Rupert Murdoch will Sky kaufen : Milliarden für den Bundesliga-Sender
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Was genau will Murdoch mit Sky? Bild: dpa
Rupert Murdoch will den Bezahlsender Sky kaufen. Dabei geht es ihm um viel mehr als Fußballspiele. Warum dem Milliardär sein bisheriger Anteil an dem Sender nicht genügt.
Wie die beiden Bundesligaspiele ausgehen, die der Bezahlsender Sky heute Nachmittag live überträgt, dürfte Rupert Murdoch nur am Rande interessieren. Dabei gehört dem 85 Jahre alten Medienmogul schon jetzt mit rund 40 Prozent das größte Aktienpaket am Sky-Konzern, der außer in Deutschland auch in Italien, Österreich, Irland und Großbritannien Fernsehsender betreibt. Jetzt will Murdoch auch noch den Rest haben. Das ist ihm umgerechnet 13 Milliarden Euro wert. So viel bietet er, wie am Freitagabend bekanntwurde, den anderen Anteilseignern nun für ihre Aktien an – ein Aufschlag von satten 36 Prozent auf den Kurs vom Donnerstag.
Das wirft mindestens drei Fragen auf. Warum genügt dem australisch-amerikanischen Milliardär, der sowohl als Unternehmer als auch als Privatmann auf ein ausgesprochen bewegtes Leben zurückblicken kann, sein bestehender Anteil an der Senderkette nicht? Ist Sky überhaupt so viel wert? Und, zumindest für Fußballfans nicht ganz unwichtig: Was bedeutet das für die Übertragungsrechte in der Bundesliga und anderen Wettbewerben?
Der letzte Punkt zuerst. Am Ziel von Sky, möglichst viele Fußballspiele exklusiv live senden zu wollen, wird sich nach aller Voraussicht nichts ändern. Das heißt, es bleibt bei der Zerstückelung der Spieltage von Freitag- bis Sonntagabend, die vielen Fußballfreunden ein Graus ist. Aber wie schon angedeutet, Rupert Murdoch muss man nicht in diese Gruppe zählen. Selbst als er 1998 den britischen Erfolgsclub Manchester United übernehmen wollte, standen dahinter kommerzielle, nicht emotionale Gründe.
Damit zu den wirtschaftlichen Aspekten der Offerte. Sky ist mit 21 Millionen Abonnenten die größte Pay-TV–Kette Europas, außer Sportübertragungen sind auch Spielfilme, Serien, Talkshows und in manchen Ländern Nachrichten im Programm, die Zahl der Kunden ist zuletzt vor allem in Deutschland deutlich gestiegen. Das vergangene Geschäftsjahr war mit einem Betriebsgewinn von knapp 1,7 Milliarden Euro auch finanziell erfreulich. Der Aufschlag auf den Aktienkurs, den Murdoch nun den anderen Eigentümern wie dem amerikanischen Finanzinvestor Blackrock und dem norwegischen Staatsfonds für ihre Anteile anbietet, ist zwar üppig.
Um einen Phantasiepreis handelt es sich bei den offerierten 10,75 Pfund je Aktie aber ganz und gar nicht. Im Februar notierte die Sky-Aktie an der Londoner Börse nämlich noch genau auf diesem Niveau. Und weil das Pfund seitdem gegenüber dem Dollar, mit dem Murdoch die meisten seiner Geschäfte macht, gut 11 Prozent an Wert verloren hat, kann sich der Zampano sein Milliardenangebot fast schon zum Schnäppchen schönrechnen.
Murdoch will Sky seiner Firma 21st Century Fox einverleiben
Wenn da nicht der Einwand wäre, dass doch etwas faul sein muss, wenn ein Aktienkurs wie im Fall von Sky monatelang sinkt. Tatsächlich steht hinter dem Geschäftsmodell der herkömmlichen Pay-TV-Kanäle ein dickes Fragezeichen, seit der Internet-Sender Netflix mit Serien wie „House of Cards“ innerhalb von wenigen Jahren Millionen von Zuschauern gewonnen hat. Ein vollständiges Netflix-Abo kostet 12 Euro im Monat, Sky-Abonnenten haben in der Vollversion deutlich mehr Auswahl, zahlen dafür aber auch ein Vielfaches, als Bestandskunde nämlich 77 Euro im Monat.
Es hat auch mit dieser Herausforderung zu tun, dass Rupert Murdoch sich mit seinen knapp 40 Prozent an Sky nicht zufriedengibt. Er will die Senderkette nämlich seiner New Yorker Film- und Fernsehfirma 21st Century Fox einverleiben, könnte deren Produktionen dann also bequem über die Sky-Sender in Europa vertreiben, was sich für beide Seiten lohnen sollte. Für das Muster gibt es ein prominentes Vorbild, nur in umgekehrter Stoßrichtung: Der amerikanische Kabelfernsehkonzern AT&T hat im Oktober knapp 80 Milliarden Euro für die Produktionsfirma Time Warner geboten. Börsenbeobachter finden jedenfalls, dass es 21st Century Fox guttun dürfte, künftig weniger als bisher auf die Einnahmen aus dem Werbegeschäft seines amerikanischen Kabelfernsehsenders „Fox“ angewiesen zu sein.
Für das Angebot kommt aber noch ein Motiv in Frage. Gelingt Murdoch die Komplettübernahme von Sky, dann wetzt er damit auch die Schmach aus, dass ihm derselbe Schachzug vor sechs Jahren von der britischen Wettbewerbsaufsicht untersagt wurde. Weil ihm in Großbritannien auch eine Reihe auflagenstarker Zeitungen gehören, so das Argument damals, hätte die Übernahme zu einer zu großen Dominanz auf dem Medienmarkt geführt. Inzwischen führt Murdoch das Fernseh- und Zeitungsgeschäft nicht mehr unter einem Dach, sondern in zwei getrennten Firmen. Deshalb hat er diesmal bessere Karten.