Streit um Ackermanns Renditeziel : Sind 25 Prozent zu gierig?
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Sein Renditeziel gibt wieder Anlass zur Diskussion: Josef Ackermann Bild: AP
Josef Ackermanns erneutes Eintreten für 25 Prozent Eigenkapitalrendite erregt die Gemüter. „Irrwitzig“ finden es Politiker. Fachleute sehen das differenzierter. Die Frankfurter Volksbank zum Beispiel verdient kaum weniger.
Die Urteile waren schnell gefällt. Kaum hatte Josef Ackermann das Ziel der Deutschen Bank bekräftigt, eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zu erzielen, waren schon die ersten Proteste zu hören. „Irrwitzige Renditevorgabe“, schimpfte etwa Joachim Poß aus der SPD-Bundestagsfraktion. „Aus der Krise nichts gelernt“, meinte Oskar Lafontaine (Linke). Der erfreuliche Gewinn der Deutschen Bank von 1,8 Milliarden Euro, von dem immerhin 600 Millionen an den Fiskus gehen, fiel da schnell unter den Tisch. Ebenso, dass die Bank einen Großteil der Erträge damit erwirtschaftet hat, Unternehmen durch Anleiheemissionen Kapital zu verschaffen.
Wie so oft in den Monaten der Finanzkrise sind die lautesten Ankläger nicht eben die, die am meisten Ahnung haben. Denn die 25 Prozent sind bei weitem kein Irrwitz. Selbst die Frankfurter Volksbank, die als konservativ geführtes Institut gilt, konnte im Jahr 2005 nach eigenen Angaben schon einmal eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von fast 23 Prozent einfahren. 2007 waren es immerhin noch 18 Prozent.
Durchschnittsrendite bei acht bis neun Prozent
Im Kontext der internationalen Investmentbanken, zu denen die Deutsche Bank nun mal zählt, sind 25 Prozent durchaus üblich, wie Michael Grote, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management, erläutert. Denn viel Geld wird hier mit Geschäften verdient, die in der Regel mit so gut wie gar keinem Eigenkapital unterlegt werden müssen, so etwa mit der Beratung von Unternehmen bei Fusionen und Übernahmen oder mit der Ausgabe von Anleihen. Eigenkapital hingegen ist vor allem beim Ausgeben von Krediten notwendig – und darin ist die Deutsche Bank weit weniger aktiv als zum Beispiel die Commerzbank.
Andreas Hackethal vom House of Finance der Goethe-Universität hat vor einem Jahr zusammen mit Bundesbankvorstand Hans-Helmut Kotz die Eigenkapitalrenditen von 4000 Banken weltweit über zwölf Jahre hinweg untersucht. Der langfristige Durchschnittswert lag zwar bei acht bis neun Prozent. Die zehn Besten eines jeden Jahres erreichten aber regelmäßig um die 20 Prozent nach Steuern – und somit mehr als 30 Prozent vor Zahlung dieser Abgabe. In dieser Elite fänden sich längst nicht nur Investmentbanken, sagt Hackethal, sondern auch Sparkassen und Volksbanken.
Entscheidend sei, dass eine Bank über einen Wettbewerbsvorteil verfüge. Im Extremfall sei das zum Beispiel eine Monopolstellung. Aber auch die von Ackermann erwähnte „intakte Plattform“ in einem Umfeld von Investmentbanken, die mit Fusionen und anderen internen Veränderungen beschäftigt sind, kann einen solchen Vorteil darstellen.
Hackethal verweist darüber hinaus auf die Kosten des Eigenkapitals – also das, was Anleger aus Kurszuwächsen und Dividenden dafür bekommen wollen, dass sie Geld in die Bank investieren und ihre Aktien kaufen. Wer einer Investmentbank Geld gibt, geht ein vielfach höheres Risiko ein als jemand, der es auf sein Tagesgeldkonto legt. Anleger verlangen daher aus der Investition in die Deutsche Bank im Durchschnitt um die zwölf Prozent Rendite. Darauf bezogen, bieten die rund 15 Prozent, die von der Eigenkapitalrendite der Deutschen Bank nach Steuern übrig bleiben, keine übergroße Marge.
Eigenkapitalrendite nicht Umsatzrendite
Auch darf man die Größe nicht verwechseln mit der Umsatzrendite. Bei einer Bilanzsumme von mehr als zwei Billionen Euro liegt das Eigenkapital der Bank derzeit bei rund 32 Milliarden Euro. Der um Abschreibungen bereinigte Vorsteuergewinn im ersten Quartal beträgt rund zwei Milliarden Euro, auf das Jahr hochgerechnet etwa acht Milliarden. Diese acht Milliarden sind die 25 Prozent Rendite auf das Eigenkapital, die die Deutsche Bank im ersten Quartal als erreicht vermeldet.
Den Vergleich mit anderen Unternehmen muss Ackermann auch nicht scheuen. Die Bundesbank hat auch von anderen Branchen die Eigenkapitalrenditen archiviert. Demnach erreichten alle deutschen Unternehmen, die ihr Geld 2007 in der Industrie, auf dem Bau, im Handel und im Verkehr verdienten, eine Eigenkapitalrendite von durchschnittlich 37,2 Prozent. Da andere Berufsstände, Berater oder Anwälte etwa, für ihre Geschäfte kaum Eigenkapital benötigen, dürften dort sogar Renditen von mehr 100 Prozent durchaus üblich sein.