Vor dem Börsengang : Facebook will deutlich mehr Aktien plazieren
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Facebook könnte den Erlös aus dem Börsengang auf bis zu 16 Milliarden Dollar (rund 12,6 Milliarden Euro) steigern. Bild: AFP
Facebook will mehr Anteilsscheine an die Börse bringen als bisher bekannt. Das soziale Netzwerk plant die Anzahl der Papiere um ein Viertel auf 421 Millionen Stück erhöhen. Ein Seitenhieb kommt von General Motors: Der Autobauer wolle keine Werbung mehr auf Facebook schalten, weil die Anzeigen zu ineffizient seien.
Die Nachfrage nach Facebook-Aktien scheint nahezu keine Grenzen zu kennen: Das soziale Netzwerk hat Kreisen zufolge die Zahl der beim Börsengang angebotenen Papiere um ein Viertel auf 421 Millionen Stück erhöht. Damit könnte der Erlös auf bis zu 16 Milliarden Dollar (rund 12,6 Milliarden Euro) steigen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das wären fast 5 Milliarden Dollar mehr als noch vor kurzem erwartet wurde. Facebook hatte erst am Dienstag die Preisspanne für die Aktien wegen der hohen Nachfrage auf 34 bis 38 (zuvor 28 bis 35) Dollar angehoben. Sollte der Facebook-Plan aufgehen könnte es der bislang zweitgrößte Börsengang in den Vereinigten Staaten werden.
Beim amerikanischen Sender CBNC hieß es, dass die amerikanische Börsenaufsicht am Mittwoch über die neue Aktienanzahl informiert werden soll. Das Unternehmen will spätestens am Donnerstag die Details für den Börsengang veröffentlichen. Am Freitag soll das Papier mit dem Kürzel FB dann erstmals an der Nasdaq gehandelt werden. Sollte der Börsengang gelingen - woran es nach den jüngsten Meldungen eigentlich keine Zweifel mehr gibt - wäre es der größte eines Internetunternehmens weltweit.
Facebook auf den Spuren von Visa
Facebook könnte beim Emissionsvolumen auch General Motors übertrumpfen. Der amerikanische Autobauer hatte im November 2011 beim Börsengang insgesamt 18,1 Milliarden Dollar inklusive der Mehrzuteilungsoption eingenommen. Diese gibt es bei Facebook auch, sie umfasst den bisher offiziellen Angaben zufolge knapp 51 Millionen Aktien. So könnten also noch einmal bis zu rund 1,9 Milliarden Dollar dazu kommen. Mit dann knapp 18 Milliarden Euro wäre Facebook der zweitgrößte Börsengang in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Den Rekord hält der Kreditkartenanbieter Visa, der 2008 fast 20 Milliarden Dollar eingenommen hat.
Der gesamte Unternehmenswert würde bei einer Platzierung am oberen Ende der Preisspanne die Marke von 100 Milliarden Dollar oder umgerechnet rund 80 Milliarden Euro übertreffen. Das ist mehr, als Deutschlands teuerste börsennotierte Konzerne Siemens oder Volkswagen mit all ihrer Technologie, ihren riesigen Fabriken und Abertausenden Mitarbeitern auf die Waage bringen. Viele Experten halten diese Bewertung Facebooks angesichts des vergleichsweise geringen Umsatzes und Gewinns für übertrieben. Aber Facebook-Gründer und Unternehmenschef Mark Zuckerberg, der in dieser Woche 28 Jahre alt wurde, hat bei der Werbetour für den Börsengang die Investoren offenbar überzeugt.
Hohe Bewertung ist Wette auf die Zukunft
Angesichts der großen Nachfrage nach den Facebook-Papieren dürfte es für Privatanleger schwer werden, gleich zu Beginn Aktien zu erhalten. Von den hiesigen Kreditinstituten hilft lediglich die Deutsche Bank beim Börsengang mit. Den meisten Facebook-Fans bleibt damit nichts anderes übrig, als die Aktien im regulären Handel zu kaufen - mit dem Risiko, dass der Preis dann noch höher liegt als ohnehin schon. Facebook hat nach letzten Zahlen 901 Millionen Mitglieder. In Deutschland sind es nach Daten des IT-Analyse-Unternehmens Social Bakers mittlerweile 23,6 Millionen - das sind 1,9 Millionen mehr als noch vor einem halben Jahr. Auch weltweit hatte der Zustrom bis zuletzt angehalten.
Ob Facebook den Boom auch nachhaltig auf die Börse übertragen kann, muss sich erst noch zeigen. Die Bewertung von möglicherweise mehr als 100 Milliarden Dollar ist eine große Wette auf die Zukunft: Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen gerade mal 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und 1 Milliarde Dollar Gewinn. Facebook wird also mit dem 100-fachen des aktuellen Gewinns bewertet. Im Vergleich: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Google beträgt knapp 15. Bei Apple liegt das KGV bei 13.
Berichte über gestoppte GM-Werbung
Zudem bekam Facebook gerade erst einen unangenehmen Nadelstich von General Motors. Der Opel-Mutterkonzern wolle keine Werbung mehr bei dem Online-Netzwerk schalten, berichteten das „Wall Street Journal“ und später auch die „Financial Times“. Die Marketing-Verantwortlichen des Autobauers seien zu dem Schluss gekommen, dass die Anzeigen zu ineffizient seien. Es geht zwar nur um ein Budget von 10 Millionen Euro - für Facebook wäre es jedoch ein negatives Signal zur denkbar schlechtesten Zeit.
Werbung ist die Haupteinnahmequelle von Facebook - und muss noch deutlich mehr Geld einbringen, wenn Facebook der Bewertung von 100 Milliarden Dollar gerecht werden will. GM wollte eine Entscheidung zum Werbestopp nicht bestätigen, offiziell hieß es lediglich, die Werbung bei Facebook werde auf den Prüfstand gestellt. Unabhängig von klassischen Anzeigen betreibt GM auch eine eigene Facebook-Seite. Deren Inhalte seien „effektiv und wichtig“, sagte Marketingchef Joel Ewanick dem „Wall Street Journal“.