Französischer Aktienmarkt : Auf dem Pariser Parkett sind die Bullen los
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Die Börse in Paris Bild: dpa
Der CAC 40, das Dax-Pendant an der Pariser Börse, ist im Aufwind. Wie so oft schwimmen Luxustitel auf der Welle der Anlegereuphorie.
Viel fehlt nicht mehr, dass der französische Leitindex CAC 40 sein Allzeithoch von Januar 2022 knackt. Vom Höchststand von 7384,86 Punkten ist der Index nur noch rund 3,7 Prozent entfernt. Beim deutschen Pendant Dax ist es ähnlich, doch anders als bei diesem fließen in den CAC 40 keine Dividendenzahlungen ein. Das lässt den französischen Index im direkten Vergleich immer etwas schwächer erscheinen, als er tatsächlich ist.
Wie in Deutschland herrscht auch auf dem Pariser Parkett seit Jahresbeginn Bullenstimmung. Mit Ausnahme leichter Kursverluste der Aktien der Energiekonzerne Engie und Totalenergies , des Rüstungsunternehmens Thales und des Pharmaherstellers Sanofi haben seither alle Aktienkurse im CAC 40 zugelegt, mehr als die Hälfte sogar mit zweistelligen Raten. Im Börsenindex CAC Next 20 der mittelgroßen Werte ist die Entwicklung ähnlich positiv. Ausreißer ist der Spieleentwickler Ubisoft , dessen Aktienkurs im Januar nach einer Reihe schlechter Ankündigungen um mehr als ein Fünftel eingebrochen ist.
Die Kauflaune der Anleger an der Pariser Börse kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern geht Hand in Hand mit einer leicht stabilisierten Inflationsdynamik und einer robusten Konjunktur. Rezession und Gasknappheit sind nicht in Sicht. Während die deutsche Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2022 um 0,2 Prozent geschrumpft ist, kam Frankreich laut dem nationalen Statistikamt Insee auf ein Plus von 0,1 Prozent. Im Gesamtjahr 2022 lag die französische Wachstumsrate mit 2,6 Prozent sogar deutlich über den in Deutschland erzielten 1,9 Prozent.
Banktitel als Alternativen
Auch Frankreichs Stromversorgung hat sich bislang wacker geschlagen. „Die Energieprobleme erweisen sich als etwas weniger gravierend als im letzten Herbst befürchtet“, sagt Bruno Cavalier, Chefökonom der Bank Oddo BHF. Der französische Arbeitsmarkt bleibe solide, einzig das soziale Klima könnte mit Blick auf die Streiks gegen die geplante Rentenreform kurzfristig einige „Eruptionen“ erfahren.
Auf der Welle der Anlegereuphorie schwimmen wie so oft französische Luxustitel. Branchenprimus LVMH wurde im Januar erstmals mit mehr als 400 Milliarden Euro an der Börse gehandelt und hat mit einem Nettogewinn von 14 Milliarden Euro das vergangene Geschäftsjahr ganz im Sinne seiner Aktionäre abgeschlossen. In den vergangenen Tagen kletterte der LVMH-Aktienkurs munter weiter bis auf 829 Euro. Die Analysten der Royal Bank of Canada glauben an die Margenstärke des 75-Marken-Konzerns und erhöhten ihr Kursziel kurzerhand von 800 auf 890 Euro.
LVMH, aber auch die anderen französischen Luxusgüterhersteller Kering, Hermès und L’Oréal profitieren nicht zuletzt von Chinas Öffnung. Dadurch dürften nach dreijähriger Abstinenz in den kommenden Monaten wieder konsumfreudige chinesische Touristen in die Pariser Kaufhäuser strömen. Ob sich nach der jüngsten Preisrally noch ein Einstieg lohnt, ist jedoch eine andere Frage. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktien von Kering und LVMH beträgt noch gerade so verdauliche rund 20 und 30, das der Hermès-Aktie mittlerweile aber mehr als 50. Die Papiere sind also teuer, und man muss sehr lange warten, bis sich die Investition amortisiert.
Als günstigere Alternativen bieten sich die Titel der im europäischen Vergleich ertragskräftigen französischen Großbanken an. Die BNP Paribas setzte am Dienstag mit einem Nettogewinn von mehr als 10 Milliarden Euro ein Ausrufezeichen. Sie lockt wie der Crédit Agricole und ihr Erzrivale Société Générale mit einem KGV von weniger als 10. Dies gilt auch für die Autohersteller Stellantis und Renault . Letzterer war mit einem Kursplus von rund 30 Prozent seit Jahresbeginn hinter dem Halbleiterproduzenten STMicroelectronics der zweitstärkste Titel im CAC 40 und bemüht sich nach bleiernen Jahren um einen Neubeginn der restaurierten Allianz mit den japanischen Autoherstellern Nissan und Mitsubishi Motors .