Mittelstandsanleihen : Enterprise-Gläubigern bleiben wohl nur 8 Prozent
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Autounfälle waren das Geschäft des Versicherers, dessen Anleihen für die Anleger ein Totalschaden. Bild: dpa
Zügig geht nach Willen der Insolvenzverwalter die Abwicklung der Enterprise Holdings. Derzeit könnten den Anlegern nur rund 8 Prozent bleiben.
Als die Versicherungsholding Enterprise (EHL) Mitte diesen Jahres in die Insolvenz rutschte, war das für viele Beobachter eine Überraschung. So hatte das Unternehmen selbst sich immer als solide präsentiert und auch die Bonitätsnote der Rating-Agentur Creditreform war mit zunächst „A-„ eine der besten Noten überhaupt. Das galt auch noch für die Note „BBB“ ab Januar 2016.
Die britischen Insolvenzverwalter der Gesellschaft, die in Jersey ansässig, über die Tochtergesellschaft EIC in Gibraltar tätig und weitgehend bei deutschen Gläubigern verschuldet ist, haben den Gläubigern nun einen Sachstandsbericht vorgelegt. Nach derzeitiger Lage müssen sich die Gläubiger demnach wohl damit abfinden, von ihren Zins- und Tilgungsforderungen gerade einmal 8,3 Prozent wiederzusehen.
Pleite der Holding nach Gibraltar-Insolvenz absehbar
Recht unverblümt stellen die Insolvenzverwalter klar, dass eine Fortführung des Unternehmens keinen Sinn ergibt. Die Gesellschaft habe im Wesentlichen aus der EIC in Gibraltar bestanden. Diese war, weil sie nicht die versicherungsrechtlichen Anforderungen erfüllte, Ende Juli von den Aufsichtsbehörden von Gibraltar unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Danach sei klar gewesen, so die Insolvenzverwalter weiter, dass auch die EHL überschuldet war und mangels Liquiditätszuflüssen aus der EIC über kurz oder lang auch zahlungsunfähig sein würde.
Dennoch ließ sich das Management um Andrew Flowers damals fast zwei Monate für den Insolvenzantrag Zeit. Auch wurde es den Anlegern nicht mitgeteilt, als drei weitere Tochtergesellschaften in die Insolvenz gingen.
Geld in der Gastronomie versenkt
Stattdessen wurden diese damit vertröstet, dass man an einer Neuaufstellung der Holding als Agentur über die Tochtergesellschaft Andeva arbeite. Nebenbei bemerkt steht Andeva mit einem Wert von 16 Millionen Pfund in den Büchern. Die Insolvenzverwalter beziffern den tatsächlichen Wert auf null.
Außerdem, so die Holding, arbeite man an einem neuen Geschäftszweig der Gastronomie. Das stimmte auch. Doch nachdem EHL im Frühjahr 2015 eine entsprechende Immobilie in Old Windsor im Osten Londons für 841.000 Pfund erworben hatte und weitere 1,25 Millionen in die Sanierung gesteckt hatte, ist das Restaurant bis heute nicht fertig. Die Insolvenzverwalter zogen die Notbremse und verkauften die Immobilie an zwei Geschäftsführer von Tochterfirmen der EHL für 600.000 Pfund und die Übernahme von Bankschulden und schrieben die Kredite ab.
Insolvenzverwalter ohne Unterlagen
Im Wesentlichen verfügt die EHL heute noch über die Barmittel, die sie sehr werbewirksam auf zwei Bankkonten für Zinszahlungen zurückgestellt hatte. Damit hatte sie den Anlegern eine relative Sicherheit vorgegaukelt, die es tatsächlich nicht gab. Daneben gibt es noch einen Landrover im Wert von 54.000 Pfund, den EHL bezahlt, als dessen Eigentümer allerdings Geschäftsführer Andrew Flowers eingetragen ist. Das war es dann schon.
Die Insolvenzverwalter Stephen Conn und Jonathan Avery-Gee sind nicht zu beneiden. Trocken heißt es im Bericht: „Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Untersuchungen der gemeinsamen Insolvenzverwalter in zweifacher Hinsicht frustriert worden; einerseits in Bezug auf die Verfügbarkeit von Finanzunterlagen über das Tagesgeschäft und andererseits die vorherigen geprüften Finanzunterlagen, die von EY Ltd in Gibraltar erstellt wurden.“ Im Klartext heißt es später: „Die Untersuchungen … waren beschränkt auf eine Überprüfung der Kontoauszüge der Gesellschaft und den bislang veröffentlichten Bilanzen“. Im Grunde wissen Conn und Avery-Gee also sehr wenig.