Quartalsbericht : Zentralbank BIZ fürchtet Kreditblase in China
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Ist das alles noch gesund? Ein älterer Chinese im neuen Touristenviertel Yu Garden in Schanghai. Bild: AFP
In China werden immer schneller immer mehr Kredite vergeben. Jetzt warnt die Bank für internationalen Zahlungsausgleich vor großer Gefahr.
In China droht eine Finanzkrise. Darauf weisen Kennziffern aus dem am Sonntag veröffentlichten Quartalsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hin. Demnach weicht das Kreditwachstum deutlich von seinem langfristigen Trend ab und liegt inzwischen um das Dreifache über dem Wert, der eine gefährliche Entwicklung anzeigt. Nimmt man Bankenkrisen aus den vergangenen sechs Jahrzehnten zum Vergleich, dann steht die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt vor einer Kreditblase. Denn der von der BIZ, der in Basel ansässigen Bank der Zentralbanken, ermittelte Wert liegt höher, als es zum Beispiel kurz vor der Asienkrise 1997 oder der amerikanischen Immobilien- und Finanzkrise 2007 der Fall war.
Die chinesische Regierung ist sich des Risikos bewusst und versucht, die Wirtschaft von dem schuldenfinanzierten Wachstumskurs abzubringen. Im Juni hatte schon der Internationale Währungsfonds (IWF) vor den hohen Schuldenständen in China gewarnt und ein sofortiges Gegensteuern angemahnt. Die Volkswirte der BIZ sehen auch Chinas Fähigkeit zum Schuldendienst, also zur Zahlung der Zinsen und zur Tilgung, auf einem im internationalen Vergleich schwachen Niveau. Allerdings schneidet Brasilien noch schwächer ab.
„Den Zentralbanken wurde zu lange zu viel aufgebürdet“
Weitere Aussagen zu Chinas Lage machten die BIZ-Volkswirte am Sonntag nicht. Jedoch stellt Chefvolkswirt Claudio Borio fest, dass die Entwicklungen zwischen April und Ende Juni einmal mehr gezeigt hätten, wie abhängig die Märkte von den Zentralbanken seien. Dabei verwies er auf die jüngsten Kursschwankungen, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihre jüngsten Ratssitzung von einer Ausweitung ihrer Anleihekäufe abgesehen und gleichzeitig führende Vertreter der amerikanischen Notenbank eine mäßige Leitzinserhöhung befürwortet hatten. „Es wird immer offensichtlicher, dass den Zentralbanken viel zu lange zu viel aufgebürdet wurde“, so Borio. Eine grundsätzliche Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik kann er weder bei der EZB noch bei der amerikanischen Notenbank Fed feststellen.
Die Aussicht auf niedrige Zinsen für längere Zeit führe zu einer Verlagerung auf Aktienanlagen und Renditestreben. Das führe wie üblich zu Anzeichen des Überschwangs, also der Überbewertung an den Finanzmärkten. Daneben werde die Profitabilität der Banken durch die geringeren Zinserträge geschmälert. Gleichzeitig profitierten sie von einer geringen Vorsorge für Kreditausfälle, aber die Bereinigung der Bilanzen von ausfallgefährdeten Krediten unterbleibt.
In einem Aufsatz im Quartalsbericht zeigen die BIZ-Volkswirte, dass die Anleihekäufe der EZB auch außerhalb der Währungsunion die Kreditvergabe beeinflussen. Denn die Vergabe von grenzüberschreitenden Krediten in Euro sei deutlich schneller gewachsen als in anderen Währungen.