Marktturbulenzen : Chinas Investoren erleben schlimmsten Tag seit 2007
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Chinas Aktienmarkt bricht ein. Bild: Reuters
Die Talfahrt an Chinas Börse beschleunigt sich. Trotz Gegenmaßnahmen der Regierung und Notenbank ist der Index Shanghai Composite zeitweise um bis zu 8,2 Prozent eingebrochen. Mehr als 1000 Werte wurden vom Handel ausgesetzt.
Der Ausverkauf an den chinesischen Aktienbörsen beschleunigt sich. Die wichtigsten Indizes CSI 300 und Shanghai Composite fielen am Mittwoch zur Eröffnung des Marktes um sieben Prozent. Die für die Aktienmärkte zuständige Aufsichtsbehörde sprach von einer Panikstimmung.
Mehr als 1000 Unternehmen nicht im Handel
Die Investoren bekommen Angst, weil die Stabilisierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung und der Notenbank bisher nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Der Shanghai Composite sackte zeitweise um mehr als acht Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seit 2007. Im weiteren Tagesverlauf konnte er sich wieder etwas stabilisieren.
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— zerohedge (@zerohedge) July 8, 2015
Mehr als 1000 Firmen werden derzeit nicht mehr gehandelt. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge sind derzeit rund 43 Prozent der Marktkapitalisierung eingefroren.
Chinas Zentralbank versicherte, dem nationalen Kreditgeber China Securities Finance Corporation (CSF) ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen, um Wertpapierkäufe zu finanzieren. Das Finanzorgan suche mindestens 500 Milliarden Yuan (umgerechnet 73 Milliarden Euro), um den Markt zu stützen. Der Finanzierungsarm wolle den Kauf von Wertpapieren von kleineren und mittleren Unternehmen verstärken, um wieder Normalität herzustellen, teilte die Wertpapieraufsicht mit.
Der chinesische Aktienmarkt hat in den vergangenen drei Wochen etwa 30 Prozent seines Wertes verloren. Allerdings hatten sich die Kurse seit November mehr als verdoppelt. Zuletzt waren viele Kleinaktionäre in den Handel eingestiegen und hatten die Kurse nach oben getrieben.
Trotz der aktuellen Turbulenzen glauben manche Investoren, dass die Rally mittelfristig weitergeht. „Das ist noch keine Blase“, sagt Kinger Lau, China-Analyst der Investmentbank Goldman Sachs. Viele Unternehmen seien gut bewertet. Außerdem rechnet er mit weiteren Interventionen: „Die Regierung hat genügend Werkzeuge, den Markt zu unterstützen.“
Staat kämpft gegen Crash
Um die Talfahrt aufzuhalten, erleichterten die Aufsichtsbehörden auch die Regeln für Aktienkäufe durch Versicherungen, die jetzt deutlich mehr Geld in den Markt stecken dürfen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Zugleich verkündete die Terminbörse strengere Regeln, um künftig extreme Schwankungen zu verringern. Die Sicherheitsleistungen wurden erhöht und damit die Möglichkeit kreditfinanzierter Spekulationen eingedämmt.
Seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise 2008 habe die Regierung nicht mehr so stark in den Aktienmarkt eingegriffen, schrieben chinesische Staatsmedien. Vor mehr als einer Woche hatte die Zentralbank bereits die Zinsen gesenkt. Auch waren massive Stützungskäufe getätigt oder neue Börsengänge ausgesetzt worden. Doch konnten die staatlichen Interventionen den Abwärtstrend an den Märkten bisher nicht verhindern.