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Niedrige Zinsen : Steroide für die Aktienrally?

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Dollars soweit das Auge reicht

Dollars soweit das Auge reicht Bild: AP

Die „Carry Trades“, die der internationalen Rally Vorschub leisten, werden von den außergewöhnlich niedrigen Zinsen und den daraus resultierenden billigen Krediten angeheizt. Sollten sich Anleger Sorgen machen?

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          Am 16. November wandte sich Ben Bernanke, Präsident der amerikanischen Notenbank Fed, mit der Botschaft an die Finanzmärkte, dass die Leitzinsen „für einen längeren Zeitraum“ auf niedrigem Niveau bleiben werden. Daraufhin verlor der Dollar gegenüber wichtigen Weltwährungen weiter an Boden.

          Beide Ereignisse sind den Börsianern mittlerweile bestens vertraut und werden von jenen Investoren herbeigesehnt, die sich in riskanten Zinsdifferenzgeschäften, den sogenannten „Carry Trades“, engagieren.

          Dollar unter Druck

          Bei Carry Trades auf den Dollar machen sich Investoren das Niedrigzinsniveau in den Vereinigten Staaten zunutze, um zinsgünstige Kredite aufzunehmen. Das billige Geld wird dann in höher rentierliche Vermögenswerte angelegt, und so können die Preise von Immobilien in Hongkong über die von Rohstoffen bis hin zu den Kursen ausländischer und sogar amerikanischer Aktien nach oben getrieben werden.

          Bild: F.A.Z.

          Die aus diesen Geschäften resultierenden Anlageströme können zu einem weiteren Wertverfall des Dollars beitragen. „Diese Art der Carry Trades sorgt für enormen Druck auf den Dollar“, sagt Michele Gambera, Chefvolkswirtin der Morningstar-Tochter Ibbotson Associates.

          Der Dollar-Index, der die Wertentwicklung des Greenback gegenüber einem Korb der wichtigsten Weltwährungen aufzeigt, gab am 16. November um 0,37 Prozent nach und setzte damit seinen achtmonatigen Abwärtstrend fort. Ein Euro kostet mittlerweile 1,50 Dollar, während er im März noch bei 1,25 Dollar notierte.

          Vermögenspreisblasen sind schwer vorherzusagen

          Für amerikanische Exporteure mag ein schwächelnder Dollar von Vorteil sein, die Handelspartner der Vereinigten Staaten versetzt er jedoch in Alarmbereitschaft. Auf dem Gipfeltreffen des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) brachten die asiatischen Finanzminister in der vergangenen Woche ihre Sorgen über die Dollarschwäche zum Ausdruck.

          Carry Trades sind schwer zu messen, und Experten sind sich uneins, in welchem Ausmaß Geldströme davon motiviert werden. Nouriel Roubini, Professor an der New York University, warnte Anfang dieses Monats davor, dass die Niedrigzinspolitik der Fed eine „Monsterblase“ erschaffen werde, da sie die Vermögenspreise mit einer Flut billigen Geldes in Höhen hebe, die nicht aufrecht zu erhalten seien.

          Nach Untersuchung von Daten zu Handels- und Geldströmen gelangt UBS-Volkswirt Larry Hatheway zu dem Schluss, dass Carry Trades keinen zentralen Auslöser darstellen. „Die Kurszuwächse sind in erster Linie ein Spiegelbild der sich verbessernden Fundamentaldaten, wozu die sich abzeichnende weltweite Konjunkturerholung, die Stärke der Schwellenländer und wieder ansteigende Unternehmensgewinne zählen“, schrieb er am 12. November. Er ergänzt jedoch: „Es ist zugegebenermaßen sehr schwer, schuldengetriebene Vermögenspreisblasen in Echtzeit zu erkennen.“

          Ein positives Zeichen?

          Andere Marktbeobachter sehen in Carry Trades dagegen einen möglichen Haupttreiber der täglichen Marktbewegungen. „Der Einfluss der Carry Trades ist enorm“, sagt Marc Chandler, Chefwährungsstratege von Brown Brothers Harriman.

          In gewisser Hinsicht könnte die Diskussion über Carry Trades sogar ein positives Zeichen für die Weltwirtschaft sein. Carry Trades seien ein riskantes Geschäft, und Risikobereitschaft gelte häufig als „Merkmal gesunder Märkte“, sagt Bill Larkin, Rentenportfoliomanager bei Cabot Money Management.

          Mit niedrigen Zinsen sollen die wirtschaftliche Aktivität und Investitionstätigkeit angekurbelt werden. Gemessen an den haussierenden Aktien- und Rohstoffmärkten scheint diese Strategie aufzugehen. „Billiges Geld bahnt sich seinen Weg auf den Aktienmarkt“, sagt Peter Cardillo, Chefvolkswirt bei Avalon Partners.

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