Marktbericht : Siemens-Anleger sehen möglichen Alstom-Deal skeptisch
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Siemens in 200 Ländern, das konnte Gründer Werner von Siemens nicht ahnen Bild: dpa
Das Interesse von Siemens an einer Kooperation mit der französischen Alstom stößt bei Aktienanlegern auf kein positives Echo. Mehr gefallen finden sie am Montag an Bayer.
Das Interesse von Siemens am französischen Technologiekonzern Alstom sorgt bei Aktionären für Skepsis. Der Kurs der Siemens-Aktien gibt mehr als zwei Prozent nach. Siemens hat nach eigener Aussage dem Alstom-Verwaltungsrat „Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit“ signalisiert. Damit könnte Siemens die Pläne des amerikanischen Mischkonzerns General Electric durchkreuzen, der mit Alstom über einen Kauf der Sparte für Energietechnik verhandelt. „Bei den Investoren sorgt das für Verdruss, denn sie fürchten die Kosten, die das ganze mit sich bringen könnte“, sagte ein Händler. Einem Zeitungsbericht zufolge taxiert Siemens den Wert der ihn interessierenden Alstom-Geschäfte auf zehn bis elf Milliarden Euro.
Die Commerzbank hat die Einstufung für Siemens anlässlich des Übernahmepokers mit General Electric (GE) um Alstom auf „Hold“ mit einem Kursziel von 96 Euro belassen. Wie Analyst Ingo-Martin Schachel in einer Studie vom Montag schrieb, könnte Siemens eine mögliche Transaktion wohl ohne Kapitalerhöhung stemmen. Demnach würde der Gewinn je Aktie (EPS) dadurch gesteigert werden. Ohne den in der Presse kolportierten möglichen Verkauf der Siemens-Transportsparte an Alstom würden der Umsatz der Münchener nach Schachels Berechnung um 20 Prozent, der operative Gewinn (Ebit) um zwölf Prozent und das EPS um zehn Prozent zulegen.
Überraschend gute Quartalszahlen verleihen unterdessen Bayer Rückenwind. Der Kurs des Arzneimittelherstellers steigt um 3,9 Prozent auf 99,50 Euro. „Die Zahlen sind ziemlich stark, das sorgt erst einmal für gute Stimmung“, sagt ein Händler. Angeheizt wird die Kauflaune nach Aussage von Börsianern auch durch Übernahmephantasien in der Pharmabranche: Bayer prüft nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg den Verkauf des zuletzt schwächelnden Kunststoffgeschäfts. Damit könnte sich der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern stärker auf das gut laufende Pharmageschäft fokussieren. Der amerikanische Konzern Pfizer hat sein Interesse an einer Übernahme des britischen Rivalen Astra-Zeneca bekundet.
Der Aktienmarkt zeigt nach einer turbulenten Vorwoche insgesamt freundlicher. Der Dax gewinnt 0,5 Prozent auf 9451 Punkte, der mit 100 Werten den Markt breiter darstellende F.A.Z.-Index legt um 0,7 Prozent auf 1983 Zähler zu. Da die Ukraine-Krise über das Wochenende nicht eskaliert sei, reduzierten die Investoren nun einen Teil ihrer Risikoabsicherung, sagt Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black. Die weitere Entwicklung behielten die Anleger aber genau im Auge. Zudem stehen die langsam an Fahrt gewinnende Berichtssaison deutscher Unternehmen sowie Übernahmeaktivitäten im Fokus.
Abseits der großen Indizes fällt der Kurs von Air Berlin um 4,7 Prozent. Die Fluggesellschaft ist 2013 wieder tief in die roten Zahlen gerutscht und plant nun einen grundlegenden Umbau. Das laufende Sparprogramm reiche nicht aus, teilte das Unternehmen mit.