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Hausbau : Bauzinsen sinken wieder unter 1 Prozent

Die Bauzinsen sinken – die Inflation steigt. Bild: dpa

Im ersten Halbjahr sah es so aus, als ob Baufinanzierungen in Deutschland tendenziell wieder etwas teurer werden. Doch die Entwicklung hat sich gedreht. Woran liegt das?

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          Die Bauzinsen sind wieder deutlich unter 1 Prozent gefallen. Das berichtet das Vermittlungsportal Interhyp. Im Laufe des Monats Juli seien die Zinsen für Darlehen mit zehn Jahren Laufzeit um rund 0,15 Prozent auf weniger als 1 Prozent Zinsen je Jahr gefallen, sagte Interhyp-Vorstandsmitglied Mirjam Mohr.

          Christian Siedenbiedel
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Das sei eine Gegenbewegung gewesen, nachdem die Bauzinsen im ersten Halbjahr zugelegt hätten.  

          Die FMH-Finanzberatung in Frankfurt kommt in ihren Zinsvergleichen zuletzt ebenfalls auf einen Rückgang des Zinsniveaus auf durchschnittlich 0,81 Prozent für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung. Die Verbraucherplattform Biallo nennt für solche Darlehen aktuell einen durchschnittlichen Zinssatz von 0,82 Prozent.

          Verbraucherschützer weisen allerdings darauf hin, dass die Bauzinsen in der Praxis oft etwas höher seien als die in den Internetvergleichen beworbenen Zinsen. Sie seien unter anderem auch von der Bonität des Kreditnehmers abhängig. Die Verbraucherzentralen haben mal die Daumenregel aufgestellt, gut 0,15 Prozentpunkte sollte man auf die Werbezinsen draufrechnen – dann habe man einen halbwegs realistischen Wert.

          Corona-Verlauf und die Notenbanken

          Zwei Gründe nennt Interhyp für den Zinsrückgang: Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Corona-Krise und die weiter sehr lockere Geldpolitik der Notenbanken. Beides habe senkend auf die Rendite der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit eingewirkt, an denen sich die Pfandbriefzinsen und damit auch die Bauzinsen orientieren.

          Auf die Anleiherendite wirken zahlreiche unterschiedliche Faktoren ein. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hatten zuletzt bekräftigt, ihre Geldpolitik weiter locker lassen zu wollen.

          „Ursachen für den Zinsrückgang bei den Immobilienkrediten sind vor allem im Pandemieverlauf zu suchen, der Gesellschaft, Wirtschaft und Zinspolitik anhaltend stark beeinflusst“, sagte Interhyp-Vorstandsmitglied Mohr. „Zunehmende Unsicherheiten führen zu Renditerückgängen bei Anleihen, was die Bauzinsen beeinflusst – zudem stützen die Notenbanken das Niedrigzinsniveau weiter."

          Die deutschen Staatsanleihen-Renditen, die eine Funktion als „Benchmark“ für die Bauzinsen übernähmen, seien gesunken, weil Investoren wieder verstärkt nach Sicherheit suchten, meinte Mohr. Zudem habe die EZB mit der Anpassung ihrer Forward-Guidance-Richtlinien, also des geldpolitischen Ausblicks, noch mehr Flexibilität eingeräumt, die Märkte künftig mit Liquidität zu versorgen.

          Mehrere Tausend Euro Ersparnis

          Die für das monatliche Bauzins-Trendbarometer des Unternehmens befragten Fachleute aus deutschen Kreditinstituten gehen in der Mehrheit von gleichbleibenden Zinsen in den nächsten Wochen und von leicht steigenden Bauzinsen auf Halbjahres- und Jahressicht aus, berichtet Interhyp weiter.

          Der Zinsrückgang von 0,15 Prozentpunkten im Juli bringe Darlehensnehmern über eine Zinsbindung von zehn Jahren in vielen Fällen eine Ersparnis von mehreren Tausend Euro. Erschwerend kommen für den Hausbau allerdings in letzter Zeit Engpässe und Preissteigerungen bei Baumaterialien hinzu.

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