Faule Kredite : Banken kassieren ihre Retter ab
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Interessanterweise taucht dabei in Europa ein alter Bekannter aus Amerika auf: Draghis neuer Berater Blackrock hatte schon in Amerika das Bankenretten zum Geschäft gemacht. Timothy Geithner, einst Chef der Fed in New York und später Finanzminister unter Barack Obama, hatte das Haus damals zu Hilfe gerufen. Spektakulär war sein Einsatz bei AIG, dem einst größten Versicherer der Welt.
AIG hatte vor der Krise die riskanten Hypothekenwetten von Banken aus aller Welt über Kreditausfallversicherungen (CDS) abgesichert. Als diese in der Finanzkrise platzten, wurde AIG vom amerikanischen Staat mit stolzen 182 Milliarden Dollar gerettet - der größten Finanzspritze in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Danach befand sich das Unternehmen fast völlig in Staatsbesitz.
Führende Banker sehen EZB-Programm kritisch
Doch der amerikanische Staat wurde mit den komplexen Strukturen nicht allein fertig, deshalb beauftragte er Blackrock. Firmengründer Larry Fink gehörte einst zu den Erfindern des Hypothekenpapier-Marktes. In der Krise machte er ein Geschäftsmodell daraus, dem amerikanischen Staat bei der Lösung der gewaltigen Probleme genau dieses Marktes zu helfen.
Eine ähnliche Aufgabe hat er jetzt also in Europa. Bei Blackrock argumentiert man, mögliche Interessenkonflikte könnten vermieden werden - durch „Informationsbarrieren“ zwischen der Beratungstochter, die von der EZB engagiert wurde, und den Investment-Einheiten des Konzerns. Ökonom Burghof ist da skeptisch: „An Chinese Walls zu glauben, ist das Dümmste, was man tun kann“, sagt er. „Sie existieren nur, so lange es um nichts geht.“
Auch in der Notenbank ist der Einsatz der privaten Dienstleister zumindest umstritten. Jedenfalls bekam Mario Draghi bei der Entscheidung mehr Gegenwind als üblich. Nicht nur Bundesbankpräsident Jens Weidmann stimmte aus grundsätzlichen Überlegungen gegen das ABS-Programm, daran hat Draghi sich fast gewöhnt. Auch der französische Notenbankchef Christian Noyer, der sonst häufig an Draghis Seite streitet, lehnte das Programm ab. Und zwar genau mit der Begründung, er halte es für heikel, mit diesen Käufen private Banken zu beauftragen. Die beiden wichtigsten nationalen Notenbanken Europas sind dagegen. Das müsste Draghi schon hellhörig machen.
EZB soll besser nicht alle Risiken übernehmen
Kritik gibt es auch aus der Politik. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble deutete im Bundestag zwar lediglich an, er sei mit der Debatte über das Ankaufprogramm „nicht besonders glücklich“. Deutlicher wird da schon Gerhard Schick, der finanzpolitische Sprecher der Grünen. „Mir leuchtet nicht ein, warum die Europäische Zentralbank für den Ankauf von ABS-Papieren private Banken und Vermögensverwalter beauftragen muss“, sagt er. „Entweder liegt die Notenbank auf Augenhöhe mit den Marktakteuren, dann schafft sie das auch alleine. Wenn nicht, begibt sie sich in eine gefährliche Abhängigkeit.“
Was aber kann die EZB machen, damit sie nicht von den Banken schlechte Risiken zu überhöhten Preisen angedreht bekommt? Jan Pieter Krahnen, Finanzprofessor in Frankfurt, meint: „Die Banken, die die ABS-Papiere auflegen, müssen einen ausreichend großen Teil des Risikos in den eigenen Büchern behalten.“ Die Bank, die den Kredit vergeben hat, müsse ein Interesse daran haben, dass der Kunde weiter seine Raten bezahlt. Das sei die beste Versicherung für denjenigen, der die ABS-Papiere kauft.
Wenn die EZB also private Dienstleister beauftrage, die ABS-Papiere zu kaufen, müsse sie vor allem diese eine Frage im Blick haben: dass die Bank, die ein ABS-Papier aufgelegt hat, sich nicht von den entscheidenden Teilen des Risikos getrennt hat. Das dürfe sie nicht delegieren, meint Krahnen. „Dafür muss sie sich die erforderlichen Informationen unbedingt selbst besorgen - das ist aber alles andere als leicht.“