Geldwäschevorwürfe : Millionenbuße für N26
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Mit Plakaten wie hier in Berlin will N26 neue Kunden gewinnen. Bild: Getty
Die Neobank muss wegen mangelhafter Geldwäschekontrollen 4,25 Millionen Euro zahlen. Das ist ungewöhnlich viel – und vielleicht noch nicht das Ende.
Die Neobank N26 kommt einfach nicht zur Ruhe: Nun mussten die Berliner eine Millionenstrafe wegen jahrelanger Probleme mit der Geldwäscheprävention in Höhe von 4,25 Millionen Euro begleichen. Das Bußgeld wurde bereits im Juni erlassen und sei beglichen, teilte N26 am Dienstagabend mit. Es gehe dabei um weniger als 50 Fälle in den Jahren 2019 und 2020. Im Jahr 2019 wurden erstmals auch Maßnahmen der BaFin gegenüber N26 verkündet, und mittlerweile hat die Neobank sogar einen Sonderaufseher, der die Umsetzung der Maßnahmen überwacht.
Eine Strafe, und dann auch noch in dieser Höhe, ist eine äußerst selten verhängte Maßnahme seitens der BaFin. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden von den Finanzaufsehern Strafen in Höhe von knapp 8,5 Millionen Euro verhängt – davon entfielen allerdings nur 400.000 Euro auf die Bereiche Bankenaufsicht, Geldwäscheprävention und Versicherungsaufsicht. Im Jahr 2019 waren es in diesen Bereichen sogar nur 125.900 Euro. Im Jahr 2018 waren es für alle Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen zusammen rund 5,5 Millionen Euro.
Der Streit zwischen Aufsehern und der Neobank eskaliert damit immer weiter. Zur Erinnerung: Schon im Mai 2019 gab es erste Warnungen seitens der Aufseher. In der Anordnung zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung forderte die BaFin damals vier konkrete Maßnahmen von dem Geldinstitut. Die unbearbeiteten Fälle sollten schnellstmöglich abgearbeitet werden, die Arbeitsabläufe sowie Prozessbeschreibungen zur Umsetzung des Geldwäschegesetzes nach den Vorgaben der BaFin sollten verbessert und dokumentiert werden. Die Identität einiger Kunden sollte abermals verifiziert werden, und die BaFin forderte eine angemessene personelle und technisch-organisatorische Ausstattung zur Einhaltung ihrer geldwäscherechtlichen Verpflichtungen.
Ruf von N26 in Gefahr
Genug Zeit war seitdem zum Reagieren. Schon damals kommentierte die F.A.Z.: „Warnschuss für N26.“ Der wurde aber, wie es aussieht, nicht gehört. Im Mai dieses Jahres wurde der Neobank sogar ein Sonderaufseher ins Haus gesendet. Genützt hat das alles offenbar zu wenig, N26 ist noch immer überdurchschnittlich häufig mit Geldwäscheverdacht beschäftigt. Im August beschloss man daher, dass man nun mit Thomas Grosse einen Chief Risk Officer (CRO) benennt. Daneben hat Stephan Niermann nun die Rolle als Geldwäschebeauftragter übernommen. Warum das erst mehr als zwei Jahre nach den ersten Warnungen seitens der BaFin geschieht, bleibt unklar. Zusätzlich möchte man die Finanzholding-Struktur implementieren, die ja von den Aufsehern aufgenötigt worden war.
Die BaFin hat mittlerweile gegenüber N26 einen stattlichen Instrumentenkasten aufgefahren: Neben der Anordnung von Maßnahmen, einem Sonderaufseher nun eine Strafzahlung. Als weitere Maßnahmen stehen eine Beschränkung des Neukundengeschäfts, ein Verbot, weitere Kundengelder anzunehmen, und sogar eine vorläufige Schließung der Bank im Raum. N26 sollte die Probleme also schleunigst in den Griff bekommen, da jede zusätzliche Maßnahme den Ruf der Bank noch weiter ruinieren wird.
Realität und Ambitionen weit auseinander
Die Probleme kommen auch zur Unzeit: Glaubt man dem Getuschel der Szene, steht N26 vor einer größeren Finanzierungsrunde und könnte dann bis zu 10 Milliarden Dollar wert sein. Diese ist dringend notwendig, um mit den ausländischen Konkurrenten Schritt zu halten: Der amerikanische Konkurrent Chime hat zuletzt 750 Millionen Dollar erhalten und wird nun mit 25 Milliarden Dollar bewertet. Die brasilianische Nubank strebt an die Nasdaq und will sich so 2 Milliarden Dollar frisches Kapital besorgen. Und Revolut hat 800 Millionen Dollar erhalten und wird nun mit bis zu 33 Milliarden Dollar bewertet.
Kann N26 da nicht mithalten, könnte das Unternehmen bald ein Übernahmekandidat werden. Doch eine mögliche hohe Bewertung von 10 Milliarden Dollar verträgt sich nicht mit den derzeitigen massiven Schwierigkeiten. Ein Börsengang, für den die Berliner im Jahr 2022 fit sein wollten, verträgt sich damit noch weniger.