Anleihemarkt : Kroatiens Staatsanleihen spüren bisher keinen frischen EU-Impuls
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Bild: WGZ Bank
Die Staats- und Regierungschefs der EU haben am Freitag die Aufnahme Kroatiens in die EU endgültig zugestimmt. Aber trotz dieser Perspektive haben sich die Risikoaufschläge der heimischen Staatsanleihen zuletzt sogar wieder ausgeweitet.
Von Euphorie ist wegen dem vermutlich nun 2013 anstehenden EU-Beitritt auch sonst an den kroatischen Finanzmärkten wenig zu spüren. Deutlich wird das auch am Crobex 10. Der Aktienindex, der die zehn größten Aktien beinhaltet, gab am Freitag leicht um 0,33 Prozent nach auf 1.212 Punkte.
Seit Jahresbeginn steht zwar ein Plus von 5 Prozent zu Buche. Angesicht der guten Nachrichten aus Brüssel ist das aber eher mickrig. Und seit dem 10. Juni, als die EU-Kommission nach zähen sechsjährigen Verhandlungen die Aufnahme Kroatiens als 28. Mitglied der Union empfohlen hat, sind die Notierungen sogar leicht gesunken.
Verantwortlich dafür sowie die auch am Anleihenmarkt fehlenden Impulse dürfte die schlechte Nachrichtenlage rund um die griechische Schuldentragödie sein. Denn dadurch ist allgemein die Risikoaversion unter den Marktteilnehmern wieder gestiegen. Zudem kommt aber auch noch hinzu, dass Kroatien volkswirtschaftlich gesehen nicht gerade auf Rosen gebettet ist.
Rezession noch nicht überwunden
Deutlich wurde das erst jüngst wieder bei der Vorlage der Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal. Nachdem die Wirtschaft schon im vierten Quartal 2010 einen Rückgang von 0,6 Prozent hatte hinnehmen müssen, schrumpfte sie im abgelaufenen Quartal sogar um 0,8 Prozent. Damit steckt das Land weiter in der Rezession, während sich gleichzeitig Deutschland einer brummenden Konjunktur erfreut. Kein gutes Zeugnis werfen in diesem Zusammenhang auch die im Vorjahr von 2 Milliarden auf nur noch 439 Millionen Euro gesunkenen ausländischen Direktinvestitionen.
Die Verantwortlichen hoffen nun natürlich, dass im Zuge des EU-Beitritts wieder mehr Kapital ins Land fließen wird. Aber ob Kroatien Investoren außerhalb dem Tourismussektor sonst noch genügend zu bieten hat, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall sind die spärlichen Direktinvestitionen nicht das einzige Problem, das es zu lösen gilt.
Als unverändert schwierig wird von WGZ Bank Analyst Tobias Gruber vor allem die externe Position eingestuft. Neben den Internationalen Währungsreserven, die aktuell klar über 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen, sei zwar positiv festzuhalten, dass das Leistungsbilanzdefizit trotz einer prognostizierten Ausweitung in 2011 auf 3,6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zu den Vorjahren weiterhin eine klare Verbesserung aufweise und zum Großteil durch den Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen abgedeckt werde. Dennoch bergen der hohe Anteil an Fremdwährungskrediten sowie die mit etwa 100 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt sehr hohe Auslandsverschuldung eine gewisse Anfälligkeit für externe Schocks, schreibt Gruber in einer Studie.
Zahlreiche volkswirtschaftliche Schwachstellen
Bisher habe Kroatien zwar keine Hilfe vom Internatonalen Währungsfonds in Anspruch nehmen müssen. Sollte es aber hart auf hart. kommen, werde Kroatien aus Sicht der WGZ Bank aber nicht daran vorbeikommen, finanzielle Hilfe vom IWF anzunehmen. Allerdings seit dies intern derzeit nicht das Basisszenario.