Digitalwährungen : Bitcoins Kurs-Treiber im Visier der Staatsanwaltschaft
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Werden Digitalwährungen irgendwann gleichberechtigt zwischen anderen Währungen stehen? Bild: Reuters
Die Digitalwährung Tether spielt eine wichtige Rolle in der Bitcoin-Rally. Doch gegen ihre Hintermänner wurde ermittelt. Die Meinung der Staatsanwältin ist eindeutig.
Lange Zeit hing das Verfahren rund um die Digitalwährung Tether wie ein Damoklesschwert über dem gesamten Markt für die Kryptodevisen. Und das aus gutem Grund. Doch um das nachvollziehen zu können, muss man etwas ausholen. Die älteste Digitalwährung Bitcoin dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Sie ist von vornherein deflationär angelegt, das heißt in dem Fall ganz konkret: Die maximale Anzahl an Bitcoin, die es jemals geben wird, liegt bei 21 Millionen Stück. Unter anderem deswegen glauben auch so viele, dass der Preis für Bitcoin immer weiter steigen wird. Andere Währungen sind inflationär angelegt, indem sie eine sehr hohe oder eine unbegrenzte Zahl an Einheiten haben. Und wieder andere Währungen, und dazu gehört Tether, sind als Stablecoins angelegt. Das heißt in dem Fall, dass sie mit echten Währungen – in dem Fall dem Dollar – hinterlegt sein sollen.
Hierum drehte sich der nun abgeschlossene Fall. Die New Yorker Staatsanwaltschaft warf den Hintermännern von Tether vor, dass diese Digitalwährung nicht so stabil ist wie unterstellt. So wurde den Hintermännern von Tether vorgeworfen, den Verlust von Geldern im Wert von 850 Millionen Dollar verschleiert zu haben und das eben die Digitalwährung nicht komplett mit Dollar gedeckt ist. Und das ist so relevant, weil die Geschäftsführer der Tether Limited auch die von iFinex sind. IFinex ist das Unternehmen, welches hinter Bitfinex steht. Und Bitfinex ist die weltgrößte Bitcoin-Börse, zumindest wenn man den Umsatz in Dollar betrachtet. Würde hier tatsächlich ein Betrug nachgewiesen werden, würde das weltweite Schockwellen über die Kryptomärkte schicken.
Kapitalpumpe Tether
Doch damit nicht genug: Mittlerweile werden mehr Bitcoin in Tether gehandelt. Würde es also weitreichende Konsequenzen geben, wäre eine der wichtigsten Kapitalpumpen der bedeutendsten Digitalwährung abgestellt. Besonders der Ökonom Nouriel Roubini sieht Tether als riesengroßen Betrug an. Sein Gedankengang ist der folgende: Allein im Vorjahr wurden 20 Milliarden Dollar neue Tether ausgegeben. Im gleichen Zeitraum hob der Bitcoin-Kurs bekanntermaßen ab. An der führenden Tether Börse Binance fließen an vielen Tagen Milliardenbeträge aus Tether vor allem in Bitcoin, aber auch in andere Digitalwährungen. Der Chef einer Bitfinex-Tochterfirma räumte einst sogar ein, dass es Absprachen zwischen Tether und den Großinvestoren gebe, wie viele Tether geschaffen werden sollten.
Diese Großinvestoren könnten Tether dafür nutzen, den Preis der Digitalwährungen nach oben zu treiben. Wenn weitere Käufer dadurch in den Markt kommen und die Preise noch weiter nach oben treiben, könnten die Großinvestoren ihre Bitcoin ihrerseits wieder mit Gewinn abstoßen. „Das ist noch nicht einmal eine Blase, das ist pure Marktmanipulation“, sagt der Krypto-Kritiker David Gerard.
Der Streit wurde so unbefriedigend beigelegt, dass beide Seiten nun für sich reklamieren können, Recht gehabt zu haben. Der amerikanische Bundesstaat New York verbot sowohl den Handel der Kryptoplattform Bitfinex als auch den von Tether. Die zuständige Justizministerin und Generalstaatsanwältin Letitia James erklärte, es sei „eine Lüge“, dass Tether mit sicheren Dollar gedeckt sei. Das Unternehmen habe dabei Staat und Anleger getäuscht und Verluste vorgetäuscht. Zusätzlich muss es 18,5 Millionen Strafe zahlen.
Auf Tether kommt einiges zu
Warum es trotz klarer Beweise nicht zu einer Verhandlung gekommen ist, kann sich Gerard in einem aktuellen Beitrag nicht erklären. Aus seiner Sicht hätte sich Tether keinen besseren Ausgang wünschen können. Tether-Fans feiern das nun als Freispruch, doch das könnte auch zu früh sein. Noch immer sind Verfahren anhängig. Tether Limited muss seine Kreditlinie zu iFinex schließen und sicherstellen, dass alle Verbindungen sauber getrennt sind. Außerdem muss Tether Quartalsweise über seine Reserven informieren und eine Liste aller Zahlungsdienstleister veröffentlichen, mit denen das Unternehmen arbeitet. Ob es das machen wird und kann, wird man dann in spätestens drei Monaten sehen.