Die Börse am Mittag : Beiersdorf zurück im Dax
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Der Konsumgüterhersteller Beiersdorf verdrängt als stabilisierendes Element im Aktienindex den hohen Verlustbringer Delivery Hero. Der Anleihemarkt reagiert verstimmt auf den Ausgang der Parlamentswahlen in Frankreich.
Der Dax hat nach seinen hohen Verlusten in der vergangenen Woche die neue Woche mit einem kleinen Gewinn begonnen. Dazu trug auch das neue Index-Mitglied Beiersdorf bei: Der Aktienkurs des Konsumgüterherstellers (Nivea, Labello, 8x4) legte um 1,8 Prozent zu und gehörte damit zu den Spitzenreitern im Aktienindex. Nach vier Stunden Aktienhandel in Frankfurt lag der Dax auf 13.190 Punkten und damit 0,5 Prozent höher als zum Handelsende am Freitag.
In der vergangenen Woche hatten die 40 wichtigsten deutschen Aktien gemessen am Dax kräftige 4,6 Prozent verloren, nachdem die Notenbanken in den USA, der Schweiz und in Großbritannien die Leitzinsen erhöhten und die Europäische Zentralbank wegen der steigenden Renditen besonders der Staatsanleihen südeuropäischer Länder ein Sondertreffen einberief. Die galoppierende Inflation und die deshalb erforderlichen Zinsanhebungen der Zentralbanken schüren auf der ganzen Welt die Sorgen der Investoren vor einem wirtschaftlichen Abschwung. Am Montag verlor etwa in Japan der Nikkei-Index 0,7 Prozent auf 25.771 Punkte.
In Europa dominierten zu Beginn der neuen Woche zunächst andere Themen, bevor am Freitag das Ifo-Geschäftsklima nach der Erholung im Mai schwächer erwartet wird. Die Marktteilnehmer schauten am Montag etwa nach Frankreich, wo Ensemble, die Partei des erst vor wenigen Wochen frisch wiedergewählten Präsident Emmanuel Macron, 30 Prozent ihrer Sitze und damit die Mehrheit im Parlament verloren hat. Der französische Aktienindex CAC 40 pendelte denn auch zwischen Plus und Minus heftig hin und her und fand anders als die meisten anderen europäischen Aktienindizes am Montag zunächst keine klare Richtung. Holger Schmieding, der Chefvolkswirt der Berenberg-Bank, sprach von einem für Frankreich ungewöhnlichen Ausgang der Parlamentswahlen. Erstmals habe ein kurz zuvor gewählter Präsident keine Mehrheit erhalten, aber auch keine der Oppositionsparteien verfüge nun über eine Mehrheit, stellt er fest.
Schmieding rechnet in Frankreich künftig mit einer auf den Einzelfall bezogenen Zusammenarbeit von Macrons Partei mit der bürgerlichen Rechten Les Republicans (LR) und anderen „Moderaten“. Die Kompromissuche für Macron werde schwieriger. Es würden aber wohl auch keine Reformen Macrons zurück gedreht. Schmieding hält daher an seiner Langfrist-Prognose fest, dass Frankreich in den nächsten Jahren die dynamischste Volkswirtschaft der EU sein werde. In diesem Jahr liegen die Aktienindizes Dax und CAC-40 mit einem Rückgang um 17 und 18 Prozent seit Anfang 2022 nahezu gleich auf. Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit rentierten am Montag mit 1,7 Prozent, Frankreich muss für eine zehn Jahre laufende Schuldverschreibung dagegen derzeit 2,5 Prozent bieten. Am Freitag rentierte die französische Staatsanleihe noch mit 2,2 Prozent deutlich niedriger. Insofern fiel die Reaktion des Anleihemarktes auf den Ausgang der französischen Parlamentswahl negativ aus, obwohl die etwas gestärkte bürgerliche Rechte eine geringere Neuverschuldung als Macron bevorzugt.
Hektische Börsenphase nur unterbrochen
Insgesamt hielten sich die Kursbewegungen an den europäischen Börsen am Montag in engen Grenzen, vor allem weil die amerikanischen Börsen wegen des Feiertags Juneteenth geschlossen bleiben. Dieser Feiertag, an dem der Befreiung der Afro-Amerikaner aus der Sklaverei gedacht wird, wird 2022 erst zum zweiten Mal in den Vereinigten Staaten bundesweit begangen. Am Freitag hatten sich die amerikanischen Börsen nach einer turbulenten Woche etwas beruhigt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,1 Prozent tiefer auf 29.888 Punkten und beendete erstmals seit Januar 2021 eine Wochen unter 30.000 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen 1,4 Prozent auf 10.798 Punkte vor.
Gleichwohl dürfte die hektische Börsenphase nur unterbrochen, aber noch nicht zu Ende sein. Daher freuten sich einige Börsianer in Frankfurt über die Rückkehr der Beiersdorf-Aktie in den Dax, weil sie als stabilisierendes Element gilt. Tatsächlich: Wäre Beiersdorf auch in den vergangenen sechs Monaten im Dax gewesen, hätte die Aktie den Dax gestützt, denn sie hat in diesem Zeitraum ihren Wert nahezu gehalten. Damit wäre sie sechstbester Wert im Dax hinter Spitzenreiter Bayer (plus 35 Prozent), Deutsche Telekom, Deutsche Börse, RWE und MTU. Derzeit empfehlen von 30 Analysten, die sich nach Angaben von Bloomberg regelmäßig eine Meinung zur Beiersdorf-Aktie bilden, nur eine knappe Mehrheit von 17 die Aktie zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel dieser Analysten für die kommenden zwölf Monate beträgt rund 103 Euro, während die Beiersdorf-Aktie am Montag rund 91,50 Euro kostete.
Für Beiersdorf musste im Dax der Essenslieferdienst Delivery Hero Platz machen. Dessen Aktie ist in den M-Dax abgestiegen. Delivery Hero hat in den vergangenen sechs Monaten 61 Prozent an Wert verloren. In den M-Dax wird außerdem der bislang im S-Dax enthaltene Betreiber von Wind- und Solarparks Encavis aufgenommen, der seinen Platz mit dem Finanzdienstleister Hypoport tauscht. Darüber hinaus musste Nordex außerplanmäßig seinen Platz in S-Dax und Tec-Dax räumen. Der Windanlagenhersteller hat seinen Quartalsbericht zu spät vorgelegt, wie die Deutsche Börse monierte. Für Nordex rückt SMA Solar in den Tec-Dax, das Spezialpharmaunternehmen Medios ist seit Montag neu im S-Dax.