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Historisches Preishoch : Benzin wird teurer und teurer und teurer

Benzin wird teurer und teurer. Bild: dpa

1,709 Euro kostete Super im Herbst 2012. Jetzt steuert der Preis wieder auf diesen Wert zu. In manchen Städten ist er schon überschritten. Wie kommt es zu diesem Anstieg – und wie geht es weiter?

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          In manchen Städten kostet Benzin jetzt im Durchschnitt 1,80 Euro je Liter. In Konstanz am Bodensee im äußersten Südwesten Deutschlands beispielsweise hat der Preis für Super E10 diese Marke in den vergangenen Tagen zeitweise sogar überschritten. An einzelnen Autobahn-Tankstellen wurden noch höhere Preise beobachtet. Und die besonders teuren Sprit-Eigenmarken der Mineralölkonzerne kosten mancherorts schon 2 Euro je Liter. Im Durchschnitt in ganz Deutschland jedenfalls hat der Kraftstoff Super E10 jetzt einen Preis von 1,645 Euro je Liter erreicht, wie das Internetportal Clever-Tanken berichtet.

          Christian Siedenbiedel
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Dabei gerät unweigerlich ein historisches Allzeithoch aus dem vorigen Jahrzehnt in den Blick: Am 13. September 2012 kostete Super im Schnitt 1,709 Euro je Liter. Das galt bislang als der höchste Durchschnittspreis aller Zeiten. Damals beschloss der Bundestag, dass alle Tankstellen künftig ihre Preise in Echtzeit ans Bundeskartellamt melden müssen, damit Apps für die Autofahrer mit diesen Werten gefüttert werden können. Die Kartellbehörden hatten damals die Marktmacht der Mineralölkonzerne im Blick. Der Arabische Frühling hatte aber auch Rohöl verteuert, auf zeitweise rund 117 Dollar je Fass für die Nordseesorte Brent, die heute knapp 84 Dollar kostet.

          Benzin als Treiber der Inflation

          Wenn sich der Spritpreis seinem historischen Hoch nähert oder es mancherorts gar überschreitet, geht es immer auch um einen der derzeit wichtigsten Treiber der Inflation in Deutschland neben Heizöl und Gas. Im Laufe von zwölf Monaten ist der Preis um rund 32 Prozent gestiegen, von 1,242 auf 1,645 Euro, also um gut 40 Cent je Liter Super E10. Davon macht die neue CO2-Steuer, die zum Jahresbeginn eingeführt wurde, etwa 7 Cent aus. Weitere 3,7 Cent gehen auf das Konto der Mehrwertsteuer, die nach einer vorübergehenden Absenkung wieder angehoben wurde.

          Während manche Preise, die wegen der geringen Nachfrage in der Corona-Pandemie stark eingebrochen waren, jetzt einfach wieder auf ihr Vorkrisenniveau zurückkehren, scheint es im Falle des Benzinpreises anders zu sein. Vor der Krise, im Herbst 2019, kostete Super ungefähr 1,38 bis 1,40 Euro je Liter, also mehr als 20 Cent weniger als derzeit. Das Vorkrisenniveau war schon im Frühjahr erreicht – aktuell ist Benzin so teuer wie seit neun Jahren nicht mehr.

          Teurer war Sprit das letzte Mal eben in jenem Herbst 2012 mit seinem Allzeithoch. „Wenn dieser Wert überholt wird, haben wir die höchsten Benzinpreise aller Zeiten“, sagt Jürgen Albrecht, Benzinfachmann des Autofahrerklubs ADAC. Der teure Tankherbst 2018, als das Niedrigwasser auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen die Transportkosten in die Höhe trieb, ist längst überholt.

          Rohölpreis verdoppelt sich fast

          Dabei gibt es einen bemerkenswerten Zusammenhang: Obwohl Steuern und Abgaben in Deutschland einen sehr hohen Anteil am Spritpreis ausmachen, waren es nicht in erster Linie die Steuern und Abgaben, die Benzin in den vergangenen zwölf Monaten verteuert haben, wie Manuel Frondel sagt, Energiefachmann am Forschungsinstitut RWI. Die Vorstellung, dass es vor allem die gezielte politische Verteuerung von Benzin aus Gründen des Klimaschutzes war, die den Benzinpreis so hat steigen lassen, ist also falsch. Von den 40 Cent Preisanstieg in zwölf Monaten gehen nur etwa 7 Cent auf Kosten des CO2-Preises.

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