Kreditpakete : Was kauft die EZB da?
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Für ihr Programm zum Ankauf von forderungsbesicherten Anleihen (ABS) erntet die EZB viel Kritik. Vielen gelten die Papiere als zu riskant oder als Schrott. Dabei sind sie deutlich besser als ihr Ruf.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird für die Dauer von zwei Jahren für bis zu 500 Milliarden Euro forderungsbesicherte Wertpapiere (Asset-backed Securities, kurz ABS) ankaufen. Vielerorts ist Kritik daran zu hören, immer wieder ist die Rede davon, dass die EZB Schrottpapiere ankaufe. Nicht überall wird diese Ansicht allerdings geteilt.
Nichtsdestoweniger haben ABS seit der Finanzkrise einen schlechten Ruf, weil die gesamte Anlageform als Mitverursacher der Krise gilt, nachdem sie zuvor sogar als besonders sicher gegolten hatte. In einer ABS-Transaktion bündeln Banken oder Unternehmen Kreditforderungen aus ihren Büchern und übertragen diese an eine Zweckgesellschaft, die sich über Anleihen Geld leiht und damit die Kreditforderungen kauft. Dieser Vorgang wird auch als Verbriefung bezeichnet. Die Zweckgesellschaft leistet Zins und Tilgung aus den Kreditforderungen, dem verbriefenden Unternehmen fließt Liquidität zu. Oft werden dabei auch Kreditrisiken übertragen.
Die Anleihenkäufer haben also nicht nur einen Kredit, sondern viele. Weil davon selten viele gleichzeitig ausfallen, hielten vor der Finanzkrise viele Anleger ABS eben für eine traumhaft sichere Anlage. Doch als dann mehr Kredite nicht zurückgezahlt wurden als gedacht und die Besitzer bestimmter ABS viel Geld verloren, fielen sie in Ungnade. Grund war, dass. Die Nachfrage kam in vielen Bereichen zum Erliegen, die Marktwerte der Papiere fielen und führten bei einigen Banken zu hohen Abschreibungen. Das war es, was ihnen den Ruf als „Schrottpapiere“ einbrachte.
Amerika sorgt für den schlechten Ruf
Hartmut Bechtold, Geschäftsführer des Interessenverbandes True Sale International, kann, wenn es um Europa geht, das Gerede von den „Schrottpapieren“ nicht mehr hören. „Wir haben den Markt für ABS in Europa seit der Finanzkrise mehrfach untersucht. Hier ist nie etwas passiert.“. Der schlechte Ruf der Anlageklasse stamme einzig aus Amerika und dort vor allem aus der Verbriefung der sogenannten Subprime-Kredite, Hypothekenkredite, die an Schuldner schlechter Bonität vergeben wurden.
Schuld seien daran auch nicht in erster Linie die Verbriefungen gewesen, sondern die zugrunde liegenden Kredite. „Die Insolvenzgründe für amerikanische Banken waren vor allem schlechtes Kreditportfolios in den eigenen Büchern. Das schlug natürlich auch auf den Verbriefungsmarkt durch. Wenn der Markt verrottet ist, macht es die Verpackung nicht besser“. In Europa habe man das nie so erlebt. „Wir hatten 2007 noch nicht mal eine Vorstellung davon, was es heißt Subprime-Kredite zu verbriefen und die erstklassige Bonitätsnote ‚AAA‘ draufzukleben.“
Drei wesentliche Unterschiede zwischen amerikanischen und europäischen ABS zählt Berchthold auf. Erstens sei das Kreditgeschäft in Europa erheblich solider, die zugrunde liegenden Kredite also von besserer Qualität. Zweitens seien Verbriefungen in Europa kein Selbstzweck, sondern ein wichtiges Refinanzierungsinstrument. Drittens würden in Europa verbriefte Kredite und in den Büchern befindliche Darlehen von den Banken gleich behandelt. Die Banken betreuten die Kredite weiterhin und wendeten die gleichen Steuerungsmechanismen an. Zudem bleiben Hypothekenkreditnehmer auch in der Verantwortung, wenn sie mit den Zahlungen säumig würden. Das beugt zu einem Gutteil einer leichtsinnigen Kreditaufnahme vor. Insgesamt gebe es in Europa eine andere Kreditkultur und ein anderes Marktverständnis.
„Mittlerweile sind die meisten Transaktionen aus der Zeit vor der Finanzkrise ausbezahlt. Manche davon, vor allem deutsche Verbriefungen von Autokrediten oder Darlehen an mittelständische Unternehmen, sind sogar wesentlich besser gelaufen als prognostiziert. Eigentlich alle, mit Ausnahme von Mezzanine-Finanzierungen.“ Mit Staatsanleihen hätten europäische Investoren dank des griechischen Schuldenschnitts höhere Verluste gemacht.
Der Schrott ist in der Minderheit
Die von Rating-Agenturen erhobenen Daten über den Ausfall von Verbriefungen geben ihm weitgehend Recht. Laut Standard & Poor’s fielen zwischen Mitte 2007 und Mitte 2014 lediglich 1,6 Prozent der von der Agentur bewerteten europäischen Verbriefungen aus. In Amerika betrug die Ausfallrate über den gesamten ABS-Markt 19,3 Prozent. Den Namen „Schrottpapiere“ haben sich in Europa in diesem Zeitraum lediglich die Wiederverbriefungen von ABS mit Ausfallraten von mehr als 40 Prozent verdient. Diese machen aber lediglich ein Prozent des Marktes aus. Größere Ausfälle gab es mit knapp 11 Prozent auch noch im Bereich der Verbriefungen von Krediten für Geschäftsimmobilien.
Auch Zahlen der Rating-Agentur Fitch zeigen niedrige Ausfallraten: für 2013 geben die Analysten diese mit null und für das erste Halbjahr 2014 mit 0,33 Prozent an. Selbst 2009 stieg sie nicht höher als auf einen Spitzenwert von 2,5 Prozent. 84 Prozent der Papiere wurden dabei mit „A“ oder besser bewertet und wären damit bei der EZB refinanzierungswürdig. Papiere ohne Rating darf und will die EZB weder ankaufen noch als Sicherheit annehmen.