https://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/nach-us-wahl-2016-kein-trump-schock-an-der-wall-street-14521268.html

Aktienmarkt haussiert : Kein Trump-Schock an der Wall Street

Die Stimmung am Tag nach der Trump-Wahl war an der Wall Street bestens. Bild: Reuters

Als sich der Wahlausgang in Amerika abzeichnete, wurde an den Finanzmärkten noch das Schlimmste befürchtet. Stattdessen schafft es der Dow-Jones-Index fast auf einen neuen Rekord.

          2 Min.

          Als sich in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch der Sieg von Donald Trump bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen abzeichnete, brach an den Finanzmärkten Panik aus. Die „Futures“ für den Dow-Jones-Index dreißig führender Industriewerte rutschten zeitweise um fast 800 Punkte ab. Diese Reaktion folgte dem Muster aus den vergangenen Monaten. Wenn Nachrichten kamen, die einen Wahlsieg von Trump wahrscheinlicher erscheinen ließen, belastete das oft die Aktienkurse. Darin kamen Befürchtungen zum Ausdruck, dass die Wahl von Trump eine globale Rezession auslösen könnte.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

          Als dann aber die Börse am Mittwoch zum Handel eröffnete, ergab sich ein ganz anderes Bild. Die erwarteten Kursstürze blieben aus. Am Anfang schwankte der Dow-Jones-Index noch zwischen leichten Gewinnen und leichten Verlusten, aber im Laufe des Tages drehte er deutlich ins Plus und näherte sich zeitweise sogar seinem Rekordhoch von 18.636 Punkten, das er erst im August erreicht hatte. Am Ende schloss das Börsenbarometer bei 18.590 Punkten und damit 257 Punkte höher als am Vortag. Vor den Kurssprüngen an der Wall Street hatten sich auch schon die deutsche und andere europäische Börsen nach anfänglichen Abschlägen wieder erholt.

          S&P 500

          -- -- (--)
          • 1T
          • 1W
          • 3M
          • 1J
          • 3J
          • 5J
          Zur Detailansicht

          Offenbar besannen sich die Finanzmärkte darauf, dass vieles von dem, was Trump im Falle eines Wahlsieges in Aussicht gestellt hat, nicht schlecht für Unternehmen sein muss. Einerseits ist Trump zwar als Gegner von Freihandelsabkommen aufgefallen und könnte somit grenzüberschreitende Geschäfte erschweren. Dem steht aber gegenüber, dass er sich für niedrigere Steuern, weniger Regulierung und höhere Staatsausgaben auf Gebieten wie Infrastruktur ausgesprochen hat, wovon eine ganze Reihe von Branchen profitieren könnte.

          Rüstungsaktien haussieren

          Das schlug sich auch in den Aktienkursen nieder: Zu den größten Gewinnern gehörten am Mittwoch Pharma- und Biotechnologieunternehmen. Die Kurse der beiden Pharmakonzerne Pfizer und Merck & Co. legte zum Beispiel um 6 Prozent oder mehr zu. Trumps Gegnerin Hillary Clinton hatte im Wahlkampf wiederholt die Pharmaindustrie wegen überhöhter Preise für Medikamente angegriffen. Auch Banken wie JP Morgan Chase, Goldman Sachs oder Wells Fargo erlebten einen deutlichen Schub, was unter anderem damit zu tun haben dürfte, dass die Wall Street von Trump weniger Regulierungen erwartet als dies unter Clinton der Fall gewesen wäre.

          Deutlich zugelegt haben am Mittwoch auch die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen wie Lockheed Martin oder Northrop Grumman. Der private Gefängnisbetreiber Corrections Corp. of America konnte sich sogar über ein wahres Kursfeuerwerk freuen, seine Aktie gewann mehr als 40 Prozent an Wert. Darin dürfte sich die Hoffnung widerspiegeln, dass die neue Regierung eine erst im August verkündete Entscheidung des Justizministeriums rückgängig macht, in einem Teil der amerikanischen Gefängnisse auf private Dienstleister zu verzichten.

          Freilich gab es am Mittwoch auch Verlierer. Die Aktienkurse einiger der prominentesten amerikanischen Technologieunternehmen wie Apple, Amazon, Microsoft oder Facebook schlossen im Minus. Trump hat sich im Wahlkampf mit einigen dieser Unternehmen angelegt, und manche seiner Positionen kommen in der Technologiebranche nicht gut an, etwa sein Versprechen einer strengeren Einwanderungspolitik. Einen Kursrückgang gab es auch beim Medienkonzern Time Warner, der kürzlich seinem Verkauf an das Telekommunikationsunternehmen AT&T zugestimmt hat. Trump hat gesagt, im Falle eines Wahlsieges würde er dafür sorgen, dass die Übernahme nicht genehmigt wird.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Die Minister Christian Lindner (links) und Robert Habeck nach dem Koalitionsausschuss: Was der FDP gefällt, ist für die Grünen schwer zu verkraften.

          Nach der Ampel-Sitzung : Grüner wird’s nicht mehr

          Nach der langen Sitzung in Berlin frohlockt die FDP über den Pragmatismus der SPD und lobt den Kanzler. Der dritte Partner im Bunde steht plötzlich allein da.
          Alexej Moskaljow bei einer Gerichtsverhandlung am 27. März in Jefremow

          Repression in Russland : Ein Vater auf der Flucht

          Weil seine Tochter in der Schule ein Bild gegen den Krieg malte, muss ein alleinerziehender Vater in Lagerhaft. Doch er flieht – und erhält nun unerwartet Unterstützung von „Wagner“-Chef Prigoschin.
          Großstreik für höhere Löhne: Am Montag war auch auf den Gleisen vor Frankfurts Bankentürmen wenig los.

          Europäische Zentralbank : Wie Profite die Inflation befeuern

          Pandemie, Ukrainekrieg, Energieschock – das alles trug zur Inflation bei. Aber spielen auch höhere Margen von Unternehmen eine Rolle? Die EZB wagt sich an das Thema.

          Schulmassaker in Tennessee : Was das Sturmgewehr AR-15 anrichten kann

          Die „Washington Post“ zeigt drastisch, welche Wunden das Sturmgewehr AR-15 verursacht. Mit dieser Waffe sind Amokläufer unterwegs, so auch die Attentäterin in Tennessee. Warum visualisiert die „Post“ das jetzt auch noch?

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.