Mittelstandsanleihen : MIFA in Schwierigkeiten
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Mifa steht unter Druck Bild: dpa
Der Fahrradhersteller MIFA steht unter Druck. Nach fehlerhaften Buchungen steht ein hoher Jahresverlust zu erwarten. Dies könnte eine Neuverhandlung der Anleihebedingungen erforderlich machen.
Der Fahrradhersteller MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke muss einige Quartalsabschlüsse des vergangenen Jahres nachträglich korrigieren. Im Zusammenhang mit der Einführung eines neuen Buchungssystems sei der Materialaufwand im zweiten und dritten Quartal zu niedrig angesetzt worden. Die Fehlbuchungen seien erst im Zuge der Jahresabschlusserstellung erkannt worden. Zudem hat MIFA im Jahr 2013 die eigenen Umsatzerwartungen nicht erreicht. Beide Faktoren führen zu einem um das rund 15fache gestiegenen Verlust von etwa 15 Millionen Euro für das Geschäftsjahr.
Der Aufsichtsrat werde den Sachverhalt und seine Auswirkungen auf den Konzernabschluss gegebenenfalls unter Hinzuziehung von externen Sachverständigen intensiv prüfen. Dadurch werde sich die Fertigstellung des Jahresabschlusses bis voraussichtlich Juni verzögern.
Offenbar in Reaktion darauf hat MIFA Hans-Peter Barth bis zum Jahresende zum neuen Vorstand für Finanzen und Verwaltung bestellt und damit den Vorstand erweitert. Barth ist Wirtschaftsprüfer und übernimmt zudem bis auf Weiteres die Funktionen des bisherigen Alleinvorstands Peter Wicht. Dieser stehe der Gesellschaft derzeit krankheitsbedingt nicht zur Verfügung.
Neuverhandlung der Anleihebedingungen möglich
Darüber hinaus sei nicht auszuschließen, dass eine oder mehrere der Schutzklauseln (Financial Covenants) für die Anleihe- und Kreditbedingungen, zu denen MIFA sich finanziert hat im Geschäftsjahr 2013 nicht eingehalten werden konnten. MIFA hatte im August 2013 eine Mittelstandsanleihe begeben, die von der Rating-Agentur Feri mit der vergleichsweise guten Note „BBB-„ bewertet worden war.
Aus dem möglichen Bruch der Schutzklausel könnte ein Sonderkündigungsrecht der Anleger resultieren. Sollte dieser Fall eintreten, beabsichtige die Gesellschaft eine Versammlung der Anleihegläubiger einzuberufen, um über eine entsprechende Änderung der Anleihebedingungen abzustimmen. Darüber hinaus wird die Gesellschaft in diesem Fall weitere Refinanzierungsmöglichkeiten prüfen. Die Zinszahlung sei allerdings nicht gefährdet, so Barth gegenüber dem Branchendienst „Bondguide“. der Anleihenkurs fiel von 106 auf 60 Prozent. Auch der Aktienkurs ging um fast ein Drittel in die Knie.
Die Rating-Agentur Feri teilte auf Anfrage von FAZ.NET mit, dass sie aktuell die Situation prüfe und im Rahmen des Auftrages als Rating-Agentur „alle notwendigen Maßnahmen zeitnah ergreifen werde“. Die Ereignisse des heutigen Tages könne man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht kommentieren.
MIFA habe andererseits „deutliche Fortschritte“ bei der geplanten strategischen Partnerschaft mit der indischen Hero Cycles erzielt. Hero habe schriftlich die Absicht erklärt, eine Eigenkapitalbeteiligung in Höhe von 15 Millionen Euro einzugehen. Dies stehe aber unter dem Vorbehalt einer abschließenden Due Diligence und Verträgen, zu denen die Parteien in fortgeschrittenen Verhandlungen stehen.
Neben einer Eigenkapitalbeteiligung beinhaltet die strategische Partnerschaft eine umfassende Kooperation zwischen MIFA und Hero in den Bereichen Beschaffung und Produktentwicklung, insbesondere bei Elektrofahrrädern und -antrieben. Rechtsverbindliche Vereinbarungen mit Hero werden innerhalb der nächsten Wochen erwartet.
Für das erste Quartal 2014 erwartet MIFA ein ausgeglichenes Ergebnis. Eine belastbare Aussage für das Gesamtjahr 2014 könne die Gesellschaft aber erst nach Aufarbeitung des Jahresfehlbetrags geben. Das Unternehmen verfüge über ausreichende Liquidität für das laufende Geschäft.
MIFA hatte 2012 den Jahresumsatz von 100 auf 109 Millionen Euro gesteigert, war aber dabei in die roten zahlen gerutscht. Nach einem Gewinn von 1,5 Millionen Euro im Jahr 2011 betrug der Verlust 2012 1 Million Euro. Auch die operative Marge steht seit mindestens 2009 in der Tendenz unter Druck. Die Eigenkapitalquote sank seit 2009 von knapp 45 auf 38 Prozent Ende 2012.