sie dauern wird und wie es danach weiter gehen wird.
Schnelle Erholung kaum zu erwarten
Viele Ökonomen sind bis vor kurzem noch von einer „V-förmigen“ Erholung ausgegangen. Also von einem schnellen Abschwung und anschließend schnell und stark wieder auflebendem Wirtschaftsgeschehen. Es wird jedoch immer deutlicher, dass das wohl vor allem Wunschdenken sein dürfte. Ähnlich wie die Höchstkurse vieler Technologiewerte an den Börsen dürften auch die Wachstumsraten der späten 90er Jahre für die kommenden Monate eine unrealistische Illusion sein.
Was bedeutet das für die Börsen? Die orientieren sich zwar an der Zukunft. Aber solange von der Unternehmensseite keine überzeugenden Signale auf eine solide Gewinnentwicklung kommen, gibt es wenig Grund für stark steigende Kurse. Natürlich können charttechnische Reaktionen oder Aktienrückkaufprogramme zu teilweise starken Kursbewegungen führen. Aber fundiert dürften diese nicht sein.
Der kluge Anleger wird sich nicht zu überstürzter Hektik hinreißen lassen. Er wird kühl abwarten, bis die Unternehmen wieder einen verlässlichen Ausblick geben können. Erst dann wird er nach traditionellen Kriterien entscheiden, welche Aktie ihr Geld wert ist und welche nicht. Im Zweifel mag er zwar den ersten Anstieg verpassen. Aber in volatilen Zeiten hat die Sicherheit einen höheren Stellenwert als schnelle Gewinne.