Nordkorea-Konflikt : Das Säbelrasseln beunruhigt die Märkte
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Nordkoreas Diktator Kim Jong Un auf einer Großleinwand in Tokio Bild: AP
Politische Unsicherheit lässt die Aktienkurse fallen, gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Gold. Eine Studie bezweifelt aber langfristige Effekte.
„Ein Spiel mit dem Untergang?“, fragt die Helaba in ihrem Wochenendkommentar besorgt. So weit mag es noch nicht gekommen sein, aber die Finanzmärkte zeigen sich seit ein paar Tagen von den verbalen Drohgebärden aus Nordkorea und den Vereinigten Staaten doch zumindest ein wenig beeindruckt. Ablesbar ist die zunehmende Nervosität nicht zuletzt an jenem Index, der mehr als jeder andere als Gradmesser für den aktuellen Seelenzustand der internationalen Finanzwelt gilt. „Der Vix befindet sich auf seinem höchsten Stand seit der Wahl Donald Trumps“, befindet Neil Wilson vom britischen Maklerunternehmen ETXCapital.
Der Vix misst anhand von Optionspreisen die in naher Zukunft am amerikanischen Aktienmarkt erwarteten Kursschwankungen. Damit ist der Vix zunächst ein amerikanischer Index, aber da die Wall Street die mit Abstand wichtigste Börse der Welt ist, gilt der Vix als Indikator für die Stimmungslage der Anleger rund um den Globus. Ein sehr niedriger Stand des Index zeigt große Gelassenheit an; ein hoher Stand des Vix deutet auf Nervosität, die sich in Form großer Kursbewegungen äußert. Nachdem sich der Vix lange Zeit auf sehr niedrigen Niveaus bewegte, ist er in den vergangenen Tagen spürbar gestiegen, auch wenn er sich weit von den Niveaus der Finanzkrise bewegt.
Die Veränderung der vergangenen Tage verdeutlicht: An den Finanzmärkten ist leichte Unruhe eingezogen, aber von Panik kann keine Rede sein. Begünstigt werden die Kursausschläge von der Jahreszeit, denn während des Sommers gehen die Umsätze an den Finanzmärkten gewöhnlich zurück. Das vergrößert die Wahrscheinlichkeit deutlicherer Kursausschläge. „Die umsatz- und terminarmen Wochen Mitte August sind gerade bei besorgniserregenden Entwicklungen wie hinsichtlich des Nordkorea-Konflikts für höhere Marktschwankungen gut“, heißt es in einem Wochenend-Kommentar von Merck Finck Privatbankiers.
Eine Abwärtsspirale der vielen Gründe
Interessant ist, dass die Nervosität zumindest bisher keine neuen Trends schafft, sondern Marktbewegungen der vergangenen Wochen und Monate verstärkt. Das lässt sich sehr gut für den Markt für Staatsanleihen aus Ländern mit sehr guter Bonität zeigen, die gewöhnlich in Krisenzeiten als sicherer Hafen für Kapitalanlagen dienen. In den vergangenen Tagen sind die Renditen für Staatsanleihen aus den Vereinigten Staaten und aus Deutschland gesunken, aber die Abwärtsbewegung hatte schon vor mehreren Wochen, und damals nicht aus politischen Gründen begonnen. Ähnlich sieht es mit dem Preis für eine Feinunze (31 Gramm) Gold aus, der sich wieder der Marke von 1300 Dollar nähert. Er ist in den vergangenen Tagen gestiegen, aber dieser Preisauftrieb ist nichts anderes als die Fortsetzung einer Erholung, die zuvor begonnen hatte.
Ähnliches lässt sich über den deutschen Aktienmarkt sagen, wo der Dax zum Wochenschluss unter die Marke von 12.000 Punkten gefallen ist und sich damit dem charttechnischen Analysten stark beachteten Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage nähert. Seinen Jahreshöchststand hatte der Dax aber schon im Juni erreicht, und der Index befindet sich bereits seit fast zwei Monaten in einer Konsolidierung auf hohem Niveau, die bisher nicht den Eindruck erweckt, als würde sie sich in eine schwere Baisse verwandeln.
Eine langfristige Analyse des amerikanischen Aktienmarktes durch die Fondsgesellschaft Blackrock belegt, dass einzelne politische Ereignisse kurzfristig Nervosität und Kursschwankungen an den Finanzmärkten erzeugen können, aber gewöhnlich nicht geeignet sind, langfristige Trends umzukehren. Hierzu bedarf es grundlegender Veränderungen der Wirtschaftslage, zum Beispiel deutlicher Hinweise auf eine bevorstehende Rezession. Zudem haben viele Anleger im vergangenen Jahr gezeigt, dass sie sich von unerwarteten politischen Ergebnissen – der Brexit-Abstimmung, der Wahl Donald Trumps sowie dem Verfassungsreferendum in Italien – in ihrer langfristigen Wahrnehmung der Finanzmärkte nicht beirren lassen.
Was an den Finanzmärkten nach wie vor interessiert, ist die Ausrichtung der Geldpolitik. So sorgte am Freitagnachmittag die Veröffentlichung einer unter den Erwartungen liegenden amerikanischen Inflationsrate von 1,7 Prozent für fallende Anleiherenditen in den Vereinigten Staaten und in Europa. An den Märkten wird spekuliert, dass die Inflationsrate länger auf einem niedrigen Niveau verharrt als von der Fed erwartet. Daher geht heute nur noch eine Minderheit der Marktteilnehmer von einer weiteren Leitzinserhöhung der Fed im Dezember aus.